Baar (awp) - Der auf Privatmarktanlagen spezialisierte Vermögensverwalter Partners Group veröffentlicht am Donnerstag, 14. Juli nachbörslich die Zahlen zu den verwalteten Vermögen (AuM) und zur Kundennachfrage per 30. Juni 2022. Insgesamt haben fünf Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

per 30.06.2022E
(in Mrd USD)    AWP-Konsens     per 31.12.2021A    

AuM                  131              127            

H1 2022E                           H1 2021A

Kundennachfrage      11,8             12,1           
           

FOKUS: Die Analysten rechnen insgesamt mit einem weiteren Anstieg der verwalteten Vermögen im ersten Halbjahr. Allerdings dürfte es nach einem überdurchschnittlich guten Vorjahr auf allen Ebenen (Vermögen, Exits, Investments) etwas gemächlicher zugegangen sein.

Das liegt zum einen an dem eingetrübten Marktumfeld. Zum anderen aber auch daran, dass sich einige Verkäufe wegen Corona von 2020 ins Jahr 2021 verschoben hatten. Zudem wurden einige erst für 2022 geplante Exits bereits vorgezogen, weil die Renditeziele bereits erreicht waren.

Die verwalteten Vermögen dürften etwas von Währungseffekten belastet sein, vor allem wegen des starken US-Dollar. Die Experten rechnen aber trotzdem noch mit umfangreichen Kapitalzusagen, so dass der Zuger Asset Manager für die im Januar publizierte Jahresprognose auf Kurs wäre. Es wird am Markt aber auch nicht mit grossen Ausreissern nach oben gerechnet: "Da mit steigenden Zinsen insbesondere Pensionskassen wieder mehr Interesse an Investitionen in Bonds finden könnten, denken wir nicht, dass die Partners Group ihre eigene Guidance deutlich überbieten kann", heisst es etwa von der ZKB.

Marktvolatilität und Instabilität - ausgelöst durch die geopolitische Krise in Osteuropa, Inflation und Lieferkettenprobleme - könnten zu einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums führen, hatte auch CEO David Layton bereits im März an der Bilanzmedienkonferenz gesagt. Dies wiederum könnte in den kommenden Monaten zu einer vorübergehenden Verlangsamung der Investitionstätigkeit führen.

Am Donnerstag werden neben der Investitionssumme zunächst lediglich die Neugelder und die verwalteten Vermögen für das erste Halbjahr kommuniziert. Daran lassen sich aber recht gut bereits Hinweise für das Ergebnis ablesen - also für die Einnahmen (in Form von Managementgebühren und erfolgsabhängigen Erträgen) und den Gewinn (bei einer EBIT-Marge von üblicherweise rund 60 Prozent).

Entscheidend für den Gewinn ist das Verhältnis zwischen den Managementgebühren und den erfolgsabhängigen Erträgen. Und Partners Group hatte bereits in Aussicht gestellt, dass sich der Anteil der Performancegebühren 2022 wieder normalisieren werde auf 20 bis 30 Prozent. Die fixen Einnahmen für die Verwaltung der Vermögen, der damit deutlich grössere Teil der Erträge, bewegen sich im Durchschnitt zwischen 1,20 und 1,30 Prozent. Die erfolgsabhängigen Einnahmen hingegen können sich auf 10 bis 20 Prozent des Gewinns einer Investition zusammenläppern.

In dieser Gemengelage liegt der Fokus am Donnerstag auch insbesondere auf zukunftsgerichteten Aussagen des Managements. Die Analysten wollen wissen, wie stark der Zinsanstieg und die hohe Inflation sowie die eingetrübten Konjunkturaussichten das Geschäft von Partners Group noch belasten könnten.

ZIELE: Für das Geschäftsjahr 2022 rechnet die Gruppe mit Kapitalzusagen von 22 bis 26 Milliarden US-Dollar. Üblicherweise gibt sich Partners Group bei der Prognose im Januar zunächst konservativer. Im Sommer werden die Finanzziele dann oft nochmals erhöht. In diesem Jahr könnte es wegen der eher widrigen Marktbedingungen aber eine Ausnahme geben.

Die Zahlungszusagen der Kunden beliefen sich 2021 auf 25 Milliarden US-Dollar. Die verwalteten Vermögen erreichten damit Ende Jahr 127 Milliarden - im Vergleich zum Stand Ende 2020 waren das +17 Prozent. Partners Group plant im Durchschnitt mit einem Wachstum von 10 Prozent im Jahr.

Bis Ende des Jahres 2022 könnte zudem die Mitarbeiterzahl auf rund 1'800 ansteigen, hatte CEO Layton im März in Aussicht gestellt. Es gibt Aufholungsbedarf, nachdem während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 etwas weniger neue Mitarbeiter eingestellt wurden. Erst vergangene Woche bestätigte Personalchefin Kirsta Anderson im Interview mit AWP die Einstellungspläne trotz des schwierigen Marktumfelds. 2021 stieg die Zahl der Mitarbeiter - gerechnet in Vollzeitäquivalenten - um 4 Prozent auf 1573 an.

PRO MEMORIA: Partners Group hat auch in jüngster Zeit für die Kunden verschiedene Investments getätigt. So wurde zuletzt unter anderem eine Mehrheitsbeteiligung an einem US-Unternehmen im Energiesektor übernommen sowie ein Portfolio von Miet-Einfamilienhäusern in den USA und ein irischer Dienstleister im Bereich der Digitalisierung.

Für das Anlageteam hat die Gesellschaft indes ein Management-Schwergewicht aus Deutschland engagiert. Wolf-Henning Scheider, CEO des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen, wird Anfang 2023 Head Private Equity beim Vermögensverwalter.

AKTIENKURS: Partners Group kosten knapp 880 Franken (Stand: Dienstag 10.50 Uhr) und stehen damit seit Anfang Jahr über 40 Prozent im Minus. Im vergangenen Jahr hatte sich die Aktie noch überdurchschnittlich um 45 Prozent verteuert. Anfang November war sie gar auf ein Allzeithoch bei 1667 Franken angestiegen.

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