Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Talanx hat sowohl im ersten Halbjahr als auch im zweiten Quartal wegen zusätzlicher Reserven für mögliche Schäden aus dem Russland-Ukraine-Krieg eine erhebliche Verschlechterung der Combined Ratio hinnehmen müssen. Die Combined Ratio betrug 98,4 Prozent sowohl im Halbjahr als auch im zweiten Quartal. Ohne die Ukraine-Reserven hätte sie CFO Jan Wicke zufolge im Halbjahr bei 96,0 Prozent gelegen, im Quartal nach Angaben eines Unternehmenssprechers bei 95,8 Prozent und somit in etwa auf Vorjahresniveau (95,7 Prozent) gelegen. Die Quote setzt Aufwand und Ertrag in Relation. Unterhalb von 100 Prozent arbeitet eine Versicherung profitabel.

Insgesamt hat Talanx zum 30. Juni auf Gruppenebene inzwischen 346 Millionen Euro für mögliche Schäden aus dem Krieg gebildet, mehr als doppelt soviel wie die 150 Millionen Euro im ersten Quartal. Der Russland-Ukraine-Krieg machte im ersten Halbjahr den größten möglichen Großschaden aus.

Wicke zufolge ist die Schätzung vorsichtig, aber weiter mit Unsicherheit behaftet - nicht zuletzt, weil der Krieg andauert und weil juristische Fragen im Zusammenhang mit Flugzeug-Leasing-Verträgen geklärt werden müssen. Es sei nicht auszuschließen, dass der Konzern die Reserven weiter stärken müsse.

Die Reservestärkung betrifft laut Wicke vor allem drei Konzernbereiche - am stärksten die Rückversicherung Hannover Rück, aber auch die Industrieversicherung und Erstversicherung. Etwa 80 Prozent der Reserven beträfen derzeit Schäden, von denen der Konzern annimmt, dass sie eingetreten sind, die aber noch nicht von Kunden oder Zedenten gemeldet wurden. In den Rückstellungen seien auch mögliche Flugzeug-Schäden enthalten sowie bestimmte Kriegspolicen, die nicht gekündigt werden konnten. Manche Kriegspolicen seien kündbar gewesen, andere nicht.

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DJG/uxd/smh

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August 10, 2022 03:48 ET (07:48 GMT)