Zürich (Reuters) - Der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär schraubt seine mittelfristigen Finanzziele hoch.

Dank höherer Einnahmen und Sparmaßnahmen will die Zürcher Bank das bereinigte Verhältnis von Kosten zu Erträgen für den Zeitraum 2023 bis 2025 unter 64 Prozent drücken, wie Bär am Donnerstag mitteilte. Doch damit will sich Konzernchef Philipp Rickenbacher nicht zufrieden geben. Bis zum Ende des Jahrzehnts könnte die Bank sogar die Schallmauer von 60 Prozent durchbrechen, wie er sagte. Im laufenden Jahr sehe sich Bär auf Kurs, den bisher angepeilten Wert von weniger als 67 Prozent zu erreichen. Doch während die neuen Ziele etwas ambitionierter ausfielen als Experten erwartet hatten, vergraulte Bär mit Geldabflüssen in den ersten vier Monaten 2022 die Anleger. Die Bär-Aktie notierte am Morgen 5,7 Prozent tiefer.

Bär will die Abhängigkeit von der Transaktionsfreude der Kunden weiter reduzieren und stärker auf stabile Einnahmen setzen. "Wir leiten eine neue Phase des profitablen Wachstums ein und bauen dabei auf der Transformation auf, die wir seit 2020 erfolgreich verfolgen", erklärte Rickenbacher. So sollen mehr Kunden die Verwaltung ihrer Vermögen voll der Bank überlassen. 120 Millionen Franken will Bär bis 2025 einsparen, indem das Geldhaus seine geographische Präsenz strafft und verstärkt Technologie nutzt. Gleichzeitig will Bär in den kommenden drei Jahren zusätzliche 400 Millionen Franken in Technologie investieren. Bär stellte in Aussicht, für ihre Kunden verstärkt digitale Anlagen zu erschließen. Mit der Einstellung von neuen Mitarbeitern und Zukäufen solle das Wachstum weiter vorangetrieben werde. Rickenbacher rechnet angesichts der zunehmende Bedeutung von Größenvorteilen mit einer Konsolidierung in der Branche.

In den ersten vier Monaten 2022 seien die verwalteten Vermögen des Instituts um fünf Prozent auf 457 Milliarden Franken gesunken. Dieser Rückgang sei auf die negative Marktentwicklung, Bereichsverkäufe und den Abbau von Fremdfinanzierungen durch Kunden zurückzuführen. Kunden in Asien hätten angesichts des unsicheren wirtschaftlichen und politischen Umfeldes ihre Risiken zurückgefahren. Dies sorgte in den ersten vier Monaten konzernweit für Nettoabflüsse in Höhe von 2,7 Milliarden Franken. Zuflüsse habe das Geldhaus dagegen von Kunden aus Deutschland und Großbritannien verbucht.