München (Reuters) - Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche wirbt mit der Aussicht auf ein kräftiges Umsatz- und Gewinnwachstum in den nächsten Jahren um Investoren für seinen Börsengang.

"Wir sind nicht mit Ferrari vergleichbar", sagte Vorstandschef Oliver Blume am Montag vor einem Kapitalmarkttag. Porsche sei mit rund 300.000 verkauften Autos anders als die Italiener kein Nischenanbieter. "Wir verbinden Luxus mit Größenvorteilen. Das macht uns einzigartig." Langfristig seien Umsatzrenditen von mehr als 20 Prozent drin, sagte Finanzvorstand Lutz Meschke. Er und Blume hoffen nach dem Börsengang auf mehr Eigenständigkeit vom Eigentümer Volkswagen: "Wir wollen unternehmerische Unabhängigkeit", sagte der Porsche-Chef. "Das bringt uns mehr Tempo bei Entscheidungen." Meschke ergänzte: "Weniger Komplexität, weniger Bürokratie."

Der Wolfsburger Autobauer will die Porsche AG im vierten Quartal an die Börse bringen. Sie gilt als wertvollster Teil des Konzerns. 25 Prozent der Vorzugsaktien sollen bei den Investoren landen, weitere 25 Prozent beim VW-Großaktionär Porsche SE. 12,5 Prozent des Grundkapitals wären dann an der Börse notiert, und die Familien Porsche und Piech bekämen wieder eine direkte Beteiligung an dem Unternehmen, das nach dem Firmengründer Ferdinand Porsche benannt ist.

Wegen des Abwärtstrends an den Kapitalmärkten setzen viele Investoren aber ein Fragezeichen hinter den Zeitplan. Die Frage ist, welchen Abschlag zum Unternehmenswert der Porsche AG VW hinzunehmen bereit ist. Analysten schätzten ihn auf mehr als 80 Milliarden Euro. Der Konzern will mit dem Erlös zum Teil seine Elektroauto-Strategie finanzieren. Die endgültige Entscheidung über einen Börsengang stehe noch aus, sagte Blume. Volkswagen werde sich in den nächsten Wochen dazu äußern. Über die künftige industrielle Zusammenarbeit mit Volkswagen, von der Porsche sehr profitiert, werde derzeit noch verhandelt.

Finanzvorstand Meschke stellte den Investoren in diesem Jahr ein Umsatzwachstum um 15 bis 18 Prozent auf 38 bis 39 (Vorjahr: 33,1) Milliarden Euro in Aussicht. Die Umsatzrendite werde sich dabei auf 17 bis 18 (16) Prozent verbessern. Das entspräche einem Gewinn von 6,5 bis 7,0 (5,3) Milliarden Euro. Das erste Halbjahr sei trotz eines Absatzrückgangs um fünf Prozent gut gelaufen. Der Verkauf habe unter den erneuten Corona-Lockdowns in China gelitten, Juni und Juli seien aber vielversprechend.

"Stückzahlen waren für uns nie die treibende Kraft", betonte Blume. "Sie sind Ergebnis einer erfolgreichen Produktstrategie." Dazu ist unter anderem eine dritte Geländewagen-Baureihe geplant, die oberhalb des Porsche "Cayenne" angesiedelt ist. Auf mittlere Sicht seien im Schnitt sieben bis acht Prozent mehr Umsatz pro Jahr drin. Mittelfristig sei eine Rendite von 17 bis 19 Prozent möglich, auf lange Sicht nehme Porsche sogar mehr als 20 Prozent ins Visier, so Meschke.

(Bericht von Alexander Hübner und Victoria Waldersee, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)