Wien (Reuters) - Dem österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV kommt der Teilrückzug aus dem Russlandgeschäft und die Finanzpartnerschaft bei der gestoppten Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 teuer zu stehen.

Insgesamt muss der Konzern im ersten Quartal Belastungen von zwei Milliarden Euro verkraften, die als Sondereffekte auf das operative Ergebnis durchschlagen, wie OMV am Freitag mitteilte. Eine Milliarde davon resultiert aus dem Scheitern von Nord Stream 2, bei dem OMV als Finanzpartner engagiert war. Hinzu kommt eine weitere Milliarde an Belastungen aus einer Beteiligung am russischen Gasfeld Juschno Russkoje. Im Geschäft mit der Weiterverarbeitung von Rohöl zu Treibstoffen stieg die Raffineriemarge zwar deutlich, die positiven Effekte seien aber durch höhere Energiekosten und Rohölpreisunterschiede mehr als aufgehoben worden, teilte OMV mit.

Anfang März hatte der Konzern wegen seines Russland-Engagements Abschreibungen von bis zu 1,8 Milliarden Euro angekündigt. Wegen der Invasion Russlands in der Ukraine werde man keine Investitionen dort mehr zu verfolgen, sagte Vorstandschef Alfred Stern damals. "Russland ist künftig keine Kernregion mehr." Zu den bisherigen Geschäften zählt auch die Beteiligung an dem sibirischen Gasfeld Juschno Russkoje. OMV ist daran über zwei Firmen mit einem Anteil von knapp 25 Prozent beteiligt. Der Konzern prüft auch hier alle Optionen, inklusive eines Verkaufs. Eine Änderung der Konsolidierungsmethode und eine Abschreibung auf die Reserven des Gasfelds führten im ersten Quartal zu einer Milliarde Euro Belastung, erläuterte OMV.

An Nord Stream 2, einem vom russischen Gasriesen Gazprom geführten Projekt, waren die Österreicher wie auch etwa der Düsseldorfer Versorger Uniper an der Finanzierung beteiligt. OMV hatte Gazprom für den Bau 730 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und musste die Summe plus Zinsen nun abschreiben.

Im ersten Quartal förderte OMV weniger Öl und Gas. Die Gesamtproduktion ging den Daten zufolge auf 457.000 Barrel pro Tag zurück nach 491.000 Barrel im Vorquartal. Der durchschnittliche realisierte Ölpreis im Upstream erhöhte sich auf 90,5 Dollar pro Fass nach 77,0 Dollar im Vorquartal. Die Marge in der Weiterverarbeitung kletterte auf 9,75 (Vorquartal: 6,25) Dollar je Barrel. Die Aktien notierten 1,7 Prozent höher. Den kompletten Bericht zum ersten Quartal will OMV am 29. April vorlegen.