Düsseldorf (Reuters) - Bei der angeschlagenen Signa-Gruppe des österreichischen Investors Rene Benko könnten Insidern zufolge weitere Insolvenzanträge für Konzerngesellschaften in Deutschland folgen.

Solche Insolvenzanträge seien in Vorbereitung, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Von Signa war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Die Signa Real Estate Management Germany hat bereits beim Amtsgericht Charlottenburg einen Insolvenzantrag gestellt, wie das Gericht am Mittag mitteilte. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Torsten Martini bestellt.

Signa leidet Insidern zufolge unter Liquiditätsproblemen. Finde sich nicht kurzfristig ein Kreditgeber, könnte die gesamte Gruppe fallen, hatten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen gesagt. Dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" und dem Magazin "News" zufolge verhandelt Signa nun nur noch mit dem US-Hedgefonds Elliott über einen Finanzspritze. Dies sei Benkos "letzte Chance", hieß es dem Bericht zufolge aus seinem Umfeld. Bei anderen Investoren sei Signa abgeblitzt. Ein Elliott-Sprecher wollte sich nicht äußern. Zu Signa gehören große Immobilienbestände und unter anderem auch der Warenhausriese Galeria.

Nur bei einem Erfolg der Gespräche um eine weitere Finanzierung könnte eine umfassende Sanierung der Gruppe angegangen werden, sagten mehrere Insider. Für diese soll eigentlich der deutsche Restrukturierungsexperte Arndt Geiwitz sorgen, der bereits Galeria aus der Insolvenz geführt hatte und bei Signa auf eine Brückenfinanzierung poche. Signa hatte am 8. November erklärt, Benko ziehe sich aus der Führung zurück und Geiwitz übernehme den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees der Holding. Einen Insider zufolge ist dies aber noch nicht geschehen. Geiwitz habe formell noch nicht den Posten inne und nehme damit nach wie vor nur die Rolle eines Beraters bei Signa ein. Ein Geiwitz-Sprecher wollte dies nicht kommentieren. Die "Lebensmittel Zeitung" hatte bereits über den Vorgang berichtet. Von Signa war auch dazu keine Stellungnahme zu erhalten.

In Benkos Imperium hatten sich bereits vor einigen Wochen erste Risse gezeigt. Die Signa Sports United hatte im Oktober Antrag auf Insolvenz stellen müssen. Signa hatte ihr zuvor eine Kapitalspritze verweigert. Benko hatte sich kurz darauf Signa zufolge aus der Führung zurückgezogen. Die Familie Benko Privatstiftung blieb allerdings weiterhin größter Gesellschafter bei Signa. Er sei "sicher, dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann", hatte Benko versichert. Weniger rosig sah indes die US-Ratingagentur Fitch die Zukunft - sie stufte kürzlich eine Signa-Tochter auf "hochriskant" herab und warnte vor Ansteckungsrisiken für weitere Teile der Gruppe. Bei mehreren großen Bauprojekten in Deutschland, etwa dem Elbtower in Hamburg, liegen derzeit die Bauarbeiten auf Eis.

Kredite hat die Signa unter anderem von österreichischen Banken erhalten. Das Gesamt-Exposure der Finanzinstitute habe sich auf rund 2,2 Milliarden Euro belaufen, hatte eine Person mit Kenntnis der Situation zu Reuters gesagt und sich dabei auf Daten von der Mitte des Jahres bezogen. Die größten Kreditgeber seien die Raiffeisen Bank International (RBI), die ihr Engagement bei Signa in den vergangenen Jahren deutlich reduziert habe, und die zur italienischen UniCredit gehörende Bank Austria. Auf diese beiden Geldhäuser entfielen den Daten zufolge beinahe zwei Drittel des Kreditvolumens, so der Insider. Nach Gesprächen mit den Aufsichtsbehörden der Europäischen Zentralbank (EZB), die über die Aussichten der Signa Gruppe besorgt sind, hätten sich die Banken entschlossen, ihr Engagement bei der Immobilien-Gruppe zu reduzieren, sagte ein weiterer Insider.

Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär hatte zudem am Montag ein Kreditrisiko von gut 600 Millionen Franken bei einer Unternehmensgruppe eingeräumt. Einem Insider zufolge soll Julius Bär bei Signa exponiert sein und dürfte wohl einige dieser Kredite abschreiben. Ein Sprecher der Bank kommentierte dies nicht. Insider hatten gesagt, auch deutsche Landesbanken hätten bei Signa Kredite ausgereicht. An Signa beteiligt ist unter anderem die Familie Haselsteiner aus Österreich, an der Signa Prime ist unter anderem auch die Essener RAG-Stiftung mit rund fünf Prozent beteiligt.

(Bericht von Matthias Inverardi Paul Arnold und John O'Donnell, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)