Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Das Chip-Urgestein Intel versucht offenbar, sich keine Geschäftsgelegenheit entgehen zu lassen. Die jüngsten Entwicklungen könnten es dem Halbleiterkonzern tatsächlich erlauben, das zu erreichen.

Pat Gelsinger, der erst vor zwei Monaten zum neuen Chef von Intel gekürt wurde, hat zuletzt seinen neuen Plan zur Wiederbelebung der Geschicke des Unternehmens vorgestellt. Dieser Plan wird in den nächsten Jahren mehr Outsourcing an die Konkurrenten des Unternehmens in der Chipherstellung beinhalten. Aber er beinhaltet auch einen signifikanten Schub für Intels eigene Produktionskapazitäten. So sollen 20 Milliarden US-Dollar in neue Chip-Fertigungsanlagen (Fabs) auf dem Firmengelände in Arizona investiert werden. Dazu gehört auch, dass Intel wieder in das Geschäft mit der Herstellung von Chips einsteigt, die andere Unternehmen entwickelten.


   Intel prescht vor in die Produktion von nicht selbstentwickelten Chips 

Letzteres, gemeinhin als Foundry bezeichnet, wurde von Intel schon einmal versucht, zuletzt 2013/14. Es hat sich nie wirklich durchgesetzt. Gelsinger beschrieb den vergangenen Versuch in einem aktuellen Interview als "halbherzig". Der neue Versuch beinhaltet die Schaffung einer eigenständigen Foundry-Geschäftseinheit, die der hochrangige Intel-Manager Randhir Thakur leiten soll. Ein weiterer großer Unterschied zu den vergangenen Versuchen des Unternehmens ist, dass Cloud-Computing-Titanen wie Amazon, Microsoft und Google inzwischen mehr eigene Prozessoren entwickeln und damit zu wichtigen neuen potenziellen Kunden für das Foundry-Geschäft werden.

Dennoch hätte Intels neuer Plan noch vor neun Monaten ziemlich dumm angemutet. Das Unternehmen hatte gegenüber Taiwan Semiconductor Manufacturing bei fortschrittlichen Chip-Herstellungsprozessen stetig an Boden verloren, was viele an der Wall Street zu Spekulationen veranlasste, dass Intel ganz aus dem Chip-Geschäft aussteigen könnte.


   Intel mit hervorragender Position und Milliardeninvestitionen 

Mit der Einstellung von Gelsinger, einem ehemaligen Intel-Ingenieur, der 30 Jahre lang für das Unternehmen tätig war, bevor er schließlich als CEO zu Vmware wechselte, erschien eine solche "Fabless"-Strategie jedoch immer unwahrscheinlicher. Weitreichende Engpässe in der Chip-Produktion sorgen für Kopfzerbrechen in der gesamten Industrie, was der Angelegenheit eine neue politische Brisanz verleiht. Folglich ist die Chip-Produktion jetzt von höchster Wichtigkeit. Und Intel ist als zweitgrößter Chiphersteller der Welt nach Samsung, gemessen am Jahresumsatz, in einer hervorragenden Position, um von diesem Trend zu profitieren.

Das bedeutet allerdings, dass im Voraus eine Menge Geld eingesetzt werden muss. Neben den 20 Milliarden Dollar, die für die neuen Produktionsstätten in Arizona vorgesehen sind und bis 2024 ausgegeben werden sollen, rechnet Intel in diesem Jahr mit Gesamtinvestitionen zwischen 19 und 20 Milliarden Dollar. Das ist eine Rekordsumme, die etwa 45 Prozent über den durchschnittlichen jährlichen Investitionsausgaben des Unternehmens in den vergangenen fünf Jahren liegt. Die Aktien von Intel legten nach den aktuellen Ankündigungen dennoch um 7 Prozent zu, nachdem sie seit der Verpflichtung von Gelsinger bereits um 19 Prozent in die Höhe geschossen waren. Diesem Chiphersteller gehen die Spiel-Chips nicht so schnell aus.

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March 24, 2021 06:38 ET (10:38 GMT)