Von Britta Becks

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Triebwerkshersteller MTU erwartet als Konsequenz des vom Konsortium-Partner Pratt & Whitney angekündigten Inspektionsprogramms für PW1100G-JM-Triebwerke in den nächsten Jahren nach derzeitigem Stand keine nennenswerten Auswirkungen auf das Ergebnis. Sehr wohl werde MTU aber Gegenwind beim Cashflow spüren, sagte Vorstandsvorsitzender Lars Wagner während einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Wir werden unser stringentes Cash-Management konsequent weiter ausbauen, um die Auswirkungen bestmöglich zu begrenzen", so Finanzvorstand Peter Kameritsch.

Wagner ergänzte, das Management sei zwar der Meinung, dass die Herausforderungen zu meistern seien, habe aber vollstes Verständnis für die Kunden und werde alles daran setzen, die Auswirkungen auf die Kunden so gering wie möglich zu halten. In einer Zeit, in der der Markt wieder boomt, bedeuteten frühzeitig zur Wartung eingezogene Triebwerke weniger für den Flugbetrieb zur Verfügung stehende Flugzeuge.

Zunächst handele es sich um 200 Triebwerke, die ab Anfang September inspiziert werden müssen. "Wir können mit relativ großer Sicherheit sagen, dass sich im nächsten Jahr dann eine weitere Population von bis zu 1.000 Triebwerken anschließt", die in das Jahr 2024, vielleicht auch noch in das Jahr 2025 hineingehe, führte Wagner aus. Bei vielen dieser 1.000 Triebwerke würde im kommenden Jahr allerdings ohnehin eine reguläre Wartung anstehen. Daher werde MTU versuchen, besagte Sonderinspektion bei der regulären Wartung mitdurchzuführen.

Aussagen zu den Kosten des Inspektionsprogramms sind nach den Worten des Management derzeit noch nicht möglich. Auch wenn das Metallpulver, bei dessen Verwendung es im Fertigungsprozess zu Anomalien in Form von Einschlüssen gekommen ist, nicht im Bauanteil von MTU liege - nur Pratt & Whitney nutzt das Pulvermaterial namens ME16 in seinem Produtkionsprozess -, werde MTU sein Netzwerk für eine schnellstmögliche Inspektion der betroffenen Triebwerke aufstellen. Dafür sei man ein Konsortium und habe eine hohe Reputation und Expertise in den Wartungsaktivitäten an dem GFT-Programm, hieß es ergänzend.

MTU-Chef Wagner wies darauf hin, dass es sich bei den beobachteten Anomalien, die im Fertigungsprozess aufgetreten seien, um ein Problem der Vergangenheit handele, so dass die Produktion von neueren Triebwerken und Ersatzteilen davon nicht betroffen sei. Seit dem dritten Quartal 2021 sei keine Triebwerksscheibe mit besagten Anomalien mehr produziert worden. Es handele sich dabei auch nicht um ein Sicherheits-, sondern um ein Vorsorgeproblem: Im Rahmen des Inspektionsprogramms soll sichergestellt werden, dass die Triebwerksscheiben aus den betroffenen Chargen keine Anomalien aufweisen.

MTU geht nach eigener Aussage nicht davon aus, Triebwerksscheiben ersetzen zu müssen. Vielmehr würden 98 bis 99 Prozent der inspizierten Triebwerksscheiben direkt wieder eingebaut und könnten weiter benutzt werden.

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July 26, 2023 05:14 ET (09:14 GMT)