Zürich (Reuters) - Trotz einer Wertberichtigung auf faulen Krediten will der Schweizer Vermögensverwalter Julius Bär keine wesentlichen Korrekturen am Geschäftsmodell vornehmen.

"Ich glaube, dass Julius Bär in der Lage sein wird, seine Risikobereitschaft und Risikokapazität so beizubehalten, wie wir es im Durchschnitt der letzten Jahre getan haben", erklärte Konzernchef Philipp Rickenbacher am Mittwoch auf der "FT-Global-Banking"-Konferenz. Finanzierungen seien ein integraler Bestandteil jedes Vermögensverwalters. Bär werde auch 2024 und 2025 wachsen. "Ich glaube, dass wir Kunden zu uns holen werden und dass wir Talente zu uns holen werden."

Rickenbacher wollte erneut nicht sagen, ob die Wertberichtigung von 70 Millionen Franken Kredite an die kriselnde Signa-Gruppe des Immobilieninvestors Rene Benko betreffe. Bär hatte Anfang der Woche ein Kreditrisiko von 606 Millionen Franken bei einer Unternehmensgruppe eingeräumt. Eine mit der Sache vertrauten Person zufolge handelt es sich dabei um Signa. Die österreichische Signa Holding kündigte am Mittwoch an, ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beim Handelsgericht in Wien zu beantragen.

Seit der Gewinnwarnung in Zusammenhang mit der Wertberichtigung hat Bär rund 22 Prozent an Wert verloren. Rickenbacher erklärte den Rückgang mit der Verunsicherung der Kunden unter anderen zum zukünftigen Risikoappetit des Unternehmens. "Ich glaube, dass dies ein einzigartiges Kreditereignis war", erklärte der Konzernchef. "Wenn wir die richtigen Lehren daraus ziehen, werden wir unsere Kapazität und unsere Fähigkeit bewahren, unseren Kunden Kreditlösungen anzubieten, und in diesem Sinne auch unsere Ergebnisse." Einnahmen auf Krediten sind eine wichtige Ertragsquelle für Bär und andere Vermögensverwalter

Er deutete an, dass Bär in Zukunft einen Teil des Risiko von solchen Privatkrediten in Zukunft verstärkt an die Kapitalmärkte auslagern könnte. "Wir sollten einige der Dinge, die wir bereits in der Vergangenheit tun wollten, beschleunigen", sagte Rickenbacher. Bär werde ihre Fähigkeiten im Private Debt-Bereich, in dem üblicherweise vor allem Finanzinvestoren und Hedge Fonds aktiv sind, ausbauen. "Im Moment liegt der Schwerpunkt auf der Maximierung des Wertes unserer Sicherheiten, aber wir werden in das kommende Jahr hinein zusammen mit dem Verwaltungsrat daran arbeiten, dies richtig zu machen."

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)