KÖLN (awp international) - Der Spezialchemie-Konzern Lanxess hat nach der Neuausrichtung seine erste Übernahme angekündigt. Vom US-amerikanischen Chemiekonzern Chemours wollen die Kölner das Geschäft für Desinfektions- und Hygienelösungen kaufen, wie der Konzern am Montag mitteilte. Der Kaufpreis von rund 210 Millionen Euro werde aus den vorhandenen liquiden Mitteln finanziert. Wenn die Behörden zustimmen soll die Transaktion im zweiten Halbjahr 2016 vollzogen werden.

"Wir wollen unsere Position vor allem in mittelgrossen und weniger zyklischen Märkten mit hoher Marge und guten Wachstumsaussichten weiter ausbauen", sagte Konzernchef Matthias Zachert. Die Erweiterung des Spezialchemikaliengeschäfts mache Lanxess "profitabler und stabiler". Der Zukauf werde sich bereits im ersten Geschäftsjahr positiv auf das Ergebnis je Aktie auswirken. Der jährliche Beitrag zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte bis zum Jahr 2020 schrittweise auf rund 30 Millionen Euro steigen.

Der Geschäftsbereich habe weltweit rund 170 Mitarbeiter und drei Produktionsstandorten in Memphis und North Kingstown, USA, sowie im britischen Sudbury. 2015 erwirtschaftete der Bereich einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro, etwa die Hälfte davon in Nordamerika. Das Geschäft umfasst verschiedene Wirkstoffe und Spezialchemikalien, insbesondere für Desinfektions- und Hygienelösungen. Eines der Kernprodukte sei das Desinfektionsmittel Virkon S, das weltweit in der Tiergesundheit und dabei auch bei der Bekämpfung von Seuchen wie der Maul- und Klauenseuche oder der Vogelgrippe eingesetzt wird.

Die starke Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie hatte den ehemaligen Dax-Konzern in den vergangenen Jahren in Bedrängnis gebracht. Die Autokrise in Europa und selbst geschaffene Überkapazitäten insbesondere in Asien hatten einen scharfen Kautschuk-Preisverfall ausgelöst. Lanxess als weltgrösster Hersteller von synthetischem Kautschuk litt besonders stark darunter. Mit Stellenstreichungen und einem Umbau der Produktion steuerte der Konzern gegen. Für Spielraum sorgte zuletzt ein Kautschuk-Gemeinschaftsunternehmen mit dem grössten Öl- und Energiekonzern der Welt, der saudischen Saudi Aramco. Dieses spült Lanxess rund 1,2 Milliarden Euro in die Kasse./jha/stb