Zürich (awp) - Was hoch steigt, kommt irgendwann auch wieder runter. Dies gilt zur Wochenmitte sowohl für die Aktien- als auch die Anleihemärkte. Am Schweizer Bond-Markt geben die Kurse für den Zins-Future Conf sowie den Swiss-Bond-Index nach.

Die Obligationen radieren damit einen Teil der zuletzt starken Kursgewinne wieder aus. Selbst langjährige Finanzmarktexperten haben die jüngsten Kurs- und Renditeschwankungen bei Staatsanleihen zuletzt überrascht. "So starke Schwankungen bei Staatsanleihen wie seit den Sommermonaten haben wir zuletzt während der Staatsschuldenkrise 2010 bis 2012 gesehen", erklärt Swiss-Life-Chefökonom Marc Brütsch im Gespräch mit AWP.

Besonders zu Beginn der laufenden Woche habe der Markt Kapriolen geschlagen. Diese extreme Reaktion sei zu einem Grossteil den Entwicklungen in Grossbritannien geschuldet gewesen. Premierministerin Liz Truss und Finanzminister Kwasi Kwarteng hatten vor etwa zehn Tagen mit weitreichenden Plänen für Steuersenkungen, die vor allem Reichen zugutekommen sollen, heftige Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst.

Diese seien dann auch auf den Schweizer Obligationenmarkt übergeschwappt, erklärt Brütsch weiter. "In der Schweiz sind starke Rendite-Ausschläge bei Staatsanleihen eher selten." So schwanken dem Experten zufolge die Renditen bei den 10-jährigen Bonds in der Regel im Wochenvergleich um fünf Basispunkte nach oben oder unten. "Seit Mitte Juni haben wir in manchen Wochen Schwankungen von 30 Basispunkten und mehr gesehen."

Allerdings sollte sich die Lage in den kommenden Wochen beruhigen, glaubt Chefökonom Brütsch. "Wir gehen davon aus, dass bald erkennbar sein wird, wann die Notenbanken ihren Zinserhöhungs-Zyklus beenden." Das erhöhe die Visibilität und schaffe eine gewisse Klärung darüber, wo die Zinsen in Zukunft stehen werden.

Nach Ansicht der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) dürfte da aber bereits das Gröbste erledigt sein. Wie aus den Prognosen des KOF hervorgeht, dürfte in den USA der Zinszyklus bereits früh 2023 beendet werden. Hierzulande dürfte der Leitzins nach Ansicht der Experten maximal bei 1 Prozent liegen, wie aus der Prognose hervorgeht.

Wichtiger noch: Im Verlauf des kommenden Jahres gehen sie sogar davon aus, dass in der Schweiz und auch der Eurozone die Zinsen sinken könnten. Sie begründen dies mit einem nachlassenden Preisdruck ab Mitte 2023, wodurch die Inflationsrate Ende 2023 unter 2 Prozent sinken sollte.

Am hiesigen Primärmarkt ist unterdessen erneut ruhig. Nachdem am Montag noch reges Treiben herrschte, gab es schon am Vortag keine Emissionen.

Der Dezember-Conf-Future verliert gegen 13.20 Uhr 92 BP auf 146,5 Prozent. Der Umsatz beträgt gerade einmal sechs Kontrakte. Am Vortag hatte er mit einem weiteren Kursplus von 154 BP seine steile Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage fortgesetzt.

Bei den bislang gehandelten Eidgenossen halten sich Gewinner und Verlierer die Waage. Dabei legen die Kurse der Anleihen mit kürzeren Laufzeiten tendenziell zu, während am ganz langen Ende Kursverluste zu beobachten sind.

Von den beiden Benchmarkbonds gewinnt der Zweijährige 1 BP hinzu auf 101,42 Prozent und rentiert zu +0,4 Prozent. Die noch ungehandelte zehnjährige Referenzanleihe (0,5%/2032) wirft 0,96 Prozent ab.

Der Kassazinssatz hat seinen Sinkflug seit Mitte vergangener Woche ebenfalls unterbrochen und liegt bei 1,014 Prozent über den 0,921 Prozent vom Vortag.

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