FRANKFURT (dpa-AFX) - Vorgelegte Quartalszahlen haben am Mittwoch die Anleger von Rational in Feierlaune versetzt. Mit einem Kurssprung um fast neun Prozent auf 744,20 Euro setzten sich die Anteilscheine des Großküchenausrüsters an die Spitze des MDax der mittelgroßen Börsentitel. Sie schafften ein Hoch seit Februar und den Sprung über die charttechnisch relevante 100-Tage-Durchschnittslinie, die damals wegen enttäuschender Jahresziele gerissen wurde.

Die aktuelle Entwicklung macht den Anlegern nun wieder viel Hoffnung, nachdem Rational im Februar wegen der Corona-Einschränkungen einen überraschend vorsichtigen Ausblick abgegeben hatte. Damals hieß es, viele Kunden vor allem in der Hotellerie und Gastronomie seien im Zuge der Lockdowns stark verunsichert. Nun teilte das Unternehmen mit, die Entwicklung habe im März über den damaligen Erwartungen gelegen.

Analysten teilten die Meinung, dass sich das Geschäft zuletzt erfreulich belebt hat. Nach Rückgängen im Januar und Februar hätten der Umsatz und die Auftragseingänge im März kräftig zugelegt, urteilte Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank. Als Fazit seien die Umsatzerwartungen im ersten Quartal ein Stück weit übertroffen worden. Deutlich besser als gedacht habe sich überdies die operative Gewinnmarge (Ebit) entwickelt, hob der Experte hervor.

Sein Kollege Cansu Tatar von Warburg Research betonte denn auch, die Geschäftserholung des Großküchenausstatters verlaufe schneller als gedacht. Angesichts der mittlerweile spürbaren Fortschritte mit der Impfkampagne in Europa glaubt er, dass ein Ende des Lockdowns näher rückt. Dies schaffe Spielraum dafür, dass Rational anspruchsvollere Jahresziele formulieren könnte.

Nach gutem Lauf bis auf ein Ende Januar erreichtes Rekordhoch von 888 Euro bleiben die vorgenannten Experten aber skeptisch, was das weitere Potenzial der Papiere betrifft. Rothenaicher erachtet sie mit einem "Reduce"-Votum weiter als überbewertet, auch wenn sie seit ihrem Höchststand zuletzt mehr als ein Viertel verloren hatten. Sein Kollege Tatar sprach angesichts einer neutralen Einschätzung mit "Neutral" zumindest von einer anspruchsvollen Bewertung.

Sebastian Kuenne von der kanadischen Bank RBC stuft die Aktie derweil weiter mit "Underperform" ein. Er sah am Mittwoch neben den Zahlen eine weitere positive Überraschung mit dem außerdem vermeldeten Kauf eines Grundstücks in Chicago, um dort im ersten Schritt ein Verwaltungsgebäude und ein Warenlager zu errichten - mit der späteren Option zum Errichten eines Produktionswerkes. "Dies ist ein großer Schritt für ein Unternehmen, das bisher alle seine Öfen in Süddeutschland hergestellt hat", so Kuenne.

Kuenne verbindet mit dem Vorhaben in Chicago, dass sich Rational damit zum amerikanischen Markt als wichtigste Wachstumsregion bekenne. Der Schritt erkläre auch eine für 2020 etwas niedriger angesetzte Dividende, die zuletzt bei Anlegern für etwas Konfusion gesorgt habe. Es ergebe nun einen Sinn, dass etwas mehr Geld in den Ausbau der Geschäfte fließt statt an die Aktionäre./tih/mne/fba