FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einem Start im Plus haben die europäischen Aktienmärkte am Dienstag deutlich im Minus geschlossen. Am Vormittag belastete zunächst, dass das Ifo-Institut die deutsche Wachstumsprognose für 2022 deutlich gesenkt hatte. Am Nachmittag überraschten dann hohe Inflationsdaten aus den USA: dort stiegen die Erzeugerpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,6 Prozent. Dies wurde an der Börse als möglicher Beleg gesehen, dass die Fed eher früher als später zur geldpolitischen Normalisierung zurückkehrt. In der Folge ging es für US-Staatsanleihen nach unten - die Renditen legten zu.

Der DAX verlor 1,1 Prozent auf 15.454 Punkte, der Euro-Stoxx-50 notierte mit 4.145 Punkten 0,9 Prozent im Minus. Ein Blick auf die Sektoren zeigte deutlich, dass sich Anleger mit Blick auf eine länger anhaltende Inflation am Aktienmarkt positionieren. So schloss der Sektor der Minenwerte 1,4 Prozent höher, er gilt als sicherer Hafen in Zeiten der Geldentwertung. Der Sektor der Technologiewerte, in dem lange Zeit die Bewertungs-Multiples auf Grund der niedrigen Zinsen überdurchschnittlich hoch waren, gab dagegen um 2,1 Prozent nach. Auf Sicht eines Monats ging die Schere schon deutlicher auseinander, hier haben die Minen- die Technologiewerte bereits 10 Prozent outperformt.


   Ifo-Institut senkt Wachstumsprognose für 2022 deutlich 

Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Wachstumsprognose für 2022 um 1,4 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent gesenkt und jene für das Jahr 2023 dafür um 1,4 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent angehoben. "Die anhaltenden Lieferengpässe und die vierte Corona-Welle bremsen die deutsche Wirtschaft spürbar aus. Die zunächst erwartete kräftige Erholung für 2022 verschiebt sich weiter nach hinten", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.


   Zeichen stehen auf Normalisierung der Geldpolitik 

Mit der hohen Inflationsrate in den USA stehen die Zeichen klar auf einer Normalisierung der lockeren Geldpolitik. Für die USA erwarten die Analysten von JP Morgan nun, dass die Fed mit Zinserhöhungen schon im Juni 2022 und nicht erst im September beginnen werde. Dem dürften dann quartalsweise Erhöhungen folgen. Die Ergebnisse des Fed-Treffens werden am Mittwoch nach Handelsschluss in Europa bekannt gegeben.

Die größere Unsicherheit betrifft das Vorgehen der EZB am Donnerstagmittag. Diese dürfte beschließen, die Nettokäufe unter dem Pandemieprogramm PEPP per Ende März 2022 einzustellen. Das ist der einzige Punkt, über den sich Analysten im Vorfeld der Beratungen einigermaßen einig sind. Die Unsicherheit über weitere Fragen - wie viel Anleihen kauft die EZB im ersten Quartal, wie viel danach, wie wird das APP-Programm modifiziert - ist groß. Das gilt auch für die Unsicherheit bezüglich des makroökonomischen Umfelds, dem sich die EZB bei ihren Entscheidungen gegenüber sieht.


   Silver Lake steigt bei Software AG ein - aber nur indirekt 

Mit dem Einstieg von Silver Lake bei der Software AG ging es für die Aktie des Softwarekonzerns um 14 Prozent nach unten. "Der Markt ist schwer enttäuscht über die Form des Einstiegs", sagte ein Händler. Silver Lake beziehe nur eine Wandelanleihe, beteilige sich aber nicht direkt durch Aktienkäufe am Unternehmen. Erst vor wenigen Tagen war berichtet worden, dass Silver Lake ein Gebot für Software erwäge. Die Software AG prüfte jüngst verschiedene strategische Optionen, unter anderem auch sich selbst zum Verkauf zu stellen.

Die Aktien von Arcelormittal stiegen um gut 8 Prozent. Der Stahlkonzern teilte mit, dass er mit einigen Investoren über den Rückkauf einer Wandelanleihe verhandele. "Das ist eine Pflichtwandelanleihe, ihr vorzeitiger Rückkauf ist daher so etwas wie ein vorweggenommener Aktienrückkauf", sagt ein Händler. Sie hätte schon 2023 die Aktienanzahl erhöhen und den Gewinn verwässern können.

Telefonica gewannen 4,4 Prozent. Nach Einschätzung der Citigroup ist der Ausgang der Auktion zur Vergabe der La-Liga-Übertragungsrechte für die nächsten fünf Fußball-Spielzeiten bis 2026/27 leicht positiv für das spanische Telekomunternehmen zu werten. Die Analysten erwarten, dass Telefonica einen geringen positiven EBITDA-Beitrag von bis zu 50 Millionen Euro daraus erzielen werde. Allerdings dürfte die Nachricht nicht ausreichen, um andere eher belastende Themen für die Aktie zu überdecken. Die Geschäftsentwicklung in den beiden vergangenen Quartalen blieb unter Erwartungen.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
                          stand      absolut         in %          seit 
                                                           Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          4.144,51       -38,53        -0,9%        +16,7% 
Stoxx-50               3.682,75       -29,55        -0,8%        +18,5% 
Stoxx-600                469,56        -3,97        -0,8%        +17,7% 
XETRA-DAX             15.453,56      -168,16        -1,1%        +12,7% 
FTSE-100 London        7.226,11        -5,33        -0,1%        +11,9% 
CAC-40 Paris           6.895,31       -47,60        -0,7%        +24,2% 
AEX Amsterdam            775,75        -7,25        -0,9%        +24,2% 
ATHEX-20 Athen         2.127,18        -4,73        -0,2%        +10,0% 
BEL-20 Brüssel         4.121,78       -23,59        -0,6%        +13,8% 
BUX Budapest          50.153,00      -428,29        -0,8%        +19,1% 
OMXH-25 Helsinki       5.373,89       -56,56        -1,0%        +17,2% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.368,87       +74,36        +3,2%        +44,8% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.806,19       -43,72        -2,4%        +23,3% 
PSI 20 Lissabon        5.488,31       -44,36        -0,8%        +11,1% 
IBEX-35 Madrid         8.378,50       +55,80        +0,7%         +3,8% 
FTSE-MIB Mailand      26.556,67        +5,65        +0,0%        +19,4% 
RTS Moskau             1.548,81        +0,72        +0,0%          -- 
OBX Oslo               1.040,36       -12,47        -1,2%        +21,1% 
PX  Prag               1.401,57        -1,93        -0,1%        +36,5% 
OMXS-30 Stockholm      2.286,37       -23,98        -1,0%        +22,0% 
WIG-20 Warschau        2.211,81        -2,57        -0,1%        +11,5% 
ATX Wien               3.738,38        -7,22        -0,2%        +33,1% 
SMI Zürich            12.411,58      -139,70        -1,1%        +16,0% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut       +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,37                  +0,01         +0,20 
US-Zehnjahresrendite        1,43                  +0,02         +0,52 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Di, 8:10  Mo,19:21 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1271      -0,1%      1,1275        1,1297   -7,7% 
EUR/JPY                   128,11      -0,0%      128,09        128,16   +1,6% 
EUR/CHF                   1,0410      -0,0%      1,0409        1,0411   -3,7% 
EUR/GBP                   0,8523      -0,2%      0,8535        0,8549   -4,6% 
USD/JPY                   113,65      +0,0%      113,58        113,44  +10,0% 
GBP/USD                   1,3224      +0,1%      1,3212        1,3215   -3,2% 
USD/CNH (Offshore)        6,3735      -0,0%      6,3691        6,3751   -2,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                46.856,91      -0,1%   46.586,70     47.638,88  +61,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %       +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  69,79      71,29       -2,1%         -1,50  +47,0% 
Brent/ICE                  72,72      74,39       -2,2%         -1,67  +47,0% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %       +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.773,91   1.787,18       -0,7%        -13,28   -6,5% 
Silber (Spot)              21,91      22,35       -2,0%         -0,44  -17,0% 
Platin (Spot)             917,00     933,85       -1,8%        -16,85  -14,3% 
Kupfer-Future               4,25       4,28       -0,7%         -0,03  +20,8% 
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DJG/thl/flf

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December 14, 2021 12:19 ET (17:19 GMT)