Dublin (Reuters) - Europas größter Billigflieger Ryanair hat im abgelaufenen Quartal so viel verdient wie noch nie und registriert trotz Inflation eine hohe Nachfrage.

"Wir hatten Rekordbuchungen in der zweiten und dritten Januarwoche, eine sehr robuste Nachfrage bis Ostern und Sommer", sagte Finanzvorstand Neil Sorahan am Montag. Bei den Buchungen gebe es keine Spur von Rezession. Die Airline profitiere von der Rückkehr asiatischer Touristen und vom starken US-Dollar, der Amerikaner nach Europa lockt, ergänzte Ryanair-Chef Michael O'Leary.

Im saisonal schwachen Zeitraum von Oktober bis Dezember, für Ryanair das dritte Quartal des Bilanzjahres 2022/23, verdiente die Airline 211 Millionen Euro - rund doppelt so viel wie im bisherigen Rekord-Weihnachtsquartal 2017. Der Umsatz stieg um 57 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 2,3 Milliarden Euro. Im Quartal beförderte Ryanair 38,4 Millionen Fluggäste, ein Plus von 24 Prozent. Die Ticketpreise hätten im Schnitt 14 Prozent über dem Vorkrisenniveau gelegen. Der Preisaufschlag zum vergangenen Jahr könne um Ostern und im Sommer vielleicht mittel bis hoch einstellig sein, sagte O'Leary. Die angebotenen Kapazitäten in Europa seien noch knapp. Manche Airlines begrenzten sie bewusst, um höhere Ticketpreise zu verlangen.

Für das gesamte Geschäftsjahr peilt die nach Passagierzahl führende europäische Airline 168 Millionen Kunden an - weit mehr als die Vorkrisen-Rekordzahl von 149 Millionen. Der Vorstand bekräftigte seine kürzlich angehobene Prognose eines Nettogewinns von 1,325 bis 1,425 Milliarden Euro für das im März endende Bilanzjahr. Das Wachstum soll ungebremst weitergehen auf 185 Millionen Passagiere im nächsten Jahr.

Eine Dividendenzahlung an die Aktionäre will Ryanair nach O'Leary's Worten im Frühjahr 2024 ins Auge fassen. Moderate Ausschüttungen wären möglich, wenn die Ertragslage und der Abbau der Verschuldung ausreichend liquide Mittel ermöglichten.

An einigen Märkten baute der Billigflieger seine Marktanteile im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Krise kräftig aus: Am Heimatmarkt Irland steigerte sich Ryanair um neun Prozentpunkte auf 58 Prozent. In Polen kommen die Iren jetzt auf 38 Prozent nach 27 Prozent. In Italien, wo sich die Lufthansa um die staatliche italienische Fluggesellschaft ITA Airways verstärken will, dominiert Ryanair mittlerweile mit 40 Prozent, verglichen mit 26 Prozent vor der Pandemie. Ryanair-Chef O'Leary sagte, beim aktuellen Wachstumstrend könne die Airline binnen zwei Jahren auf 50 Prozent kommen. Kürzlich hatte er gefordert, ITA müsse für eine kartellrechtliche Freigabe des Lufthansa-Einstiegs Verkehrsrechte am Flughafen Rom-Fiumicino abgeben.

Auch die Ukraine hat O'Leary bei seinen Wachstumsplänen im Blick. Vor dem Ausbruch des Krieges Russlands gegen die Ukraine wollte Ryanair dort eine Basis mit 20 Flugzeugen aufmachen. Sobald es sicher möglich sei, wolle die Airline dorthin zurückkehren, sagte der Konzernchef. Das Unternehmen stelle bereits Personal für Cockpit und Kabine aus der Ukraine ein, um auf eine Öffnung nach Kriegsende vorbereitet zu sein. Mit einem Mangel an Piloten und Pilotinnen in Europa rechnet O'Leary unterdessen nicht.

(Bericht von Connor Humphries, geschrieben von Ilona Wissenbach und Anneli Palmen, redigiert von Myria Mildenberger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)