Berlin (Reuters) - Die RTL Group verkauft den US-Werbevermarkter SpotX und will sich nun stärker auf ihr Digitalgeschäft in Europa konzentrieren.

Das Unternehmen gehe für 1,17 Milliarden Dollar vollständig an die US-Werbetechnologiefirma Magnite, teilte die Bertelsmann-Tochter RTL am Freitag mit. Der Kaufpreis bestehe aus 560 Millionen Dollar in bar sowie 14 Millionen Magnite-Aktie, die Transaktion soll im Laufe des zweiten Quartals über die Bühne gehen. "Der Verkauf von SpotX steht im Einklang mit unserer Strategie, sich auf das Wachstum unserer europäischen Digitalgeschäfte in den Bereichen Streaming, Werbetechnologie, digitales Video und Audio sowie auf unser globales Inhaltegeschäft Fremantle zu fokussieren", sagte der Chef des europäischen Fernsehkonzerns, Thomas Rabe.

Die Aktien beider Firmen legten deutlich zu. Die Magnite-Papiere lagen kurz nach US-Handelsbeginn rund 25 Prozent im Plus, die RTL-Aktien notierten am Nachmittag über sieben Prozent fester. Magnite will zusammen mit SpotX die größte unabhängige Plattform für Video-Werbung und Connected TV (CTV) schmieden und Kunden eine Alternative zu großen Playern wie Google und Facebook bieten. "Die Kombination von Magnite und SpotX wird dies Wirklichkeit werden lassen", sagte Magnite-Chef Michael Barrett. CTV sind Fernsehgeräte, die mit dem Internet verbunden sind.

Die RTL Group hatte 2014 eine Mehrheitsbeteiligung von 65 Prozent an SpotX für 107 Millionen Euro erworben und dann 2017 die noch ausstehende Beteiligung für 123 Millionen Euro gekauft. Rabe betonte, dass Werbetechnologie eine strategische Priorität für die RTL Group bleibe. Mit den europäischen Ad-Tech-Geschäften Smartclip und Yospace habe man große Fortschritte erzielt, eine offene europäische Werbetechnologie-Plattform zu schaffen und damit den stark wachsenden Markt für zielgerichtete TV-Werbung zu erschließen.

Jüngst hatte Reuters berichtet, das Bertelsmann Optionen bis hin zum Verkauf seiner französischen Fernseh-Tochter M6 auslotet, die zur RTL Group gehört. Dabei könnte M6 Insidern zufolge mit rund drei Milliarden Euro bewertet werden.