Original-Research: Northern Data AG - von GBC AG

Einstufung von GBC AG zu Northern Data AG

Unternehmen: Northern Data AG ISIN: DE000A0SMU87

Anlass der Studie: GBC Management Interview Empfehlung: Management Inverview Letzte Ratingänderung: Analyst: Felix Haugg

Northern Data: 'Wir erwarten 2021 Umsatzerlöse zwischen EUR 350 Mio. bis EUR 400 Mio. bei einem EBITDA von EUR 100 Mio. bis EUR 125 Mio.'

Kryptowährungen, allen voran Bitcoin, haben zuletzt wieder deutliche Steigerungen erzielen können und sind wieder stark in den Investorenfokus geraten. Northern Data, ein Spezialist für High Performance Computing, zählt lt. eigenen Angaben zu den weltweit führenden Anbietern für Infrastruktur im Bereich Bitcoin-Mining. Wir haben mit dem Gründer und CEO Aroosh Thillainathan über die Perspektiven für Bitcoin und die Wachstumsaussichten für die Northern Data gesprochen.

GBC AG: Herr Thillainanthan, bitte geben Sie uns zum Einstieg einen kurzen Überblick über Ihr Unternehmen und Ihre Strategie.

Aroosh Thillainathan: Die Northern Data AG hat sehr früh als Bitcoin-Miner auf eigene Rechnung angefangen, und dabei haben wir in knapp acht Jahren immenses Knowhow gesammelt. Heute entwickeln und betreiben wir für unsere Kunden globale Infrastrukturlösungen im Bereich High Performance Computing (HPC) und zählen mit verschiedenen Milliarden-Konzernen die größten Bitcoin-Miner der Welt zu unseren Kunden. Unser Wachstum ist enorm, weil wir zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Konzept an den Markt gegangen sind und heute auf eine massive Nachfrage nach HPC-Rechenkapazität treffen. 2020 war das erste Geschäftsjahr der neuen Gesellschaft, die aus dem Zusammenschluss der Vorläufergesellschaft Northern Bitcoin AG mit der amerikanischen Whinstone US, Inc. hervorgegangen ist. Nach der Konsolidierung der Whinstone verzwanzigfachte sich unsere Bilanzsumme bereits im ersten Halbjahr 2020 auf EUR 241 Mio. gegenüber EUR 11,9 Mio. Ende 2019.

GBC AG: Können Sie ein solches Wachstum überhaupt stemmen?

Aroosh Thillainathan: Da unsere Kunden mit uns langfristige Verträge eingehen und uns vorab den Aufbau unserer Infrastruktur zahlen, können wir unser Geschäft extrem schnell skalieren. Neben sehr großen, stationären Rechenzentren verfügen wir auch über mobile HPC-Rechenzentren, die an jedem Standort weltweit aufgestellt werden können. Dabei geht es neben BitcoinMining um Bereiche wie Künstliche Intelligenz, Big Data Analytics, IoT oder Rendering. Diese Industriebereiche haben eine massive Nachfrage nach Rechenkapazitäten und etablieren sich gerade am Markt. Das ist der Hauptgrund für unser Wachstum und dafür, dass wir uns in kürzester Zeit zu einem führenden Anbieter für Bitcoin-Mining und weitere HPC-Lösungen entwickelt haben.

GBC AG: Herr Thillainathan, der Bitcoin gewinnt nicht zuletzt durch seinen aktuell enormen Anstieg zunehmend an Aufmerksamkeit. Der Bitcoin-Preis hat sich innerhalb der letzten Wochen mehr als verdoppelt. Wo kommt plötzlich diese Dynamik her?

Aroosh Thillainathan: Es gibt viele Gründe: Zahlungsunternehmen wie Paypal und Square haben vor kurzem angekündigt, ihren Kunden künftig das Bezahlen mit Bitcoins zu ermöglichen und eröffnen der digitalen Währung so einen Massenmarkt. Daneben beginnen aktuell die ersten US-Unternehmen, ihre Währungsreserven in Bitcoin umzuschichten - allen voran das USSoftwareunternehmen Microstrategy. Auch der US-Kapitalmarkt beginnt gerade, den Bitcoin für sich zu entdecken. Erst kürzlich veröffentlichte JP Morgan, dass der Bitcoin nach Einschätzung ihrer Strategen langfristig einen Kurs von 146.000 US-Dollar und höher erreichen kann, da er beginnt, mit Gold als Anlageklasse zu konkurrieren. Und es gibt Gerüchte, dass verschiedene Zentralbanken gerade massiv Bitcoins kaufen. Gerade weil es nicht den einen Grund gibt, steht für mich die aktuelle Rally des Bitcoin-Preises auf sehr soliden Beinen.

GBC AG: Hat der Bitcoin aus Ihrer Sicht das Potenzial, zu einer Anlageklasse wie Gold, Aktien oder Bonds zu werden?

Aroosh Thillainathan: Das ist er doch schon! Während der Nutzen des Bitcoins als Zahlungsmittel noch in den Kinderschuhen steckt, ist Bitcoin für die neue Generation von Anlegern jetzt schon das 'bessere Gold'. Eine sichere Form der Wertaufbewahrung, gerade in den aktuellen Zeiten, in denen immer mehr Regierungen die Geldpresse immer schneller laufen lassen.

GBC AG: Aber Gold wird seit Jahrtausenden als so genannter 'Store of Value' akzeptiert, Bitcoin dagegen ist gerade einmal etwas älter als 10 Jahre.

Aroosh Thillainathan: Gegenüber Gold verfügt der Bitcoin aber über eine ganze Reihe von Vorteilen: Er lässt sich kostenlos und einfacher verwahren und ermöglicht seinem Besitzer, von jedem Punkt der Welt zu jeder Zeit auf sein Vermögen zuzugreifen, es zu teilen oder es zu transferieren. Stellen Sie sich vor, dass Sie an einem Sonntagnachmittag Gold für einen Gegenwert von 5.000 Euro innerhalb von Minuten von Frankfurt nach Hong Kong transferieren möchten. Was mit Gold völlig unmöglich ist, stellt mit Bitcoin kein Problem dar. Und dabei ist es vom Aufwand auch noch völlig unerheblich, ob Sie Bitcoins für fünftausend oder fünf Millionen Euro übertragen, wodurch der Bitcoin natürlich insbesondere für professionelle Investoren attraktiv ist. Und zuletzt: Es ist eine Frage des kollektiven Akzeptierens von Bitcoin als 'Store of Value' - und das ist meines Erachtens mittlerweile ein weithin akzeptierter Fakt.

GBC AG: Herr Thillainathan: Für eine weitere steigende Akzeptanz als Zahlungsmittel oder Anlageklasse benötigt es einen leichten Zugang und eine einfache Handelbarkeit von Bitcoins. Wie wird die Infrastruktur des einfachen Bitcoin-Handels Ihrer Meinung nach in Zukunft aussehen?

Aroosh Thillainathan: Mit der stetig steigenden Marktakzeptanz des Bitcoins und der fortschreitenden Regulierung in den unterschiedlichen Märkten weltweit entwickelt sich der Bitcoin zunehmend in Richtung Mainstream. Damit einhergehend sind vereinfachte Handelsmöglichkeiten über neue Börsen und Handelsplätze, mit denen bereits mittelfristig noch mehr Möglichkeiten zum Bitcoin-Handel gegeben werden. Hier entstehen gerade auch sehr spannende neue Marktteilnehmer, die sich in diesem Bereich mit innovativen Lösungen einen Vorsprung verschaffen, der für die klassischen Banken kaum aufzuholen sein wird, wenn diese sich nach einer vollständigen Regulierung des Bitcoins dem Thema annehmen.

GBC AG: Sie sehen im Bitcoin also eine neue Assetklasse. Schwankt der Bitcoin-Kurs dafür nicht zu stark?

Aroosh Thillainathan: Erinnern wir uns an das Frühjahr letzten Jahres, in dem viele Aktien innerhalb von wenigen Tagen um mehr als 50% eingebrochen sind. Bitcoin schwankt nicht stärker als andere volatile Assetklassen. Aufgrund der Geldruck-Orgie der Politik werden alle Assetklassen, die Rendite versprechen, zukünftig volatil bleiben. Und im übrigens ist auch Fiat-Money, also Euro, Dollar und so weiter, sehr volatil. Es hat in den vergangenen zwölf Monaten vermutlich etwa 20% an Wert eingebüßt mindestens. Die meisten Anleger sehen es nur noch nicht, weil sie eben genau dieses Fiat-Geld als Referenzwert nehmen, was die Illusion erzeugt, Fiat-Geld sei stabil.

GBC AG: Sehen Sie noch weiteres Kurspotenzial im Bitcoin?

Aroosh Thillainathan: Der Bitcoin bietet Anlegern die Möglichkeit, sich der Entwertung ihres Geldes durch die massive Geldzufuhr quasi aller Zentralbanken zu entziehen. Schätzungen zufolge wurden allein im gerade abgelaufenen Jahr von der amerikanischen Notenbank mehr als 22 Prozent des umlaufenden US-Dollars gedruckt. Wenn man sich also verdeutlicht, dass fast ein Viertel aller existierender US-Dollar im vergangenen Jahr erschaffen wurden, dann wird einem das immense Potenzial des Bitcoins als Wertspeicher bewusst. Wir stehen erst ganz am Anfang.

GBC AG: Droht dem Bitcoin durch Mining nicht ein ähnliches Schicksal wie dem US-Dollar?

Aroosh Thillainathan: Überhaupt nicht. Da die finale Bitcoin-Menge auf 21 Millionen Stücke begrenzt ist, steht er in scharfem Kontrast zu den konventionellen Währungen, die unter der unbegrenzten Geldschöpfung der Zentralbanken leiden. Gegenwärtig existieren 18,81 Millionen Bitcoin, jeden Tag kommen durch Mining 900 neue Bitcoins hinzu. Im Jahr 2140 werden die letzten Bitcoins gemined, dann wird es keine weiteren Bitcoins mehr geben. Die Knappheit des Bitcoins ist sein ultimatives Wertversprechen.

GBC AG: Wenn sich der Bitcoin dauerhaft als neue Assetklasse etabliert, werden wir alle dann ab einem gewissen Zeitpunkt einen Teil unseres Vermögens in Bitcoin investieren?

Aroosh Thillainathan: Absolut. Und wie sagte Gorbatschow so schön 'Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben'. Ein eindrucksvolles Beispiel: Im vergangenen Jahr haben mehr als 24 Millionen Menschen über ein Vermögen von mehr als einer Million Dollar verfügt. Absurderweise wird es also nie möglich sein, dass jeder Millionär einen einzigen Bitcoin besitzen kann, da einfach nicht genügend Bitcoins existieren.

GBC AG: Bei all diesen positiven Zukunftsaussichten, besteht nicht das Potenzial für Rückschläge? Der Bitcoin ist noch immer nicht überall reguliert, negative Einschätzungen beispielsweise der SEC könnten dem Kursaufschwung doch ein jähes Ende bereiten?

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January 18, 2021 05:01 ET (10:01 GMT)