--Überschuss soll um ein Fünftel auf mindestens 5 Milliarden Euro steigen

--Umsatz soll vergleichbar um bis nahe 10 Prozent wachsen

--Roland Busch übernimmt nach Hauptversammlung Vorstandsvorsitz

Von Olaf Ridder

(NEU: Durchgehend neu geschrieben mit Details aus der Pressekonferenz)

FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens hebt nach einem außerordentlich starken ersten Quartal die Ziele für das laufende Gesamtjahr deutlich an. Trotz Corona-Pandemie soll der Überschuss im laufenden Jahr 5 bis 5,5 Milliarden Euro erreichen und damit zwischen 20 und 30 Prozent höher ausfallen als im Vorjahr, kündigte das Unternehmen an. Zugleich soll der Umsatz auf vergleichbarer Basis nun im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich wachsen. Bislang galten moderate Steigerungen von Umsatz und Ergebnis als Ziel - also 3 bis 5 Prozent.

Der scheidende Vorstandschef Joe Kaeser kann auf der am Vormittag beginnenden Hauptversammlung den Staffelstab mit guten Nachrichten an seinen Nachfolger übergeben. "Das Team hat trotz eines komplexen Umfelds eine hervorragende Leistung abgeliefert", sagte Kaeser. "Ich bin dankbar, so ein starkes Unternehmen an die neue Führungsriege übergeben zu können."

Verantwortet wurden das erste Quartal bereits von Kaesers Nachfolger Roland Busch. "Das erste Quartal ist ein klarer Beweis, wie stark und agil Siemens sein kann, wenn es darum geht, seine Marktchancen zu nutzen", sagte er.

In den Monaten Oktober bis Dezember profitierte Siemens von starken operativen Zuwächsen in seinem Automatisierungs-geschäft Digital Industries. Ihr traut der Vorstand mit Blick auf steigendes Auftragsvolumen nun auch bis September deutliches Wachstum bei höheren Margen zu. Auch Smart Infrastructures soll eine höhere Rendite liefern als bisher geplant. Zur positiven Entwicklung trug auch die Medizintechniktochter Healthineers bei - sie hat zu Wochenbeginn bereits starke Zahlen veröffentlicht und ebenfalls ihre Jahresprognose angehoben.

Bereinigt um Währungseffekte kletterte der Umsatz von Siemens im ersten Quartal um 7 Prozent auf 14,1 Milliarden Euro und der Auftragseingang um 15 Prozent auf 15,9 Milliarden. Der operative Gewinn im industriellen Geschäft (EBITA) belief sich auf gut 2,1 Milliarden Euro - fast 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Neben deutlich geringeren Restrukturierungskosten und operativen Verbesserungen profitierte der Konzern überdies von etwa 170 Millionen Euro geringeren Reisekosten. All das trieb die operative Marge um 430 Basispunkte auf 16,0 Prozent. Unter dem Strich standen 1,5 (Vorjahr: 1,09) Milliarden Euro Gewinn.

Co-Chef Roland Busch sprach von einer unerwartet schnellen Erholung der Automobil- und Maschinenbaubranche, die vor allem im Dezember zu erheblich stärkerer Nachfrage geführt habe - vor allem in China. Die Auftragseingänge zeigten, dass sich diese Entwicklung fortsetzen werde. Lediglich die Prozessindustrie in den USA hinke hinterher. "Als ein Strohfeuer sehe ich das aber nicht", sagte Busch.

Mit Blick auf Corona sei vieles noch unsicher. "Daher bleiben wir vorsichtig", sagte Busch. "Die Pandemie ist noch nicht vorbei." Gegenwind erwartet Siemens kurzfristig von der Währungsseite. Im laufenden zweiten Quartal dürften die Margen in allen Kernsparten wegen des starken Euro etwas niedriger ausfallen, schätzt Finanzvorstand Ralf Thomas. Schon im ersten Quartal hatte der schwache Dollar rund 5 Prozentpunkte Wachstum gekostet.

An der Börse kam vor allem der Ausblick gut an. Das Gewinnziel liegt deutlich über dem Konsens, wie die Analysten von Jefferies anmerkten. Im frühen Handel notiert die Siemens-Aktie 1,8 Prozent im Plus.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

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February 03, 2021 03:39 ET (08:39 GMT)