itz. WIEN, 23. Januar. Es klingt ein bisschen nach Asterix: Der ganzen österreichischen Bankenlandschaft geht es schlecht. Der ganzen? Nein, eine kleine Bank aus Linz stemmt sich gegen den Abwärtstrend.

Vorläufigen Zahlen zufolge ist das Betriebsergebnis der Oberbank AG aus Linz 2014 um 13 Prozent auf 240 Millionen Euro gestiegen. Damit setzt sich das regionale Geldinstitut klar von der Negativentwicklung des Markts und vor allem vom Niedergang der großen Häuser wie der Ersten Group oder des Raiffeisen-Konzerns ab.

Dafür gibt es nach Aussagen von Generaldirektor Franz Gasselsberger einen guten Grund: "Als goldrichtig hat sich erwiesen, vor 25 Jahren nach Bayern gegangen zu sein und nicht wie die meisten anderen Banken nach Osteuropa." Nach Angaben der österreichischen Nationalbank haben die Geschäftsbanken des Landes 2013 rund eine Milliarde Euro Verlust gemacht. Für 2014 erwarten allein die Erste Bank und Raiffeisen International (RBI) zusammen einen Fehlbetrag von 2 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr sind die Betriebsergebnisse aller österreichischen Institute im Vergleich zur Vorjahresperiode um 42 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro gefallen. Das Nettoergebnis drehte sogar von einem Überschuss von einer Milliarde zu einem Verlust von 0,6 Milliarden Euro.

Die Oberbank hat 2014 indes den fünften Rekord hintereinander aufgestellt. Fast überall ging es bergauf: bei der Bilanzsumme von jetzt 17,8 Milliarden Euro, beim Kreditvolumen (12,3 Milliarden Euro), beim betreuten Kundenvermögen (23,5 Milliarden Euro) und bei der Verzinsung des eingesetzten Kapitals (10,7 Prozent). Die Kernkapitalquote erreicht 11,1 Prozent, das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag (Cost Income Ratio) ist um 2,4 Prozentpunkte auf unter 50 Prozent gesunken. Hingegen ist diese Kennziffer im Gesamtmarkt auf mehr als 70 Prozent gestiegen. Zum Überschuss für das Gesamtjahr macht die Oberbank keine Angaben, in den ersten neun Monaten 2014 war der Nettogewinn um 10 Prozent auf 107 Millionen Euro geklettert.

Gasselsberger erklärt den Erfolg damit, dass man zur richtigen Zeit in die richtigen Länder expandiert habe, vor 25 Jahren nach Bayern, erst viel später in ausgesuchte osteuropäische Märkte wie die Tschechische und die Slowakische Republik. Selbst in Ungarn, wo andere Banken herbe Verluste schreiben, laufe das Geschäft "hervorragend". Die Oberbank unterhält insgesamt 156 Filialen; 2014 sind acht hinzugekommen, allein drei in Deutschland. "Bayern ist die Erfolgsgeschichte der Oberbank, deshalb wird das Einzugsgebiet nach Hessen und Thüringen ausgedehnt", kündigte Gasselsberger an.

Zu den örtlichen kämen inhaltliche Stärken, wirbt das Institut. Die Konzentration auf Geschäftskunden habe sich ausgezahlt. In Oberösterreich mit der Hauptstadt Linz sei jedes zweite Unternehmen Kunde der Oberbank, österreichweit jedes dritte. Während im Gesamtmarkt Österreich und im Euroraum das Kreditvolumen in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 4 Prozent gefallen sei, habe es die Oberbank um 16 Prozent erhöht.

Für 2015 ist das Geldhaus verhalten optimistisch. Das Kreditvolumen werde um 5 Prozent wachsen. Auch will man rund 100 Millionen Euro frisches Kapital aufnehmen, um die Kernkapitalquote auf mehr als 12 Prozent auszuweiten. Vermutlich würden die "herausragenden Ergebnisse 2014" im neuen Jahr aber nur "annähernd" wiederholt, sagte der Bankchef.

Die Oberbank gehört gemeinsam mit der BKS Bank aus Kärnten und der BTV aus Tirol und Vorarlberg zum Geschäftsverbund Drei-Banken-Gruppe. Anteilseigner sind neben diesen Schwesterinstituten auch die Bank Austria/UniCredit sowie die Versicherungen Wüstenrot und Generali. Die Mitarbeiter sind ebenfalls beteiligt; 19 Prozent der Stammaktien befinden sich im Streubesitz. Der Kurs an der Wiener Börse ist 2014 um 3,8 Prozent gestiegen. Seit Jahresbeginn liegt das Papier leicht im Plus.

F.A.Z., 24.01.2015, Unternehmen (Wirtschaft), Seite 25  - Ausgabe D2, D3, D3N, R0, R1 - von Christian Geinitz

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv

distributed by