FRANKFURT (Dow Jones)--Unsere Auswahl an Ereignissen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt, die in der Woche im Fokus stehen werden (Angaben in Ortszeit Deutschland):


1. Siemens Energy beziffert das Desaster bei Gamesa 

Ende Juni schockierte der Energietechnikkonzern den Finanzmarkt mit der Nachricht, dass die Qualitätsmängel im Geschäft mit Windenergieturbinen an Land weitaus umfangreicher ausfallen als bislang gedacht. Auch ältere Plattformen sind betroffen, dazu gibt es Probleme mit Rotorblättern und Lagern. Mindestens ein Milliardenschaden, so hieß es damals. Wie teuer es wirklich wird, was davon Zulieferer tragen und wie lange es dauern könnte, all dies zu beheben, wurde in den vergangenen Wochen geprüft. Das Ergebnis soll mit den Drittquartalszahlen vorgelegt liegen. Selbst ein Designproblem der neuen Plattform 5.X wurde nicht ausgeschlossen. Weil Vorstandschef Christian Bruch sich keinen weiteren Fehler bei Gamesa erlauben kann, dürfte die Bilanz schonungslos ausfallen.

>>> Montag, 7. August 2023; 07:00


2. Deutsche Produktion sinkt im Juni um 0,5 Prozent 

Die exportabhängige deutsche Wirtschaft bekommt die Schwäche der Weltwirtschaft zu spüren. Die Auftragspolster der Industrie schmelzen zunehmend ab, auch wenn Großaufträge aktuell die ansonsten schwache Nachfrage verdecken. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen erwarten für die Produktion der deutschen Industrie im Juni einen Rückgang um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Trotz geringerer Lieferkettenprobleme erholt sich die Produktion langsamer als erwartet. Das hohe Zinsniveau und die zwar sinkenden, aber weiterhin hohen Energiekosten stellen viele Unternehmen vor Herausforderungen. Der akute Fachkräftemangel ist ein zusätzliches Problem.

>>> Montag, 7. August 2023; 08:00


3. Bill Anderson präsentiert bei Bayer erstmals Zahlen 

Die Erwartungen an den neuen CEO beim Leverkusener Pharma- und Agrarkonzern mögen hoch sein, in den Halbjahreszahlen findet sich seine Handschrift aber noch nicht. Da Bill Andersons Vorgänger Werner Baumann die Wachstumserwartungen im Agrargeschäft noch im Mai auf 1,5 Prozent halbiert hat, sollte es eigentlich wenig negatives Überraschungspotenzial geben. Am Spannendsten dürfte der Analystencall werden, hier dürfte der 56-jährige Amerikaner seine ersten Eindrücke von Bayer verkünden. Ob der Manager durchblicken lässt, wie er mit Investoren-Forderungen nach einer Aufspaltung des Konzerns oder zumindest einem Verkauf des Geschäfts mit freiverkäuflichen Arzneimitteln umzugehen gedenkt, ist zumindest zweifelhaft.

>>> Dienstag, 8. August 2023; 07:30


4. Kann Brenntag den Ausblick halten? 

Der Chemikalienhändler Brenntag spürt die Bremsspuren der konjunkturellen Schwäche. Sowohl die Preise als auch Absatzmengen sind unter Druck und hohe Lagerbestände bei Kunden dürften die Nachfrage zusätzlich gedämpft haben. Bei der Zahlenvorlage steht der Ausblick im Fokus, hinter den Analysten ein Fragezeichen setzen, nachdem Chemieunternehmen wie BASF, Evonik und Lanxess ihre Prognosen gesenkt haben, sowie die laufende Restrukturierung.

>>> Mittwoch, 9. August 2023; 07:00


5. Bei Eon stehen Aussagen zum angehobenen Ausblick im Fokus 

Im Fokus der Anleger im Halbjahresbericht von Eon werden Aussagen zu den Zielen stehen. Der DAX-Konzern hat Ende Juli bereits vorläufige Zahlen vorgelegt, die am Markt gut aufgenommen wurden. Zudem wurde der Ausblick für 2023 angehoben. Die DZ Bank ist der Ansicht, dass wohl auch die neuen Jahresprognosen "konservativ gesetzt sind". Eon sei gut positioniert, um die Chancen durch die Energiewende nutzen zu können. Einige Analysten weisen darauf hin, dass das Halbjahresergebnis von Einmal- bzw. Aufholeffekten, wie niedrigere Beschaffungskosten, profitiert habe.

>>> Mittwoch, 9. August 2023; 07:00


6. und 7. Katastrophenarmes Quartal für Rückversicherer - aber Hurrikane voraus 

Das relativ geringe Aufkommen an versicherten Schäden hat der Munich Re und der Hannover Rück im zweiten Quartal geholfen. Die beiden großen deutschen Rückversicherer haben laut Analysten gute Ergebnisse erzielt. An der Prognose für das Gesamtjahr werden sie kaum rütteln, steht doch die Hurrikan-Saison bevor, die immer das Potenzial hat, den bisherigen Jahresverlauf durcheinanderzuwirbeln. Das Preisumfeld ist unterdessen weiterhin vorteilhaft: Die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Juli dürfte positiv ausgefallen sein für die beiden DAX-Konzerne.

>>> Hannover Rück: Mittwoch, 9. August 2023; 07:30

>>> Munich Re: Donnerstag, 10. August 2023; 07:30


8. Allianz dürfte Ausblick (noch?) nicht erhöhen 

Die Allianz ist auf Kurs. Wahrscheinlich liegt Europas größter Versicherer nach dem zweiten Quartal sogar auf Kurs, deutlich mehr als den Vorjahresgewinn einzufahren. Doch auf eine Erhöhung der Prognose sollte man nach dem ersten Halbjahr nicht hoffen, dazu ist der Konzern traditionell zu vorsichtig. Die Analysten trauen der Allianz besonders im Leben- und Krankengeschäft ein deutliches Gewinnwachstum zu, während im Schaden-Unfall-Geschäft nur mit einem mäßigen Anstieg zu rechnen ist. Die Vermögensverwaltung, bestehend aus Allianz Global Investors und Pimco, dürfte nach der Durststrecke im vergangenen Jahr an das erste Quartal angeknüpft und wieder Kundengelder eingeworben haben.

>>> Donnerstag, 10. August 2023; 07:00


9. Telekom geht etwas der Schwung aus 

Die Deutsche Telekom wird im zweiten Quartal nicht mehr wie gewohnt bei den meisten Ergebniskennziffern gewachsen sein. Das liegt an der Entkonsolidierung von Unternehmensteilen wie dem Tower-Geschäft, ist aber auch einem schwächern Dollar geschuldet, der das Wachstum der US-Tochter T-Mobile bei der Umrechnung in Euro schwächer aussehen lässt. Lediglich bei EBITDA AL trauen Analysten der Telekom noch eine Steigerung zum Vorjahr zu. Im Fokus steht der Ausblick für das Gesamtjahr, nachdem T-Mobile nicht mehr wie oft in der Vergangenheit die eigene Jahresprognose angehoben hat. Mit dem Markteintritt von Amazon könnte sich der Wettbewerbsdruck in den USA erheblich verschärfen.

>>> Donnerstag, 10. August 2023; 07:00


10. Siemens weiter unbeeindruckt von schwächerer Konjunktur 

Das unsichere Wirtschaftsumfeld trifft Siemens weiterhin nicht. Der Technologiekonzern dürfte auch im dritten Geschäftsquartal den Umsatz gesteigert und auch bei den Auftragseingängen erneut zugelegt haben. Während andere Branchen über ein schwierigeres Umfeld klagen, scheint es bei den Münchenern angesichts einer guten Nachfrage nach Investitionsgütern und Automatisierungslösungen weiter rund zu laufen. Zudem stützt das Geschäft bei Mobility, wo es zuletzt erneut diverse Zug-Großaufträge gab. Die zuletzt erneut erhöhte Prognose sollte Siemens daher bestätigen.

>>> Donnerstag, 10. August 2023; 07:00


11. Bei Thyssenkrupp interessiert die Strategie des Neuen 

Hinter Thyssenkrupp liegt ein erfolgreiches Quartal. Die Wasserstofftochter Nucera erfolgreich an die Börse gebracht, Freigabe staatlicher Beihilfen von bis zu 2 Milliarden Euro für Steel Europe zur Dekarbonisierung, was auch Zukunftssicherung bedeutet. Das hat Vertrauen geschaffen, das der Ruhrkonzern mit den Quartalszahlen untermauern muss. Nach dem Verlust im Vorquartal wird jetzt zumindest mit einem Gewinn gerechnet. Im Fokus dürfte abseits der Zahlen auch stehen, welche Ziele und Prioritäten der Neue an der Konzernspitze, Miguel López, setzt, um dem Konzern nach der von seiner Vorgängerin eingeleiteten Sanierung eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Größter Problemfall ist hier das Stahlgeschäft, für das sich partout kein Partner finden lässt. Medienberichten zufolge hat jüngst auch Emirates Steel Arkan das Handtuch geworfen. Zu hoch die Pensionslasten, zu komplex die Konstellation, hieß es. Kein einfacher Start also für López.

>>> Donnerstag, 10. August 2023; 07:00


12. Präzisiert Henkel die Ziele fürs Gesamtjahr - am oberen Ende? 

Henkel dürfte nach dem ersten Halbjahr klarer für die Ziele im Gesamtjahr sehen, die seit dem ersten Quartal beim organischen Umsatzplus die obere Hälfte der Zielspanne 1 bis 3 Prozent vorsehen. Beim Gewinn je Aktie könnte der Konzern das Ziel nun ebenfalls auf das obere Ende der weiten Zielspanne verengen, die maximal einen bereinigten Gewinnanstieg je Vorzugsaktie von 10 Prozent zum Vorjahr vorsieht (derzeit aber auch einen Gewinnrückgang von bis zu 10 Prozent). Für das zweite Quartal rechnen die Analysten mit Volumenrückgängen, die aber durch das Durchsetzen deutlicher Preiserhöhungen im Handel überkompensiert werden dürften. Henkel will mit dem Halbjahresbericht den Verlust aus dem Russland-Exit genauer beziffern, bisher soll er im "niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich" liegen. Der Erlös betrug etwa 600 Millionen Euro.

>>> Donnerstag, 10. August 2023; 07:30


13. Noch ein Dämpfer für Rheinmetall? 

Nach dem durchwachsenen Jahresstart für Rheinmetall scheint es auch im zweiten Quartal nicht wirklich rund gelaufen zu sein. Mittlerweile sehen manche Analysten sogar die Jahresprognose als womöglich zu ambitioniert an - trotz des Auftragsbooms bei Wehrtechnik. Belastungen aus einem Gemeinschaftsunternehmen in Ungarn und einem Hackerangriff sollten bei dem Düsseldorfer MDAX-Konzern in den abgelaufenen drei Monaten erneut zu einer sinkenden Rendite im Vergleich zum Vorjahr geführt haben. Wird die Jahresprognose daher schon jetzt kassiert? Eher nicht. Viel wird wohl im zweiten Halbjahr davon abhängen, ob es zu Projektverschiebungen bei Kunden und damit zu späteren Auslieferungen bei Rheinmetall kommt.

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August 07, 2023 00:00 ET (04:00 GMT)