München (Reuters) - Der genossenschaftliche Versicherungskonzern R+V hat die Signa-Pleite mit kleineren Blessuren verdaut.

"Wir sind dabei, daraus zu lernen", sagte Vorstandschef Norbert Rollinger am Mittwoch in Wiesbaden. Der Versicherer war an den Immobiliengesellschaften Signa Prime und Signa Development des österreichischen Investors Rene Benko sowie an dem Online-Sporthändler Signa Sports United beteiligt und hat nach Angaben von Aufsichtsratschef Cornelius Riese einen "robusten dreistelligen Millionenbetrag" damit verloren. Trotzdem hat sich das Ergebnis vor Steuern der DZ-Bank-Tochte dank eines fulminanten Ergebnisses aus den eigenen Kapitalanlagen im vergangenen Jahr auf 933 (2022: 196) Millionen Euro mehr als vervierfacht. Ohne Signa hätte es wohl zu einem Milliardengewinn gereicht.

R+V werde nicht mehr direkt in Immobilienfirmen investieren, sagte Finanzvorstand Marc Michallet. "Das war ein schmerzhafter Fehler." Die R+V Versicherung habe ihr Signa-Engagement 2023 komplett abgeschrieben, erwarte aber aus dem Insolvenzverfahren von Signa Rückflüsse, sagte er unter Verweis auf die angepeilte Insolvenzquote von 30 Prozent. "Da sind sehr werthaltige Assets drin." Beim übrigen Immobilien-Engagement, das 8,4 Prozent der Kapitalanlagen ausmacht, sieht Michallet den Versicherer auf der sicheren Seite. Man habe seit 2020 angesichts des überhitzten Marktes nichts mehr gekauft und daher nur "einen geringen einstelligen Korrekturbedarf".

Unter dem Strich erwirtschaftete die R+V im Jahr 2023 mit den Kapitalanlagen einen Gewinn von 3,5 (minus 3,6) Milliarden Euro. "Wir profitieren von den gestiegenen Zinsen und nutzen das auch aus", sagte Rollinger. Michallet sagte, man habe Aktien "in die Rally hineinverkauft", der größte Teil des Ergebnisses seien aber unrealisierte Gewinne. Die abrupte Zinswende der Notenbanken hatte 2022 für Milliardenverluste gesorgt.

Im operativen Geschäft lagen die gebuchten Beiträge 2023 mit 19,8 Milliarden Euro dank der wachsenden Rückversicherung um 1,5 Prozent über Vorjahr. Für das laufende Jahr gab Rollinger ein Wachstumsziel von mehr als drei Prozent aus, also über dem erwarteten Branchenschnitt. Im ersten Quartal liege die R+V um vier Prozent über Vorjahr.

Im Erstversicherungsgeschäft trat die R+V im vergangenen Jahr auf der Stelle, weil die steigenden Zinsen Leben-Policen gegen Einmalbeitrag weniger attraktiv machten. In der Schaden- und Unfallversicherung legten die Einnahmen um 5,6 Prozent zu, weil die Prämien in der Kfz- und Gebäudeversicherung kräftig stiegen.

Komposit-Vorstand Klaus Endres sagte, die R+V habe in der Autoversicherung rote Zahlen geschrieben, obwohl sie die Preise angehoben habe. Die Schaden-Kosten-Quote liege etwas unter dem Branchenschnitt von 111 Prozent, "aber auch wir sind dreistellig", räumte Endres ein - was für operative Verluste spricht. Bei größeren Erhöhungen hätte Deutschlands drittgrößter Kfz-Versicherer riskiert, zu viele seiner fünf Millionen Kunden zu verlieren, sagte Endres. Auch 2024 werde sie noch bei mehr als 100 Prozent liegen, obwohl die Prämien zum Jahreswechsel im Schnitt um sieben Prozent erhöht worden seien.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)