FRANKFURT/PARIS/AMSTERDAM (dpa-AFX) - Ein überraschend optimistischer Umsatzausblick von Applied Materials hat Anlegern am Freitag Hoffnung auf eine Belebung der Chipbranche gemacht. Diese kam aber vor allem bei Branchenausrüstern nachhaltig an, bei einigen Chip-Herstellern gingen die anfänglichen Kursgewinne teilweise wieder verloren.

Applied Materials, ein Hersteller von Anlagen für die Halbleiterindustrie, prognostizierte für das zweite Quartal Erlöse über der durchschnittlichen Analystenschätzung. Das dürfte fortgesetzt hohe Investitionen von Chipherstellern in ihre Produktionskapazitäten signalisieren. Analyst Stacy Rasgon von Bernstein Research sprach in einer ersten Einschätzung von recht starken Geschäftszahlen sowie von einem sehr guten Ausblick. Alle Bereiche hätten die Erwartungen übertroffen.

Im frühen US-Handel schnellten die Applied-Materials-Aktien um bis zu 10 Prozent in die Höhe und passierten dabei erstmals in ihrer Geschichte die 200-Dollar-Marke. Zuletzt betrug das Kursplus dann noch sieben Prozent, mit gut 201 Euro hielt die runde Marke. Andere Branchenwerte aus den USA folgten dem, wie die Papiere des direkten Konkurrenten Lam Research mit einem Anstieg um 2,1 Prozent.

Chiphersteller dagegen entwickelten sich durchwachsener: Nvidia kamen zuletzt auf ein Plus von einem halben Prozent. Das Unternehmen profitiert schon länger von einer starken Nachfrage nach Prozessoren für Anwendungen mit Fokus auf Künstliche Intelligenz, genauso wie der Konkurrent AMD, dessen Kurs am Freitag ins Minus drehte.

Andere Bereiche wie etwa Speicherchips litten vor allem 2023 unter signifikanten Bestandskorrekturen bei Chipherstellern und deren Kunden, die ihre vollen Lager abbauten. Zuletzt mehrten sich zudem Anzeichen einer schwächelnde Nachfrage nach Chips für industrielle Anwendungen.

So stellte etwa der Infineon-Konkurrent STMicroelectronics für das erste Quartal einen Umsatzrückgang in Aussicht. Und auch Infineon kann sich dem teils schwachen Halbleitermarktumfeld nicht entziehen und senkte Anfang Februar die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr.

Den anschließenden Kursrückschlag haben die Infineon-Aktien bislang nur teilweise aufgeholt. Am Freitag sah es in der ersten Tageshälfte so aus, als ob auch europäische Sektorwerte mit Gewinnen mitziehen. Teilweise gingen diese aber wegen der wieder gestiegenen Zinsnervosität wieder verloren: Infineon zum Beispiel waren zuletzt mit 1,2 Prozent ins Minus gedreht./mis/la/stk/tih/he