--Anlage wird aber praktisch nie Strom ins Netz liefern

--RWE: Errichtung nahe des stillgelegten Kernkraftwerks

(Neu: Erklärung RWE)

Von Petra Sorge

BERLIN (Dow Jones)--Der Energieversorger RWE hat eine Ausschreibung für ein Gaskraftwerk im südhessischen Biblis gewonnen, das ausschließlich zu Reservezwecken errichtet wird. Die Anlage soll aus elf Gasturbinen mit einer Kapazität von insgesamt 300 Megawatt bestehen, teilten der Übertragungsnetzbetreiber Amprion sowie der DAX-Konzern mit. Amprion soll für seine Systemführung ab dem 1. Oktober 2022 auf das Kraftwerk Zugriff haben, um in Notfallsituationen die Netzstabilität in Deutschland gewährleisten zu können.

Die RWE Generation SE errichtet die Anlage als sogenanntes besonderes netztechnisches Betriebsmittel. Sie erzeugt in der Regel gar keinen Strom und wird vom Netzbetreiber somit ausschließlich in Engpasssituationen angeschaltet. "Besondere netztechnische Betriebsmittel sind ein wichtiger Baustein für das Übertragungsnetz der Zukunft", erklärte Amprion-Chef Hans-Jürgen Brick. "Mit dem Ergebnis dieses vielschichtigen Ausschreibungsverfahrens haben wir eine gute Lösung, um ein leistungsfähiges Netz mit den Anforderungen der Energiewende zu verbinden."

Amprion hat gemeinsam mit den Übertragungsnetzbetreibern TransnetBW und TenneT Reserve-Kraftwerke im Umfang von insgesamt 1.200 Megawatt europaweit ausgeschrieben. Sie sollen in vier Regionen Süddeutschlands entstehen, zu je 300 Megawatt.

Entstehen soll das neue Gaskraftwerk auf einem Parkplatz außerhalb des Geländes des berühmten Kernkraftwerks Biblis. Die Blöcke A und B des Kraftwerks Biblis wurden im Juni 2017 stillgelegt und werden nun zurückgebaut. Der Chef der RWE Generation, Roger Miesen, zeigte sich überzeugt, dass "die hervorragende Infrastruktur am Standort und unser zuverlässiges sowie flexibles Anlagenkonzept" sich bei der Ausschreibung durchgesetzt hätten.

In den südlichen Industriezentren kommt es mit dem Abschalten von Kohle- und Kernkraftwerken besonders häufig zu Engpässen, weil die Stromnachfrage hier besonders hoch ist, der Erneuerbaren-Ausbau jedoch hinterherhinkt und auch die Netze noch nicht genug Offshore-Wind von der Ost- und Nordsee transportieren. Amprion hat nun für die Losgruppe A, die Teile von Südhessen und Nordbayern abdeckt, den Zuschlag erteilt.

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November 13, 2020 09:54 ET (14:54 GMT)