AKTIEN IM FOKUS: Halbleiterwerte leiden unter Sorge um Huawei-Lieferbeziehungen
Am 20. Mai 2019 um 15:38 Uhr
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FRANKFURT/PARIS/ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Furcht vor einem vorübergehenden Verlust des wichtigen Kunden Huawei hat am Montag die Aktien großer europäischer Halbleiterkonzerne teils sehr deutlich ins Minus gedrückt. Für Infineon ging es als Schlusslicht im deutschen Leitindex Dax um rund 5 Prozent bergab. Bei 16,884 Euro hatten die Papiere zwischenzeitlich den tiefsten Stand seit Anfang Januar erreicht.
Den letzten Platz im MDax der mittelgroßen Werte hatten die Aktien des Waferherstellers Siltronic mit einem Minus von gut 6 Prozent inne. Die Papiere reagieren für gewöhnlich besonders sensibel auf Nachrichten aus der Halbleiterbranche. Für die Anteilscheine von Osram ging es um mehr als 4 Prozent und für Dialog Semiconductor um knapp 4 Prozent nach unten.
In Paris knickten die Anteilscheine von STMicroelectronics um fast 9 Prozent ein. Die Aktien von AMS sackten um rund 12 Prozent ab.
Die US-Regierung hatte Huawei und zahlreiche Tochtergesellschaften vergangene Woche auf eine schwarze Liste von Unternehmen gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Den Weg dafür hatte US-Präsident Donald Trump freigemacht, indem er einen Nationalen Notstand in der Telekommunikation ausrief.
Huawei wird von den US-Behörden verdächtigt, seine unternehmerische Tätigkeit zur Spionage für China zu nutzen. Bislang wurden dafür öffentlich keine Beweise vorgelegt.
Infineon liefert damit vorerst keine in den USA hergestellten Produkte mehr an den chinesischen Mobilfunkanbieter. Berichte, wonach Infineon sämtliche Chip-Lieferungen an den chinesischen Konzern eingestellt habe, bestätigte ein Sprecher ausdrücklich nicht: "Nach heutigem Stand" unterliege ein Großteil der Produkte, die Huawei von Infineon beziehe, nicht den US-Export-Kontrollbestimmungen. "Darum werden diese Lieferungen fortgesetzt."
Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan betonte, dass alle europäischen Halbleiterkonzerne nun Produkt für Produkt entscheiden müssten, inwiefern sie Trumps Huawei-Bann trifft. Während die Auswirkungen für Infineon nur geringfügig seien, strich Deshpande heraus, dass Huawei zu den 10 wichtigsten Kunden von STMicro gehöre. Von Umsatzverlusten betroffen sein könnten auch AMS, Dialog Semiconductor und Osram./la/ag/he
Infineon Technologies AG gehört zu den weltgrößten Herstellern von Halbleitern. Die Produktpalette des Konzerns umfasst Leistungshalbleiter, Sensoren, Mikrocontroller, digitale integrierte Schaltungen für Mischsignale und analoge Signale, gesonderte Halbleiter-Module, Schalter, integrierte Schnittstellen-Schaltungen, integrierte Schaltungen zur Motorsteuerung, RF-Leistungstransistoren, Spannungsregler sowie elektronische Sicherheitskomponenten. Der Umsatz verteilt sich auf die Geschäftsbereiche:
- automobilindustrie (50,5%): Halbleiterprodukte für die Automobilindustrie und Speicherprodukte für spezifische Anwendungen in den Bereichen Automobilindustrie, Industrie, Informationstechnologie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik;
- strom und sensorsysteme (23,3%): Halbleiter für energieeffiziente Stromversorgungen, mobile Geräte, Mobilfunknetzinfrastrukturen, Mensch-Maschine-Interaktion sowie Anwendungen mit besonderen Anforderungen an ihre Robustheit und Zuverlässigkeit;
- industrielle Leistungsregelung (13,5%): Halbleiterprodukte zur Umwandlung elektrischer Energie für kleine, mittlere und hohe Leistungsanwendungen, die bei der Herstellung, der verlustarmen Übertragung, der Speicherung und der effizienten Nutzung elektrischer Energie verwendet werden;
- vernetzte sichere Systeme (12,6%): Halbleiter für vernetzte Geräte, kartenbasierte Anwendungen und Regierungsdokumente; Mikrocontroller für Industrie-, Unterhaltungs- und Haushaltsanwendungen, Komponenten für Konnektivitätssysteme, verschiedene Kundenunterstützungssysteme;
- sonstige (0,1%).
Die geografische Aufteilung des Umsatzes ist wie folgt: Deutschland (12,4%), Europa / Naher Osten / Afrika (14,4%), China / Hongkong / Taiwan (32,3%), Japan (10,5%), Asien / Pazifik (15,9%), USA (12,1%) und Amerika (2,4%).