--Neue Prognose trägt Krieg, Kosteninflation, Covid Rechnung

--Rückzug aus Russland, Belarus betrifft 1 Mrd Euro Umsatz

--Aktie in der Spitze 10,5% im Minus

--Höhere Umsatzprognose wegen Adhesive Technologies

(NEU: Details zur Senkung der Margenprognose, Kursreaktion, Kontext)

Von Ulrike Dauer und Markus Klausen

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Konsumgüterkonzern Henkel hat die Gewinn- und Margen-Prognose für das Gesamtjahr gesenkt. Damit will der DAX-Konzern den Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges, der Aufgabe von Geschäftsaktivitäten in Russland und Belarus sowie "drastisch" steigenden Preisen für Input-Materialen und Logistik Rechnung tragen. Diese könnten "in diesem Geschäftsjahr nicht vollständig kompensiert werden" und belasten die Gewinnentwicklung "stärker als bislang erwartet", teilte Henkel mit. Gleichzeitig hat der Konzern die Umsatzprognose angehoben. Grund ist vor allem das nach dem ersten Quartal nun stärker erwartet Wachstum im Segment Adhesive Technologies (Klebstoffe, Dichtstoffe).

Die Aktie startete mit gut 8 Prozent im Minus und baute dieses innerhalb weniger Minuten auf in der Spitze 10,5 Prozent im Minus aus. Um 11:30 Uhr notierte die Aktie knapp 8 Prozent im Minus.


   Margenprognose für alle drei Segmente gesenkt 

Henkel rechnet nun im Gesamtjahr mit einer deutlich geringeren Marge beim operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern. Die bereinigte EBIT-Marge sieht der Konzern nun bei 9,0 bis 11,0 Prozent anstatt 11,5 bis 13,5 Prozent. Henkel senkte die Margenprognose für alle drei Segmente Adhesive Technologies, Beauty Care und Laundry & Home Care.

Auch unter dem Strich erwartet Henkel nun einen deutlichen Rückgang beim bereinigten Gewinn je Vorzugsaktie (EPS) um 35 bis 15 Prozent zum Vorjahr. Zuvor war ein Rückgang bis zu 15 Prozent oder ein Anstieg bis zu 5 Prozent erwartet worden.

"Ungeachtet der insgesamt sehr guten Umsatzentwicklung von Henkel im ersten Quartal hat sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld seit Anfang des Jahres weiter dramatisch verschlechtert", sagte CEO Carsten Knobel.

Durch den Krieg in der Ukraine hätten sich die Auswirkungen der globalen Covid-Krise mit einer außerordentlich angespannten Situation an den Rohstoffmärkten und in den globalen Lieferketten "deutlich verschärft". So seien von dem Rückzug aus Russland und Belarus Jahresumsatz von insgesamt rund 1 Milliarde Euro Umsatz betroffen und mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zudem geht Henkel nun von einem Anstieg bei den Materialpreisen im mittleren Zwanzig-Prozent-Bereich gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2021 aus anstatt im niedrigen Zehn-Prozent-Bereich.

"Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen erwarten wir nun für den weiteren Jahresverlauf eine deutlich höhere Belastung unserer Ergebnisgrößen als noch zum Anfang des Jahres. Daher haben wir unsere Jahresprognose entsprechend aktualisiert", sagte Knobel. Die neue Prognose basiert auf den Annahmen, dass sich die Auswirkungen des Krieges "nicht wesentlich verschärfen" und es nicht wegen der Covid-19-Pandemie zu "neuen weitreichenden Geschäfts- und Produktionsschließungen in Industrie und Handel" kommen werde.


   Ursprüngliche Prognose war von Ende Januar 

Henkel war seit Beginn des Ukraine-Krieges auf eine mögliche Prognosesenkung zugesteuert. CEO Knobel hatte bereits auf der Hauptversammlung des Konzerns betont, dass die seit Januar gültige Prognose noch keine "möglichen, weitreichenden Auswirkungen des Krieges in der Ukraine" berücksichtigt. CFO Marco Swoboda hatte die Prognose als "ambitioniert" bezeichnet.


   Wegen Klebstoff optimistischer beim Umsatz - anders als Rivale Beiersdorf 

Beim Umsatz rechnet der Konzern nun im Gesamtjahr mit einem organischen Wachstum von 3,5 bis 5,5 Prozent anstatt 2,0 bis 4,0 Prozent. Wachstumstreiber Adhesive Technologies soll nun ein organisches Umsatzplus von 8 bis 10 Prozent liefern anstatt 5 bis 7 Prozent. Dies soll vor allem durch Preiserhöhungen erreicht werden, mit denen der Konzern die gestiegenen Rohstoff- und Logistikkosten an die Kunden weitergeben will.

Der Hamburger Wettbewerber Beiersdorf hatte sich am Donnerstag pessimistischer für seine Klebstoffsparte gezeigt; im Gesamtjahr rechnet der MDAX-Konzern im Segment Tesa nun mit Umsatzwachstum im unteren bis mittleren einstelligen Bereich anstatt im mittleren einstelligen Bereich.

Der Konzernumsatz von Henkel kletterte im ersten Quartal nach vorläufigen Zahlen organisch um 7,1 Prozent auf rund 5,3 Milliarden Euro. Er übertraf damit die Analystenschätzungen eines Umsatzanstiegs von 4,3 Prozent. Adhesive Technologies legte ein organisches Umsatzplus von 10,7 Prozent hin. Bei Laundry & Home Care betrug das Plus 4,9 Prozent dank deutlichen Wachstums im Geschäftsfeld Waschmittel. Im Bereich Beauty Care ergab sich ein organischer Umsatzrückgang von 1,2 Prozent.

Henkel will am 5. Mai die ausführlichen Quartalszahlen veröffentlichen sowie die Restrukturierungspläne für das Segment Consumer aktualisieren.

Kontakt zu den Autoren: ulrike.dauer@wsj.com, markus.klausen@wsj.com

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April 29, 2022 05:52 ET (09:52 GMT)