Infineon: Sachverständiger im Qimonda-Streit legt Gutachten vor
Am 08. Januar 2024 um 21:06 Uhr
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NEUBIBERG (awp international) - Im Rechtsstreit zwischen dem Chiphersteller Infineon und dem Qimonda-Insolvenzverwalter hat der gerichtlich bestellte Sachverständige sein Gutachten vorgelegt. Demnach liegt der Wert des von Infineon in Qimonda eingebrachten Speichergeschäfts bei gut minus eine Milliarde Euro, wie Infineon am Montagabend mitteilte. Der Wert der Sacheinlagen wird hingegen in der Mitteilung mit plus 600 Millionen Euro angegeben. 2006 hatte Infineon das Speichergeschäft ausgegliedert und im Wege zweier Sacheinlagen in Qimonda eingebracht. Anfang 2009 stellte Qimonda Insolvenzantrag.
Der Insolvenzverwalter behauptet der Mitteilung zufolge unter anderem, dass das von Infineon ausgegliederte Speichergeschäft nicht werthaltig gewesen sei. Er klagt daher auf Erstattung der Differenz zu den Ausgabebeträgen der an Infineon im Zuge der Ausgliederung von Qimonda ausgegebenen Aktien. Die Vorlage des Gutachtens stellt einen Zwischenschritt im anhängigen Rechtsstreit dar. Die Höhe einer möglichen Haftung von Infineon sei von weiteren Aspekten abhängig, hiess es weiter.
Nicht Gegenstand des Gutachtens sei zudem die Ermittlung der Liquidationswerte, die nach Auffassung von Infineon mindestens die für die Sacheinlagen erforderlichen Werte erreichten und damit die vom Insolvenzverwalter behauptete Differenzhaftung ausschliessen. Das Unternehmen werde das Gutachten im Einzelnen prüfen. Zum 30. September 2023 seien im Zusammenhang mit Qimonda Rückstellungen von insgesamt 212 Millionen Euro bilanziert worden. Derzeit sei nicht absehbar, wann es zu einer erstinstanzlichen gerichtlichen Entscheidung kommen werde.
Im Tradegate-Handel reagierte der Aktienkurs von Infineon auf die Neuigkeiten zunächst nicht./he/tih
Infineon Technologies AG gehört zu den weltgrößten Herstellern von Halbleitern. Die Produktpalette des Konzerns umfasst Leistungshalbleiter, Sensoren, Mikrocontroller, digitale integrierte Schaltungen für Mischsignale und analoge Signale, gesonderte Halbleiter-Module, Schalter, integrierte Schnittstellen-Schaltungen, integrierte Schaltungen zur Motorsteuerung, RF-Leistungstransistoren, Spannungsregler sowie elektronische Sicherheitskomponenten. Der Umsatz verteilt sich auf die Geschäftsbereiche:
- automobilindustrie (50,5%): Halbleiterprodukte für die Automobilindustrie und Speicherprodukte für spezifische Anwendungen in den Bereichen Automobilindustrie, Industrie, Informationstechnologie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik;
- strom und sensorsysteme (23,3%): Halbleiter für energieeffiziente Stromversorgungen, mobile Geräte, Mobilfunknetzinfrastrukturen, Mensch-Maschine-Interaktion sowie Anwendungen mit besonderen Anforderungen an ihre Robustheit und Zuverlässigkeit;
- industrielle Leistungsregelung (13,5%): Halbleiterprodukte zur Umwandlung elektrischer Energie für kleine, mittlere und hohe Leistungsanwendungen, die bei der Herstellung, der verlustarmen Übertragung, der Speicherung und der effizienten Nutzung elektrischer Energie verwendet werden;
- vernetzte sichere Systeme (12,6%): Halbleiter für vernetzte Geräte, kartenbasierte Anwendungen und Regierungsdokumente; Mikrocontroller für Industrie-, Unterhaltungs- und Haushaltsanwendungen, Komponenten für Konnektivitätssysteme, verschiedene Kundenunterstützungssysteme;
- sonstige (0,1%).
Die geografische Aufteilung des Umsatzes ist wie folgt: Deutschland (12,4%), Europa / Naher Osten / Afrika (14,4%), China / Hongkong / Taiwan (32,3%), Japan (10,5%), Asien / Pazifik (15,9%), USA (12,1%) und Amerika (2,4%).