Dresden (Reuters) - EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den Bau einer Infineon-Chipfabrik in Dresden als Meilenstein beim Aufbau einer Massenfertigung von Halbleitern in der Europäischen Union bezeichnet.

Der Schwerpunkt des EU-Chip-Acts liege auf dem Aufbau der heimischen Produktion, sagte sie am Dienstag beim ersten Spatenstich für die Fabrik. Die EU strebe an, den Anteil an der weltweiten Chip-Produktion auf 20 Prozent zu verdoppeln - weil der Chipmarkt insgesamt wachse, bedeute das, dass die derzeitigen Kapazitäten vervierfacht werden müssten.

Von der Leyen bezeichnete die Abhängigkeit von einzelnen Rohstofflieferanten als Risiko. Silizium sei der am häufigsten genutzte Rohstoff für die Chipbranche. Derzeit dominiere China mit 76 Prozent die weltweite Produktion. Deshalb wolle die EU mit neuen Projekten in Europa, aber auch Partnerschaften mit Ländern wie Australien, den USA und Kanada für Alternativen sorgen und so die Lieferketten europäischer Unternehmen absichern, betonte die Kommissionschefin.

Bundeskanzler Olaf Scholz betonte, dass es nicht um eine Abkopplung von Wirtschaftsräumen gehe. Das sei der falsche Weg. Wichtig sei es jedoch, das Risiko zu verringern, Bezugsquellen zu diversifizieren und eigene Kapazitäten strategisch aufzubauen, sagte Scholz. Zudem hält er weitere Chip-Investitionsprojekte für möglich: "Ich habe nicht den Eindruck, dass diese Großinvestition die letzte ist, die wir in Silicon Saxony erleben werden." Zuletzt hatte TSMC-Chef, C.C. Wei, erklärt, der taiwanische Chipkonzern prüfe den Bau einer Halbleiter-Fabrik in Europa, die sich auf Kunden in der Autobranche spezialisieren solle.

Infineon-Chef Jochen Hanebeck sagte, die europäische Förderung der Branche sei ein wichtiger Schritt, Europa im globalen Halbleitersystem an der Spitze zu positionieren. Der Münchner Halbleiterhersteller investiert fünf Milliarden Euro in das neue Werk in Dresden, das ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens. Der Konzern erhofft sich jährliche Erlöse von rund fünf Milliarden Euro, wenn die Anlage im Herbst 2026 die Produktion aufnimmt - das wäre ein Umsatzplus von rund einem Drittel. Infineon strebt eine Förderung von einer Milliarde Euro an.

(Bericht von Christina Amann. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)