(neu: Schlusskurse, Kommentare von Commerzbank und DZ Bank)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die in den vergangenen beiden Jahren arg gebeutelten Anleger von Hugo Boss hatten zu Wochenbeginn allen Grund zum Jubeln: Der Modekonzern machte am Montag mit seinen Geschäftszahlen Hoffnung auf bessere Zeiten und schickte die Aktien auf einen Höhenflug. Im frühen Handel waren die Papiere um fast 10 Prozent in die Höhe geschnellt. Sie lagen so erstmals seit zwei Monaten wieder kurz über der Marke von 60 Euro.

Am Ende stand dann noch ein Plus von 7,75 Prozent auf 59,25 Euro zu Buche. Damit waren sie der klare Favorit unter den mittelgroßen Werten im freundlich tendierenden MDax . Mit ihrem Kurssprung setzten sich die Aktien von Hugo Boss auch wieder deutlich von der jüngst getesteten 200-Tage-Linie ab. Diese bildet den Durchschnitt der Schlusskurse der vergangenen 200 Tage ab und gilt als Indikator für einen längerfristigen Trend.

UMSATZ GIBT NUR MODERAT NACH

Bis vor kurzem noch sei die Stimmung der Anleger Hugo Boss gegenüber schlecht gewesen, sagte ein Börsianer. Erst in der Vorwoche waren mit der Citigroup und HSBC zwei Banken in die Defensive gegangen und hatten ihre Kaufempfehlungen gestrichen. "Umso größer ist jetzt die Erleichterung, dass die Zahlen nicht so schlecht waren wie manch einer befürchtet hatte", so der Händler weiter.

Für Commerzbank-Analyst Andreas Riemann hat der Modekonzern etwas bessere Eckdaten ausgewiesen als erwartet. Christian Schwenkenbecher von der Privatbank Hauck & Aufhäuser sprach angesichts eines im Schlussquartal nur leicht zurückgegangenen Umsatzes sogar von "deutlich besseren Resultaten". Auf vergleichbarer Fläche habe das Geschäft in China deutlich angezogen, während sich in Europa die Erlöse weiterhin solide entwickelt hätten.

ANALYST: STARKE FORTSCHRITTE

Zudem hatte sich die Ergebnissituation im vierten Quartal gebessert, so dass Hugo Boss das operative Ergebnis im Gesamtjahr am oberen Ende der bisher genannten Prognosespanne erwartet - wenngleich es immer noch deutlich niedriger ausfallen werde als im Vorjahr. DZ-Bank-Experte Herbert Sturm nahm die konkretisierte Prognose zum Anlass, um seine Ergebnisschätzungen nach oben zu korrigieren. Er erhöhte den fairen Wert für die Aktie von 52 auf 56 Euro, bleibt aber wegen verbleibender Unwägbarkeiten bei seinem Votum "Verkaufen".

Schwenkenbecher sieht im Ergebnis die Früchte des Sparprogramms. Insgesamt zeigten die Resultate dem Analysten zufolge die starken Fortschritte, die der Modekonzern ungeachtet der aktuellen Branchenschwäche erzielt habe. Vor allem zahlten sich zunehmend die Anstrengungen aus, mit denen Hugo Boss aus eigener Kraft Verbesserungen erzielen wolle. Insofern liege das Unternehmen mit der anhaltenden Umstrukturierung der Marke auf Kurs.

2 JAHRE MIT DEUTLICHEN VERLUSTEN

Der Modekonzern blickt auf ein Jahr des Umbaus zurück. Die Firma war mit einer teuren Ladenexpansion und dem Versuch, die Marke Boss im Luxussegment zu etablieren, gescheitert. Nach einer Gewinnwarnung Anfang 2016 wurde fast die komplette Führungsriege ausgewechselt, unprofitable Läden wurden geschlossen.

Für die Anleger waren es sogar zwei sehr schwierige Jahre. 2016 und 2015 waren die Aktien der jeweils zweitschwächste Wert im MDax gewesen. Die Anteilscheine hatten zwar im April 2015 noch ein Rekordhoch bei 120,40 Euro erreicht, sackten dann aber ab und fielen bis Juli 2016 auf 46 Euro zurück. Seitdem konnten sich die Papiere nunmehr schon um fast 30 Prozent erholen./la/ag/tih/he