Enttäuschender Ausblick von Infineon stoppt Erholungsversuch
Am 06. Februar 2024 um 12:12 Uhr
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FRANKFURT (dpa-AFX) - Trübere Zukunftserwartungen bei Infineon haben am Dienstag die Aktie des Halbleiterherstellers an das Ende im Leitindex Dax geschickt. Dort verlor das Papier 3,3 Prozent auf 33,53 Euro. Die Vortagesgewinne sind somit wieder Geschichte und hinter dem jüngsten Stabilisierungsversuch steht erneut ein Fragezeichen. Infineon reiht sich damit ein in die Riege der Konkurrenten aus dem Chipsektor mit zuletzt negativen Schlagzeilen. So hatten unlängst etwa Intel und STMicroelectronics enttäuscht und die Branche belastet.
Während die meisten Analysten das vorgelegte Zahlenwerk zum ersten Geschäftsquartal als recht überraschungslos beurteilten, sah das mit Blick auf die von Infineon nun gesenkten Geschäftsjahresprognosen für 2023/24 anders aus. Die Markterwartungen dürften nun deutlich nach unten revidiert werden, schrieb JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande. UBS-Experte Francois-Xavier Bouvignies rechnet etwa damit, dass die Konsensschätzung für das operative Jahresergebnis um bis zu zehn Prozent gekappt werden könnte.
Janardan Menon von Jefferies verwies angesichts der revidierten Umsatz- und Margenziele darauf, dass die Münchener die Wachstumsschätzung für den Autobereich allerdings beibehalten haben. Schwächen sähen sie indes im Nicht-Autobereich, also bei den Consumer-, Kommunikations-, Computing- und IoT-Anwendungen, was sich mit den Aussagen von Konkurrenten decke.
Dazu äußerte sich Deshpande jedoch kritischer: Dass Infineon sein Ziel für das Auto-Segment senken würde, sei "immer unwahrscheinlich" gewesen. Der Markt aber glaube, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bevor auch der Automobil-Endmarkt anfange zu schwächeln. Experte Bouvignies sieht dies wohl ähnlich, denn er hob hervor, dass die neuen Jahresziele ihm zufolge ein im Vergleich zum Vorjahr 16-prozentiges Umsatzwachstum in der zweiten Jahreshälfte im Auto-Segment beinhalteten - im Vergleich zu einem Plus von 6 Prozent im ersten Geschäftshalbjahr. Investoren dürften sich über eine solch unterstellte Erholung wundern und dazu wohl Fragen in der Telefonkonferenz stellen, erwartet er./ck/ajx/men
Infineon Technologies AG gehört zu den weltgrößten Herstellern von Halbleitern. Die Produktpalette des Konzerns umfasst Leistungshalbleiter, Sensoren, Mikrocontroller, digitale integrierte Schaltungen für Mischsignale und analoge Signale, gesonderte Halbleiter-Module, Schalter, integrierte Schnittstellen-Schaltungen, integrierte Schaltungen zur Motorsteuerung, RF-Leistungstransistoren, Spannungsregler sowie elektronische Sicherheitskomponenten. Der Umsatz verteilt sich auf die Geschäftsbereiche:
- automobilindustrie (50,5%): Halbleiterprodukte für die Automobilindustrie und Speicherprodukte für spezifische Anwendungen in den Bereichen Automobilindustrie, Industrie, Informationstechnologie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik;
- strom und sensorsysteme (23,3%): Halbleiter für energieeffiziente Stromversorgungen, mobile Geräte, Mobilfunknetzinfrastrukturen, Mensch-Maschine-Interaktion sowie Anwendungen mit besonderen Anforderungen an ihre Robustheit und Zuverlässigkeit;
- industrielle Leistungsregelung (13,5%): Halbleiterprodukte zur Umwandlung elektrischer Energie für kleine, mittlere und hohe Leistungsanwendungen, die bei der Herstellung, der verlustarmen Übertragung, der Speicherung und der effizienten Nutzung elektrischer Energie verwendet werden;
- vernetzte sichere Systeme (12,6%): Halbleiter für vernetzte Geräte, kartenbasierte Anwendungen und Regierungsdokumente; Mikrocontroller für Industrie-, Unterhaltungs- und Haushaltsanwendungen, Komponenten für Konnektivitätssysteme, verschiedene Kundenunterstützungssysteme;
- sonstige (0,1%).
Die geografische Aufteilung des Umsatzes ist wie folgt: Deutschland (12,4%), Europa / Naher Osten / Afrika (14,4%), China / Hongkong / Taiwan (32,3%), Japan (10,5%), Asien / Pazifik (15,9%), USA (12,1%) und Amerika (2,4%).