Zürich (awp) - Die beiden Kaffeekapselhersteller Nespresso und die Migros-Tochter Delica wollen das Rezyklieren von Kaffeekapseln aus Aluminium vorantreiben. Eine neue Branchenorganisation soll helfen, dass die Konsumenten ihre gebrauchten Kapseln künftig häufiger zurückbringen.

In Automotoren, Kugelschreibern oder im Tetra Pak: Aluminium wird in allen möglichen Produkten verwendet. Auch im Kaffeegeschäft setzen Firmen gerne die Aluminiumkapsel ein als Verpackung für portionierten Kaffee. So auch die Nestlé-Marke Nespresso oder die Migros-Kaffeerösterei Delica, die etwa die Café-Royal- oder Delizio-Kapseln herstellt.

"Aluminium ist nach wie vor das beste Material, um die Qualität von portioniertem Kaffee zu wahren", sagte Fridolin Landolt von Nespresso am Dienstag an einer virtuellen Pressekonferenz.

Die Technologie sei noch nicht genug weit fortgeschritten, um auf kompostierbare Materialien zurückzugreifen, so der Leiter Kundenservice von Nespresso und Präsident der neuen Organisation mit dem Namen "Swiss Aluminium Capsule Recycling". Deshalb sei Recycling umso wichtiger.

Recyclingquote steigern

Doch offenbar werfen viele Konsumenten die Aluminiumkapseln nach dem morgendlichen Kaffee lieber in den Abfall, anstatt sie wieder zurückzubringen. Die Recyclingquote von Nespressokapseln liegt gemäss Landolt aktuell bei gerade einmal 58 Prozent. Zum Vergleich: Gemäss dem Bundesamt für Statistik wurden im Jahr 2018 94 Prozent der Getränkedosen aus Aluminium wieder zurückgebracht.

Diesen grossen Unterschied führt Landolt darauf zurück, dass es Recycling für Aludosen schon viel länger gibt: "Für Konsumenten ist es schwieriger zu begreifen, dass sie auch Kaffeekapseln sammeln und zurückbringen müssen."

Um das Bewusstsein für das Kapselrecycling in der Öffentlichkeit zu steigern, haben Nespresso und Delica deshalb die neue Branchenorganisation "Swiss Aluminium Capsule Recycling" gegründet.

Durch die Aktivitäten der Organisation sollen die Kunden für das Recycling sensibilisiert werden: "Ziel ist es, dass bis 2025 drei von vier Kaffeekapseln aus Aluminium zurückgebracht werden", so Landolt.

Das sei ein ambitioniertes Ziel, sagte Landolt. "Doch es ist nur eine erste, in naher Zukunft erreichbare Etappe", ergänzte Hubert Lehnard von Delica und Vorstandsmitglied der neuen Branchenorganisation. "Wir werden bei 75 Prozent nicht aufhören."

Recycling-Logo für Kaffeekapseln

Um die Konsumenten auf das Recycling zu aufmerksam zu machen setzt "Swiss Aluminium Capsule Recycling" auch auf ein neues Logo. Eine stilisierte Kaffeekapsel, umgeben von zwei Recycling-Pfeilen, soll künftig auf Infomaterial, an den Sammelstellen oder auf den Produktverpackungen der Mitglieder angebracht werden, um zu zeigen, dass die Materialien wiederverwertbar sind.

Nespresso und Delica fordern nun weitere Hersteller von Aluminiumkapseln auf, sich ihrer Non-Profit-Organisation anzuschliessen. "Die Mitglieder profitieren von der bereits vorhandenen Infrastruktur, vom aufgebauten Sammelnetz und der Technologie, die wir über mehrere Jahre aufgebaut haben", so Landolt.

Dazu gehören beispielsweise die schweizweit rund 3'700 Sammelstellen oder die Recyclingfabrik in Moudon (VD), in der das Aluminium zu wiederverwertbaren Aluminiumblöcken und das Kaffeepulver zu Biogas aufbereitet werden. Aber auch die Kommunikationsarbeit der Organisation soll den Mitgliedern Vorteile bringen. "Es ist viel sinnvoller, wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen, anstatt dass jeder Hersteller sein eigenes Recyclingsystem bekannt machen muss", sagte Landolt.

Wer beitreten wird, zahlt einen anhand des Produktionsvolumens errechneten Mitgliederbeitrag, so Landolt. Mit den Mitgliederbeiträgen würden beispielsweise die Annahmestellen und die Recyclingfabriken instand gehalten oder der Transport der Kapseln finanziert.

Konkurrenten oder Partner

Erst im Januar hatten die Nestlé-Tochter Nespresso und die Migros-Kaffeerösterei Delica nach einem langen Streit um Kopien von Kaffeekapseln erstmals beim Recycling von Alu-Kapseln zusammengespannt. Seit dann können Nutzer von Nespresso-Kaffeemaschinen ihre gebrauchten Kapseln beispielsweise auch in den Migros-Filialen abgeben.

"Wir sind weiterhin Konkurrenten im Geschäft", sagte Lehnard, "doch ich finde es persönlich eine schöne Geschichte, dass wir das Rezyklierproblem gemeinsam angehen."

tv/ra