FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Baustoffkonzern HeidelbergCement hat die Anleger am Donnerstag mit seinem Geschäftsausblick verunsichert. Nach anfänglichen Gewinnen drehten der Kurs schnell ins Minus. Gegen Mittag fielen die Aktien als abgeschlagenes Schlusslicht im deutschen Leitindex Dax um 1,51 Prozent auf 89,06 Euro. Zeitlich legten alle andere Werte im deutschen Leitindex zu oder hielten sich zumindest stabil.

Für Kepler-Analyst Josep Pujal hängt die Latte für 2017 beim operativen Ergebnis (Ebitda) enttäuschend niedrig. Trotz der vom Konzern nun erhöhten Annahmen für die Einsparungen im Zuge der Übername von Italcementi hinke der Ebitda-Ausblick den Markterwartungen um bis zu 6 Prozent hinterher, kritisierte er. Die Marktschätzungen dürften nun sinken.

Im vergangenen Jahr hatte HeidelbergCement mit knapp 15,2 Milliarden Euro dank der Übernahme 13 Prozent mehr umgesetzt. Das Ebitda legte ebenfalls um 13 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zu. 2017 werden nun moderate Zuwächse bei Umsatz und operativem Ergebnis angepeilt.

Für Bernstein-Experte Phil Roseberg hörte sich der Ausblick derweil nicht gänzlich negativ an: Das Management habe einen weitaus zuversichtlicheren Ton angeschlagen als noch bei der Präsentation der Eckdaten, kommentierte er in einer aktuellen Studie. Er geht davon aus, dass das Unternehmen bei seinen Prognosen Vorsicht walten lasse - was aber angesichts der höheren Sparziele durchaus erklärungsbedürftig sei.

HeidelbergCement hatte bereits Mitte des vergangenen Monats vorab über das abgelaufene Geschäftsjahr informiert. Bereits damals hatte sich der Markt enttäuscht gezeigt, dass die milliardenschwere Italcementi-Übernahme im vierten Quartal nicht so viel in die Kassen gespült hatte wie erhofft.

Aber auch die Gesamtjahreszahlen seien schwächer ausgefallen als erwartet, kritisierte Branchenexperte Robert Gardiner vom irischen Analysehaus Davy Research am Donnerstag. Das Konzernergebnis lag demnach unter dem Strich um 10 Prozent hinter seinen Schätzungen. In seiner Beurteilung des Ausblicks scherte Gardiner dagegen aus - für ihn klingt der Ausblick angesichts des schwachen vierten Quartals sogar extrem gut.

Kepler-Analyst Pujal monierte unterdessen, dass der Konzern eigentlich noch schlechter da stünde, wenn er als "außerordentlich" deklarierte Belastungen im proforma-Ebitda für 2016 ausgewiesen hätte.

Mit dem Rückfall am Donnerstag bleiben die Aktien in ihrer Spanne der letzten Monaten von rund 84 bis etwa 92 Euro. Innerhalb dieser bewegen sie sich seit Anfang Dezember. Im vergangenen Jahr hatte sie mit einem Plus von rund 17 Prozent zu den Top 10 im Dax gezählt. Für den aktuellen Jahresverlauf steht allerdings nur ein kleines Plus zu Buche, während der Dax bereits knapp fünfeinhalb Prozent gewonnen hat./tav/mis/zb