Die Aktienkurse sind in den letzten Tagen mehrheitlich gesunken. Vor allem die mangelnden Fortschritte hinsichtlich einer Lösung des Schuldenstreits mit Griechenland waren dafür verantwortlich. Die Renditen der als sicherer Hafen geltenden deutschen Bundesanleihen verzeichneten in diesem Umfeld einen Rückgang. In den nächsten Tagen bleibt der Verlauf der Gespräche zwischen Griechen-land und den Geldgebern der bedeutendste Einflussfaktor auf das Marktgeschehen. Bereits heute findet etwa das Treffen der Finanzminister der Eurozone statt. Falls sich in den nächsten Tagen eine Einigung zwischen Griechenland und den Geldgebern abzeichnet, ist mit steigenden Aktienkursen zu rechnen. Auch die Renditen der deutschen Bundesanleihen sollten dann zulegen. Ein Scheitern der Verhandlungen oder die Aussicht darauf dürfte zumindest auf kürzere Frist zu einer gegenteiligen Marktreaktion führen, wobei dies aber auch davon abhängt, wie die Europäische Zentralbank darauf reagieren würde. Die nächste Zahlung an den Internationalen Währungsfonds (EUR 1,6 Mrd) muss Griechenland Ende Juni leisten. Ohne Unterstützung der Geldgeber ist nicht zu erwarten, dass das Land dazu in der Lage sein wird. Außerdem läuft Ende Juni das Hilfsprogramm für Griechenland aus.

Die US-Notenbank hat gestern den Korridor für die Federal Funds Rate - wie allgemein erwartet - bei 0,00% bis 0,25% belassen. Die Verteilung der Erwartungen der Fed-Mitglieder hinsichtlich der künftigen Entwicklung des Leitzinses hat sich etwas verändert. Demnach rechnen diese Ende des Jahres im Median zwar weiterhin mit einem Leitzins von 0,625% (März-Erwartung: 0,625%). Die Erwartungen für Ende 2016 und Ende 2017 sind jedoch auf 1,625% (März: 1,875%) bzw. 2,875% (März: 3,125%) zurückgegangen. Das BIP-Wachstum soll sich in den USA in diesem Jahr gemäß den neuen Projektionen wegen der Kontraktion im ersten Quartal nur mehr auf eine Bandbreite zwischen 1,8% und 2,8% (März-Erwartung: 2,3% bis 2,7%) belaufen. Die entsprechenden Projektionen für 2016 und 2017 liegen bei 2,4% bis 2,7% (März: 2,3% bis 2,7%) bzw. 2,1% bis 2,5% (März: 2,0% bis 2,4%). Die Inflationsrate, gemessen am Preisindex auf Basis der Konsumausgaben, wird von der Fed heuer in einer Bandbreite von 0,6% bis 0,8% (Ziel: 2,0%; März-Projektion: 0,6% bis 0,8%) gesehen. 2016 und 2017 soll sie sich auf 1,6% bis 1,9% (März: 1,7% bis 1,9%) bzw. 1,9% bis 2,0% (März: 1,9% bis 2,0%) belaufen.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) beließ heute das Zielband für den Dreimonats-Libor bei -1,25% bis -0,25%. Der Zins auf Sichteinlagen bei der Nationalbank blieb bei −0,75%. Die negativen Zinsen in der Schweiz würden Anlagen in Franken gemäß der SNB weniger attraktiv machen und würden über die Zeit zu einer Abschwächung des Franken beitragen. Insgesamt sei der Franken deutlich überbewertet. Bei der Gestaltung ihrer Geldpolitik trage die Nationalbank der Wechselkurs-situation und deren Einfluss auf die Inflation und die Wirtschaftsentwicklung Rechnung. Sie bleibe deshalb bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv, um die monetären Rahmenbedingungen zu beeinflussen. Die Inflationsprognose der Notenbank hat sich gegenüber März nicht wesentlich verändert. Für 2015, 2016 und 2017 erwartet sie -1,0%, -0,4% und +0,3% (März-Erwartung: -1,1%, -0,5% und +0,4%). Beim Bruttoinlandsprodukt der Schweiz rechnet sie für 2015 weiterhin mit einem Wachstum von knapp 1%.

Das WIFO erwartet für dieses Jahr nur eine leichte Belebung der Konjunktur in Österreich. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts soll real 0,5% (2014: 0,3%) betragen. 2016 wird mit dem An-ziehen des Binnenhandels in der EU mit einem Wirtschaftswachstum von 1,3% gerechnet. Die markante Abwertung des Euro werde die Exportentwicklung zusätzlich stützen. Die Steuerreform 2015/16 begünstige ab 2016 die private Nachfrage, dämpfe aber gleichzeitig den öffentlichen Konsum.

Autor: Friedrich Glechner

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