Der Euro hat im Berichtszeitraum gegenüber dem US-Dollar mit einem Wechselkurs von unter 1,18 USD/EUR den schwächsten Stand seit November 2005 erreicht. Die unsichere politische Lage in Griechenland und die Aussicht auf weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank - gepaart mit einer Straffung in den USA - waren für diese Entwicklung hauptverantwortlich. Bei den griechischen Präsidentschaftswahlen konnte sich auch ja beim letzten Wahlgang Ende Dezember keine Mehrheit im Parlament finden. Daher kommt es am 25. Jänner zu Parlamentswahlen. Umfragen zu Folge hat das Oppositionsbündnis SYRIZA, das vehement für einen (neuerlichen) Schuldenschnitt eintritt, gute Chancen, bei den Wahlen als Sieger hervorzugehen. Dies hat nicht nur Euro, sondern auch den griechischen Aktien- und Anleihenmarkt stark belastet. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen stieg zuletzt auf über 10%. Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone wird zwar von SYRIZA nicht angestrebt und es ist auch nicht sicher, ob es dem Bündnis als Wahlsieger gelingen würde, eine Koalition zu bilden, das Risiko eines Austritts ist dadurch aber wieder deutlich angestiegen. Gleichzeitig halten sich die Auswirkungen auf die anderen "Peripheriestaaten" noch in engen Grenzen. Hier wirken sowohl die neuen Sicherungskonstrukte wie der Europäische Stabilitätsmechanismus als auch die Aussicht auf Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank, die am 22. Jänner wieder über ihre Geldpolitik entscheidet.

Auch der Ölpreis hat neue Mehrjahrestiefststände erreicht. Der Preis eines Barrels der Sorte Brent unterschritt am Mittwoch kurzfristig sogar die Marke von 50 USD. Trotzdem zeigte der russische Rubel, dessen Wechselkurs ja sehr stark vom Ölpreis abhängt, gewisse Stabilisierungstendenzen. Der Wechselkurs zum Euro, der vor Weihnachten zwischenzeitlich sogar 100 RUB/EUR erreicht hatte, bewegte sich seit Jahresbeginn in einem Band zwischen 70 und 75 RUB/ EUR.

Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten waren in den USA eher unauffällig. Obwohl oftmals schwächer als erwartet, deuten die Früh- und Stimmungsindikatoren in Summe auf eine Fortsetzung des Aufschwungs hin. In der Eurozone zeigten die von der Europäischen Kommission veröffentlichen Stimmungsindikatoren ebenfalls keine klare Tendenz. Die Einzelhandelsumsätze, die im November im Jahresvergleich um 1,5% und im Monatsvergleich um saisonbereinigte 0,6% zulegten, konnten allerdings positiv überraschen. Die Arbeitslosenrate lag im November zum vierten Mal in Folge bei 11,5%. Einer Vorabschätzung von Eurostat zufolge lag die Inflationsrate im Dezember bei -0,2% (November: 0,3%) und war damit erstmals seit mehr als fünf Jahren wieder negativ. Die Kernrate, also die Preissteigerung ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel, lag hingegen mit 0,8% noch im deutlich positiven Bereich.

Die Renditen der deutschen und österreichischen Staatsanleihen verzeichneten erneut historische Tiefststände. Verantwortlich dafür war neben der Unsicherheit in Griechenland die Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungsmaßnahmen, deren Wahrscheinlichkeit aufgrund der negativen Inflationsrate weiter gestiegen ist. Die Aktienkurse waren seit Jahresbeginn rückläufig. Von der Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung des Federal Open Market Committee vom 16. und 17. Dezember, aus dem hervorgeht, dass die Notenbank mit Leitzinserhöhungen geduldig sein werde, kamen kaum Impulse. Die Situation in Griechenland und die Erwartungen hinsichtlich weiterer geldpolitische Maßnahmen der Europäischen Zentralbank werden die Märkte auch in den nächsten Tagen maßgeblich beeinflussen. Am 14.1.2015 legt der Generalanwalt sein Gutachten zu der an den Europäischen Gerichtshof delegierten Verfassungsbeschwerde hinsichtlich früherer Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank vor. Eine kritische Stellungnahme hätte das Potenzial, die Renditen - insbesondere jene in der Peripheriestaaten - nach oben zu bewegen, da sich damit die Chance auf neuerliche Anleihenkäufe ab der nächsten Sitzung am 22. Jänner verringern würde. Ansonsten ist auch in der kommenden Woche mit anhaltend niedrigen Zinsen und Renditen zu rechnen.

Autor: Wolfgang Pohn

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