Infineon kappt Gewinnprognose und erschreckt die Börse
Am 27. März 2019 um 18:03 Uhr
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NEUBIBERG (dpa-AFX) - Der Chipkonzern Infineon spürt die Flaute in der Autoindustrie und senkt seine Umsatz- und Gewinnerwartungen. Das Betriebsergebnis dürfte unter dem Vorjahresniveau liegen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Neubiberg bei München mit. Die Infineon-Aktien brachen nach der Gewinnwarnung am Mittwochnachmittag ein, erholten sich dann wieder etwas und gingen am Abend mit einem Minus von mehr als fünf Prozent aus dem Handel.
Die Autosparte erwirtschaftet fast die Hälfte des Konzernumsatzes. Aber die Autoverkäufe im größten Markt China gingen seit sieben Monaten zurück, der Rückgang habe sich im Februar beschleunigt, sagte Vorstandschef Reinhard Ploss vor Investoren. Auch die Nachfrage nach Bauteilen für Smartphones sei gedämpft. Die Vorräte stiegen, und Leerstandskosten aufgrund geringerer Auslastung ließen sich kurzfristig nur teilweise ausgleichen, teilte das Unternehmen mit.
Im laufenden Quartal seien Umsatz und Ergebnis noch im Rahmen der Erwartungen. Aber in der im April beginnenden zweiten Hälfte des Geschäftsjahres dürfte der Umsatz schwächer wachsen als saisonal üblich. Der Jahresumsatz dürfte deshalb nur von 7,6 Milliarden auf rund 8 Milliarden Euro steigen. Die Gewinnmarge soll mit 16 Prozent des Umsatzes unter den bisher erwarteten 17,5 Prozent liegen - und damit dürfte das Betriebsergebnis von 1,35 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,28 Milliarden Euro sinken.
Weil die Fertigungskapazität für die steigende Nachfrage nach Chips für Elektroautos nicht reicht, plant Infineon vorerst jedoch weiter Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. In modernen Autos werden immer mehr Halbleiter und Sensoren verbaut, etwa für Fahrerassistenzsysteme.
Die Autosparte soll weiter schneller wachsen als die zweitgrößte Sparte (PMM), die Chips für die Stromversorgung, Mobilfunk-Infrastruktur und Smartphones liefert. Mittel- und langfristig seien die Aussichten weiterhin gut, und wenn sich der Markt wieder drehe, sei Infineon gut gerüstet, sagte Ploss. Er sehe keinen Grund, die Preise zu senken. Infineon beschäftigt weltweit rund 40 000 Mitarbeiter./rol/DP/stw
Infineon Technologies AG gehört zu den weltgrößten Herstellern von Halbleitern. Die Produktpalette des Konzerns umfasst Leistungshalbleiter, Sensoren, Mikrocontroller, digitale integrierte Schaltungen für Mischsignale und analoge Signale, gesonderte Halbleiter-Module, Schalter, integrierte Schnittstellen-Schaltungen, integrierte Schaltungen zur Motorsteuerung, RF-Leistungstransistoren, Spannungsregler sowie elektronische Sicherheitskomponenten. Der Umsatz verteilt sich auf die Geschäftsbereiche:
- automobilindustrie (50,5%): Halbleiterprodukte für die Automobilindustrie und Speicherprodukte für spezifische Anwendungen in den Bereichen Automobilindustrie, Industrie, Informationstechnologie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik;
- strom und sensorsysteme (23,3%): Halbleiter für energieeffiziente Stromversorgungen, mobile Geräte, Mobilfunknetzinfrastrukturen, Mensch-Maschine-Interaktion sowie Anwendungen mit besonderen Anforderungen an ihre Robustheit und Zuverlässigkeit;
- industrielle Leistungsregelung (13,5%): Halbleiterprodukte zur Umwandlung elektrischer Energie für kleine, mittlere und hohe Leistungsanwendungen, die bei der Herstellung, der verlustarmen Übertragung, der Speicherung und der effizienten Nutzung elektrischer Energie verwendet werden;
- vernetzte sichere Systeme (12,6%): Halbleiter für vernetzte Geräte, kartenbasierte Anwendungen und Regierungsdokumente; Mikrocontroller für Industrie-, Unterhaltungs- und Haushaltsanwendungen, Komponenten für Konnektivitätssysteme, verschiedene Kundenunterstützungssysteme;
- sonstige (0,1%).
Die geografische Aufteilung des Umsatzes ist wie folgt: Deutschland (12,4%), Europa / Naher Osten / Afrika (14,4%), China / Hongkong / Taiwan (32,3%), Japan (10,5%), Asien / Pazifik (15,9%), USA (12,1%) und Amerika (2,4%).