Berlin (Reuters) - Die Gewerkschaft Verdi hat am frühen Mittwochmorgen einen fast 24-stündigen Arbeitskampf am Berliner Flughafen gestartet und damit den Betrieb komplett lahmgelegt.

Der Airportbetreiber FBB hat alle ursprünglich geplanten rund 300 Starts und Landungen am BER gestrichen. Betroffen sind rund 35.000 Passagiere. Verdi rechnet mit sehr großer Beteiligung beim Arbeitskampf bei den Bodenverkehrsdiensten, der Flughafengesellschaft und der Luftsicherheit. Die Gewerkschaft begründet den Streik damit, dass es bei den Tarifverhandlungen für die rund 6000 Beschäftigten in den drei Bereichen nicht genug Fortschritt gebe. "Wir hoffen, dass der Druck ausreichend ist, dass wir da jetzt zügig Bewegung in den Verhandlungen bekommen", sagte Verdi-Experte Enrico Rümker zu Reuters TV. Am Montag hatte er betont: "Ob es weitere Streiks gibt, hängt davon ab, was am Verhandlungstisch passiert und ob es ein Umdenken der Arbeitgeber gibt." Ziel des Arbeitskampfes sei es, bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen.

Der Flughafen Berlin/Brandenburg wirkte am Mittwochmorgen wie ausgestorben. Die meisten Passagiere waren gar nicht erst am Airport erschienen, sondern hatten umgebucht oder den Zug genommen. Leere Parkplätze, leere Check-in-Schalter und leere Cafés. An den Infotafeln stand zu Landungen oder Starts überall das Gleiche: "gestrichen".

Der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) bezeichnete den Arbeitskampf als völlig überzogen, er entbehre jeglicher Grundlage. "Man muss bedenken, dass es bei diesem Streik nicht um eine Entgelterhöhung geht", sagte BDLS-Geschäftsführerin Cornelia Okpara. Diese hätten die bundesweit rund 25.000 Beschäftigten bereits ab dem 1. Januar 2023 erhalten oder bekämen sie zum 1. April 2023. Streitpunkt seien nun aber die Zeitzuschläge. Falsch sei die Verdi-Behauptung, dass die Arbeitgeberseite sich nicht bewegt habe.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat den Arbeitskampf am Berliner Flughafen als unverhältnismäßig kritisiert. "Einen eintägigen Streik als Warnstreik zu bezeichnen, ist schon ungewöhnlich", sagte Spohr am Dienstag zu Reuters. Die Hauptstadt sei luftverkehrsseitig von der Außenwelt abgeschnitten.

(Bericht von Klaus Lauer und Reuters TV, redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)