FRANKFURT (dpa-AFX) - Analystenempfehlungen haben am Dienstag den Aktionären des coronageplagten Flugzeugbauers Airbus etwas Trost gespendet. Die Anteilsscheine zogen bis zum frühen Nachmittag um 5,5 Prozent auf 87,75 Euro an und erreichten damit wieder das Niveau von Anfang letzter Woche. Dies reichte für vorderer Plätze sowohl im Leitindex der Eurozone, dem EuroStoxx 50, als auch im Index der hiesigen mittelgroßen Werte MDax. Diese Börsenbarometer verzeichneten zuletzt Gewinne von jeweils gut einem Prozent.

Insbesondere zwei große US-Investmentbanken hatten sich optimistisch zu den Papieren von Airbus geäußert. So erhöhte Morgan Stanley das Kursziel für die Aktien um mehr als die Hälfte auf 112 Euro und traut ihnen nun eine überdurchschnittliche Gesamtrendite im Vergleich zu den anderen von der Bank beobachteten Werten der Luftfahrtbranche zu. Zugrunde gelegt wird dabei ein Zeitraum zwischen 12 und 18 Monaten.

Die jüngst avisierte Produktionssteigerung für den A320 sei ein positives Signal, schrieb Morgan-Stanley-Analyst Andrew Humphrey. Er habe den Konzern diesbezüglich wohl unterschätzt und hob seine Auslieferungsprognosen an.

Analyst Charles Armitage von der Citigroup verwies ebenfalls auf höhere Auslieferungen im neuen Jahr. Positiv ist für ihn vor allem der Aspekt, dass dadurch der Abfluss von Barmitteln zurückgehen dürfte. Armitage schraubte sein Kursziel von 95 auf 102 Euro nach oben. Seiner Meinung nach dürfte der Flugzeugbauer nun auf lange Sicht etwas profitabler wirtschaften können als zunächst angenommen.

Laut Analystin Celine Fornaro von der Schweizer Großbank UBS sollte Airbus vom beschleunigten Trend zur Klimaneutralität in der globalen Luftfahrt profitieren. Von 2023 an dürften höhere Gebühren, aber auch stärkere Anreize dafür sorgen, dass Fluggesellschaften verstärkt Biokraftstoffe tanken. Dieses wird aus nachhaltigen Rohstoffen gewonnen und soll langfristig das als klimaschädliche Kerosin ersezten.

Trotz der in den vergangenen Monaten erzielten Kursgewinne sind die Airbus-Aktien immer noch meilenweit von ihrem im Januar 2020 bei 139,40 Euro erreichten Rekordhoch entfernt. Die Corona-Krise ließ die Papiere im März bis auf knapp 48 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit Februar 2015 absacken. Seit der Eskalation der Corona-Krise am Rosenmonat vergangenen Jahres (24. Februar) haben die Anteilsscheine rund ein Drittel an Wert verloren, wohingegen der MDax seitdem fast zehn Prozent gewonnen hat.

Immerhin hat sich das Chartbild seit Anfang November wieder aufgehellt. Seinerzeit wurde bekannt, dass der Flugzeugbauer im Oktober in der Corona-Krise wieder etwas mehr Maschinen ausgeliefert hatte. Seitdem bewegt sich der Airbus-Kurs wieder komfortabel über der 200-Tage-Linie, die den langfristigen Trend beschreibt. Mit dem Kurssprung an diesem Dienstag robbte sich der Airbus-Kurs sogar bis fast an die 21-Tage-Linie heran, die bei 88,62 Euro verläuft und als Maßstab für die kurzfristige Entwicklung gilt.

Der Einbruch im weltweiten Luftverkehr erwischte auch Airbus hart. Wegen der Corona-Pandemie mussten Airlines rund um die Erde ihren Flugverkehr massiv einschränken. Angst vor Ansteckung, Maskenpflicht und Hygieneregeln an Bord sowie am Zielort verunsichern noch immer viele Kunden. Bis das Geschäft wieder deutlich aufwärts geht, dürfte es Beobachtern zufolge Jahre dauern.

Die Kursrally bei Airbus trieb derweil auch die Anteilsscheine des Triebwerkbauers MTU an. Diese gewannen unter den besten Werten im deutschen Leitindex Dax gut zwei Prozent, obwohl sich die Privatbank Hauck & Aufhäuser kritisch zu den Papieren geäußert hatte. Analyst Frederik Bitter konstatiert hier eine Diskrepanz zwischen Aussichten und Bewertung. MTU leide weiter massiv unter der Corona-Krise. So haben die Aktien seit Ende Februar vergangenen Jahres rund ein Viertel eingebüßt./la/bek/mis