Nestlé schliesst Caro-Kaffee-Werk im deutschen Ludwigsburg
Am 13. Juni 2018 um 12:23 Uhr
Teilen
Ludwigsburg (awp/dpa/reu) - Der Nahrungsmittelkonzerns Nestlé wird sein Caro-Kaffee-Werk in Ludwigsburg bei Stuttgart Ende des Jahres schliessen. Ein Konzernsprecher bestätigte die Pläne am Mittwoch. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
Die rund 100 Mitarbeiter des Werks seien am Dienstag über die Pläne informiert worden. Für sie will der Konzern mit dem Betriebsrat nun einen Sozialplan erarbeiten und möglichst viele Mitarbeiter an anderen Standorten unterbringen. Auch Kündigungen konnte der Sprecher jedoch nicht ausschliessen.
Grund für die Schliessung des Werks ist laut Nestlé die rückläufige Nachfrage nach Caro-Kaffee, einem aus Getreide hergestellten Ersatzkaffee. Das Werk sei bei weitem nicht ausgelastet. Nach Informationen der "Stuttgarter Zeitung" soll der Caro-Kaffee künftig in einem Werk in Portugal produziert werden. Nestlé wollte den Standort am Mittwoch nicht bestätigen.
Caro-Kaffee werde es aber weiter zu kaufen geben, sagte der Sprecher. Bisher wurde das Getränk ausschliesslich in Ludwigsburg produziert.
Im 19. Jahrhundert gegründet
Das Werk geht zurück auf eine Kaffee-Manufaktur aus dem Jahr 1828 in der Nähe von Ludwigsburg. Der Kolonialwarenhändler Johann Heinrich Franck stellte darin als erster im grossen Stil den sogenannten Landkaffee her. Franck mischte Gerste, Malz und Roggen mit der Zichorie-Pflanze, die unter anderem mit Chicorée verwandt ist.
1868 verlegte die Firma die Produktion dann schliesslich nach Ludwigsburg. 1954 wurde für das lösliche Landkaffee-Pulver der Name Caro eingeführt. Nestlé übernahm das Werk und die Marke 1971 und vertreibt das Getränkepulver nach eigenen Angaben weltweit, teilweise jedoch unter anderem Namen.
Geringes Wachstum in USA
Überdies sieht Nestlé für die Nahrungsmittelbranche weiterhin nur geringe Wachstumsraten in Nordamerika. Angesichts der verhaltenen Nachfrage der Konsumenten seien Preiserhöhungen schwierig umzusetzen, sagte der für die Region zuständige Nestlé-Manager Laurent Freixe am Mittwoch auf einer Konferenz der Deutschen Bank in Paris.
Daher versuche Nestlé, mit Hilfe seiner starken Marken und Neuerungen bei Produkten höhere Preise durchzusetzen, was auch gelinge. In Südamerika laufe das Geschäft besser - bis auf den wichtigen brasilianischen Markt, wo die Situation weiterhin schwierig sein.
Nestlé S.A. ist der größte Lebensmittelkonzern auf der Welt. Der Umsatz ist wie folgt auf die verschiedenen Produktfamilien verteilt:
- Getränke (26,7%): Instantkaffees (Marken Nescafé und Starbucks), Kaffeekapseln (Nespresso), Schokogetränke (Nesquik, Milo, usw.), Getränke auf Teebasis (Nestea), usw.;
- Haustierfutter (20,3%): Purina, Friskies, Felix, usw.;
- pharmazeutische-, Ernährung- und Wohlbefinden Produkte (16,4%): Ernährungsergänzungsmittel (Marken Resource, Boost, Nutren, Optifast, Peptamen usw.), Säuglings- und Mutterernährungsprodukte (NAN, illuma, Cerelac, Nido, Gerber), ketogene Getränke (BrainXpert), Cerealien (Nesquick, Fitness, Cheerios, Lion, usw.) usw.;
- Fertiggerichte und Gewürzprodukte (12,5%): Tiefkühlgerichte und Gerichte aus der Kühltheke (Marken Lean Cuisine, Hot Pockets und Stouffer's), Suppen (Maggi), usw.;
- Milchprodukte und Eiscremes (11,8%): Milchpulver, gesüßte Kondensmilch, Joghurt und Dessertcremes, Eiscreme (Marken Nido, Nesvita, Carnation, La Laitière, Coffee Mate, Nestlé Ice Cream, Dreyers, Häagen-Dazs, Extrême usw.);
- Schokolade, Konfiserien und Kekse (8,7%): Kit Kat, Smarties, Cailler, Terrafertil, usw.;
- abgefüllte Mineralwasser (3,6%): Nestlé Pure Life, Vittel, Perrier, S. Pellegrino, usw.
Geographisch gesehen verteilt sich der Umsatz wie folgt: Schweiz (1,2%), Frankreich (3,8%), Großbritannien (3,8%), Deutschland (2,4%), Europa (12,8%), USA und Kanada (35%), China (5,9%), Asien und Ozeanien (21,4%) und Lateinamerika (13,7%).