Prag (Reuters) - Der staatliche tschechische Pipeline-Betreiber MERO steht einem Zeitungsbericht zufolge kurz vor dem Einstieg bei der Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO) in Karlsruhe.

Die Tschechen seien in fortgeschrittenen Gesprächen mit Shell Deutschland über den Erwerb von dessen Beteiligung von 32,5 Prozent, berichtete die Tageszeitung "Hospodarske Noviny" am Donnerstag ohne Angaben von Quellen. Die tschechische Regierung könne in den kommenden Wochen dem Kauf zustimmen. Eine Sprecherin von Shell Deutschland erklärte, der Konzern schaue sich im Zuge seiner Strategie stets sein Portfolio an, äußere sich aber nicht zu etwaigen Details. Auch MERO wollte den Bericht nicht kommentieren. Von der tschechischen Regierung war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Die MiRO-Raffinerie ist mit der TAL-Pipeline aus Italien verbunden, an der MERO beteiligt ist. TAL beliefert auch Tschechien und könnte nach der erwarteten Stilllegung der russischen Druschba-Leitung die einzige Rohölleitung des Landes sein. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine vor zwei Jahren hat Tschechien seine Aktivitäten zur Versorgungssicherheit verstärkt und unter anderem Gasspeicher und Netze erworben.

Das Werk in Karlsruhe ist nach eigenen Angaben Deutschlands größte Raffinerie. Rund 1100 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Diese stellen aus Rohöl Produkte wie Benzin, Diesel, Heizöl und Bitumen her. Zu den Gesellschaftern gehören neben Shell auch Phillips, Esso und der russische Ölkonzern Rosneft. Die Russen sind auch an der Raffinerie im ostdeutschen Schwedt beteiligt. Ihnen droht eine Enteignung von Vermögenswerten in Deutschland.

(Bericht von Jan Lopatka, Vera Eckert, bearbeitet von Tom Käckenhoff, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)