München (Reuters) - Die Kunden des Münchner Spezialchemie-Konzerns Wacker Chemie müssen in diesem Jahr mit deutlich steigenden Preisen rechnen.

Der Hersteller von Polysilizium für die Chip- und Solarindustrie, Dispersionspulvern für Lacke und Silikonen für die Baubranche müsse in diesem Jahr eine Milliarde Euro mehr für Energie und Rohstoffe ausgeben als 2021, rechnete Finanzchef Tobias Ohler am Dienstag vor. 70 bis 80 Prozent davon wolle man auf die Kunden abwälzen. Schon im vergangenen Jahr seien die Kosten um eine halbe Milliarde auf 2,5 Milliarden Euro nach oben geschnellt. Die Stromrechnung, die 450 Millionen Euro ausmachte, könne sich in diesem Jahr verdoppeln. "Das ist extrem", sagte Ohler. Zwei Drittel des Bedarfs habe man sich aber schon 2021 zu günstigeren Preisen gesichert.

Für zusätzliche Unsicherheit sorgt der Krieg in der Ukraine. Das größte Risiko für Wacker wäre ein Öl- und Gas-Embargo oder ein Gas-Lieferstopp aus Russland, sagte Vorstandschef Christian Hartel. Die Lieferungen nach Russland habe Wacker nach dem Einmarsch in der Ukraine eingestellt - dort erwirtschaftet der Konzern aber nur zwei Prozent des Umsatzes. Trotz allem gibt sich Hartel verhalten optimistisch für das neue Jahr: "Bei aller Vorsicht, die wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und der nach wie vor andauernden Pandemie geboten ist, gehen wir mit Zuversicht ins Geschäftsjahr 2022."

Der Umsatz soll auf rund sieben Milliarden Euro steigen, nachdem er sich 2021 kräftig von der Corona-Krise erholt hatte und um 32 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro wuchs. Das operative Ergebnis (Ebitda) werde mit 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro im besten Fall wieder an den Vorjahres-Rekordwert (1,54 Milliarden) heranreichen. Von der Vervierfachung des Nettogewinns auf 828 (202) Millionen) Euro im vergangenen Jahr sollen auch die Aktionäre - allen voran die Mehrheitseigentümer-Familie Wacker - profitieren. Die Dividende wird auf acht (zwei) Euro angehoben und ist damit 16-mal so hoch wie 2019. Das trieb die Aktie um 5,7 Prozent auf 150,25 Euro.

Den größten Umsatz- und Gewinnschub brachte Wacker Chemie 2021 das Polysilizium-Geschäft. Fast jeder zweite Computerchip weltweit basiere auf Polysilizium von Wacker, sagte Hartel. Der Umsatz der Sparte hat sich fast verdoppelt. Vor zwei Jahren hatte der Konzern noch darüber geklagt, dass China den Markt überschwemme und die Preise verderbe, nun haben sie wegen der weltweiten Chip-Knappheit stark angezogen. "Wir glauben, dass die Nachfrage auch nachhaltig da sein wird", sagte Ohler.