--Lagerbestände auf "Tiefststand", Liefersituation "sehr angespannt"

--Fertigung in Malaysia im Juni zweimal unterbrochen

--Umsatz stagniert trotz hoher Nachfrage

(NEU: Details aus Telefonkonferenzen, Marktreaktion)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Infineon kämpft angesichts des anhaltenden Chip-Booms mit Problemen in der Produktion. Die hohe Nachfrage ließ sich mangels Nachschub von Seiten der Auftragsfertiger teilweise nicht erfüllen, so dass der Umsatz im dritten Quartal nur geringfügig auf 2,72 Milliarden Euro zulegte, wie der Chiphersteller aus dem Speckgürtel von München bei Vorlage der Zahlen mitteilte.

Die Liefersituation sei sehr angespannt, die Vorräte auf einem historischen Tiefstand, sagte Vorstandschef Reinhard Ploss. "Unsere Chips gehen aus der Fertigung direkt in die Endanwendungen." Zusätzlich verschärfte sich die Situation für den Konzern dadurch, dass die Montage am malaysischen Standort Malakka im Juni angesichts steigender Covid-19-Infektionen zwei Mal unterbrochen werden musste. 400.000 bis 500.000 Leistungshalbleiter können dort deshalb nach Einschätzung von Infineon erst mit Zeitverzug montiert werden, bis zu 200 Millionen Euro Umsatz verschieben sich auf das nächste Geschäftsjahr.

Der Konzern hat seinen Mitarbeitern in Südostasien freiwillige Impfangebote gemacht, um weitere Ausfälle zu minimieren. Mit Ausnahme eines Landes hätten 80 Prozent der Mitarbeiter inzwischen eine Erstimpfung bekommen, sagte der für den Geschäftsbetrieb zuständige Vorstand Jochen Hanebeck. Die nächste folge im August. Überdies seien zusätzliche Kapazitäten bei Auftragsfertigern vereinbart, um die Produktion zu steigern. "Wir kämpfen mit Lieferanten um jeden Wafer", sagte Konzernchef Ploss.

Und schließlich will Infineon seine eigenen, in der Corona-Krise etwas abgesenkten Investitionen im neuen Geschäftsjahr wieder hochfahren. Die neue Wafer-Fabrik, die im österreichischen Villach hochgezogen wurde, startet an diesem Dienstag den Hochlauf ihrer Produktion. Mitte September seien die ersten Scheiben für die Weiterarbeitung fertig.

Vor allem in der Autobranche werde sich die Knappheit aber noch bis weit ins Jahr 2022 hinziehen, glaubt Ploss. Bislang verschiebe sich nur die Nachfrage nur, ein Lageraufbau habe noch nicht eingesetzt. Das Auftragspolster von Infineon liege inzwischen bei zwei Jahresumsätzen. "Das ist schon eine besondere Situation".

Im vierten Quartal wird mit einem Umsatz von 2,9 Milliarden Euro und einer Segmentergebnismarge von etwa 19 Prozent gerechnet. Wachsen soll vor allem der Geschäftsbereich Power & Sensor Systems, wo die Nachfrage nach Smartphone-Chips wieder stärker erwartet wird. Für das Gesamtjahr werden weiter rund 11 Milliarden Euro Umsatz sowie eine Segmentergebnis-Marge von mehr als 18 Prozent erwartet. Der Free Cashflow wird höher ausfallen als zuletzt angekündigt - hier sind 1,5 statt mehr als 1,2 Milliarden Euro das Ziel.

Im abgelaufenen dritten Quartal verbuchte Infineon ein Segmentergebnis von 496 Millionen Euro und eine Segmentergebnis-Marge, die gegenüber dem Vorquartal um 80 Basispunkte auf 18,2 Prozent zulegte.

Die Infineon-Aktie reagierte mit Abschlägen. Gegen Mittag notierte sie noch mit 0,4 Prozent im Minus. Die Analysten von Citi sprachen von eher schwachen Zielen. Bei Equita hieß es, die Prognose entspreche weitgehend den Erwartungen.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

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August 03, 2021 07:21 ET (11:21 GMT)