Liestal (awp) - Das Spezialitätenpharma-Unternehmen Santhera hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017 seine eigenen Umsatz-Ziele erreicht. Mit 22,9 Mio CHF sind die Erlöse am oberen Rand der in Aussicht gestellten Spanne von 21 bis 23 Mio CHF ausgefallen, wie das Unternehmen am Montag mitteilt. Die flüssigen Mittel zum Jahresende 2017 beziffert Santhera laut noch ungeprüften Zahlen auf 58,2 Mio CHF (Juni 2017: 78 Mio).

Beim Reinergebnis stellt das Unternehmen für 2017 einen Verlust zwischen 50 und 55 Mio CHF in Aussicht. Zum Vergleich, im Jahr 2016 stand ein Verlust von 35,4 Mio CHF zu Buche.

Die Umsatzentwicklung ist massgeblich auf Verkäufe des Mittels Raxone zur Behandlung von Leberscher Hereditärer Optikus-Neuropathie (LHON) zurückzuführen. Raxone wird mittlerweile in 20 EU-Ländern verkauft. Per Ende 2017 gewährten acht Länder in Europa eine volle Arzneimittelerstattung für Raxone bei LHON. In weiteren 12 Ländern Europas ist die Rückerstattung der Arzneimittelkosten für Raxone über spezielle Vergütungsmodelle geregelt, teilt das Unternehmen weiter mit.

UMSATZPLUS FÜR 2018 ERWARTET

Für 2018 erwartet Santhera einen Nettoumsatz mit Raxone in der aktuell zugelassenen Indikation von 28 bis 30 Mio CHF. Damit würde man den Trend der Vergangenheit fortsetzen und jährlich um mindestens 20% zulegen, erklärt der CEO Thomas Meier im Gespräch mit AWP.

Gleichzeitig dürften die Kosten für die gegenwärtigen Programme auf dem Vorjahresniveau verbleiben, ergänzt der Manager. Wichtiger noch als die am Morgen vorgelegten Zahlen ist aber zunächst die Produktpipeline.

So werden im ersten und zweiten Quartal 2018 Daten aus zwei verschiedenen Studien erwartet. "Die weniger komplizierte Studie ist das Phase I-Programm CALLISTO", erklärt Meier. Bei ihr stand die Verträglichkeit und das pharmakokinetische Profil von Omigapil bei Patienten mit kongenitaler Muskeldystrophie (CMD) im Vordergrund. "Wichtiger ist für uns jetzt, über eine Wirksamkeits-Studie nachzudenken und wie wir diese umsetzten können", führt Meier in dem Gespräch weiter aus.

BEI POSITIVEN DATEN WIRD HILFE GESUCHT

Ausserdem wird demnächst das Ergebnis der ebenfalls bereits abgeschlossenen Phase I/II-Studie IPPoMS erwartet. Diese Studie hat die Verträglichkeit und Wirksamkeit von Raxone bei der Behandlung von primär progredienter Multipler Sklerose (PPMS) untersucht. "Sollten die Daten gut ausfallen, hätten wir ein positives Problem", kündigt der CEO an. Denn dann habe man es mit einer wirklich grossen Indikation zu tun, für die man bei Santhera selbst aber nicht die nötigen Erfahrungen habe. "Bei einem positiven Ergebnis würden wir gegebenenfalls mit Dritten zusammenarbeiten, um das Projekt weiter voranzutreiben".

Mit Blick auf den Rückschlag vom vergangenen Freitag bleibt Meier dabei, dass man schaue, wie man weitere Daten zu Raxone in der Behandlung von Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) erheben könne. Denn erst am Freitag hatte der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) seine negative Haltung für den Typ-II-Erweiterungsantrag für Raxone zur Behandlung von DMD bestätigt.

MINDESTENS FÜR 18 MONATE FINANZIERT

Um weitere Daten zu erheben, seien keine umfassenden Placebo-kontrollierten Studien, sondern eher so genannte Single-Centre-Programme nötig, für die der Kostenaufwand deutlich geringer sei, betont der Manager. "Zum aktuellen Zeitpunkt rechnen wir nicht damit, dass unsere Investitionen in die laufenden Programme weiter steigen werden." Daher geht er davon aus, dass sich der Verlust weiterhin im aktuellen Rahmen bewegen werde.

Finanzieren könne man die Projekte aus den vorhandenen Barmitteln, kündigt Meier an. Die rund 58 Mio CHF würden mindestens für die kommenden 18 Monate reichen, ergänzt der Manager. Das genüge auch, um weitere Daten zu Raxone in der Behandlung von DMD zu erheben.

An der Börse fiel die Reaktion zurückhaltend aus: Die Aktie büsste 0,7% auf 28,75 CHF ein. Im frühen Handel waren sie noch bis auf 26,50 CHF abgesackt. Der Gesamtmarkt (SPI) schloss um 0,54% tiefer.

hr/yr