Berlin (Dow Jones)--Der unter anderem von den Energieversorgern RWE und ENBW gehaltene Steinkohleblock 7 des Großkraftwerks Mannheim (GKM) darf nicht wie geplant abgeschaltet werden. Die Bundesnetzagentur hat die Stilllegung der Anlage untersagt, wie die Bonner Behörde angesichts der Veröffentlichung eines neuen Berichts zum deutschen Netzreservebedarf bekanntgab. Zuvor hatte der zuständige Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW das Kraftwerk als systemrelevant angezeigt. Die Aktionäre des GKM sind die RWE Generation SE (40 Prozent), die ENBW Energie Baden-Württemberg AG (32 Prozent) und die MVV RHE GmbH (28 Prozent) ohne eigene Strom- und Wärmevermarktung.

Aus dem Bericht der Bundesnetzagentur geht weiterhin ein leicht sinkender Netzreservebedarf im kommenden Halbjahr 2021/2022 hervor. Nötig seien 5.670 Megawatt, nach 6.596 Megawatt im vergangenen Winter. Der Präsident der Netzagentur, Jochen Homann, begründete die Entwicklung damit, dass "süddeutsche Gaskraftwerke in den Markt zurückgekehrt sind". Konkret handelt es sich um die beiden Uniper-Gaskraftwerke Irsching 4 sowie Irsching 5, an welchem auch noch andere Versorger beteiligt sind. Die beiden Blöcke sind seit Oktober wieder am Netz, weil die Betreiber wegen der gesunkenen Gaspreise wirtschaftliche Potenziale sahen.

Die Bundesnetzagentur bestätigte zugleich den Netzreservebedarf der Übertragungsnetzbetreiber für das Jahr 2023/2024. Demnach sind so viele Reserveanlagen nötig, weil der Strom-Transportbedarf weiterhin hoch ist: Für die zweite Januarwoche rechnen die Planer etwa mit einer hohen Windeinspeisung in Norddeutschland bei gleichzeitiger starker Last und sehr geringer Solar-Einspeisung im Süden. Wegen der vielen Windkraft sinkt zugleich der Großhandelsstrompreis, was zu sehr hohen Energieexporten in das europäische Ausland führt - insbesondere nach Österreich, Frankreich und in die Tschechische Republik. Dies sei für das bestehende Stromnetz "besonders anspruchsvoll", betonte die Agentur.

Die Vorhaltung der Netzreserve dient dazu, Überlastungen im Übertragungsnetz zu verhindern. Kommt es etwa zu einem Stromengpass, werden die zusätzlichen Kraftwerke spontan hochgefahren. Weil Kraftwerke aus der Netzreserve nicht mehr am regulären Markt eingesetzt werden dürfen, sind sie üblicherweise nur noch in relativ wenigen Stunden eines Jahres in Betrieb. "Je schneller der Netzausbau vorankommt, desto eher sinkt langfristig der Netzreservebedarf", betonte Behördenchef Homann.

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April 28, 2021 08:28 ET (12:28 GMT)