Von Matthias Goldschmidt
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Hannover Rück dürfte ein gutes zweites Quartal hinter sich gebracht haben. Ein Grund ist das relativ geringe Schadensaufkommen aus Naturkatastrophen. An der Prognose für das Gesamtjahr dürfte der Rückversicherer aber nicht rütteln, zu groß ist noch die Unsicherheit über den weiteren Jahresverlauf. Das Preisumfeld ist für die Branche weiterhin intakt.
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
ERGEBNIS: Analysten trauen dem Konzern einen Gewinn von 454 Millionen Euro zu, das wäre ein Anstieg von 18 Prozent zum Vorjahreswert, der aber wegen der Umstellung der Bilanzierungsregulierung nicht direkt vergleichbar ist. Belastend könnten sich Unwetter in den USA und Italien ausgewirkt haben, die Schäden sollten sich aber klar innerhalb des veranschlagten Großschadensbudgets bewegen. Im Leben-Geschäft ebben die coronabedingten Belastungen unterdessen ab.
AUSBLICK: Die Hannover Rück rechnet für 2023 mit einem Gewinnanstieg auf mindestens 1,7 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte der Konzern 1,4 Milliarden Euro verdient, allerdings nach dem alten Bilanzregime. Eine angepasste Vergleichszahl wird der Konzern erst mit den Ergebnissen 2023 im kommenden Jahr veröffentlichen. Das Management hatte gesagt, dass die IFRS-Umstellung einen positiven Effekt von 50 bis 100 Millionen Euro im Nettogewinn nach sich zieht.
HURRIKANE: Die bevorstehende Hurrikan-Saison stellt einen Unsicherheitsfaktor dar. Konkurrent Munich Re rechnet für die diesjährige Saison mit einer Anzahl an tropischen Wirbelstürmen auf dem Niveau des langjährigen Durchschnitts. Zwar liegen die Meeresoberflächentemperaturen im Nordatlantik über dem langjährigen Mittel, was die Entstehung und Verstärkung von Hurrikanen begünstigt. Die natürliche Klimaschwankung ENSO (El Niño/Southern Oscillation) im Südpazifik könnte jedoch gegenläufig wirken. Im vergangenen Jahr hat der Hurrikan "Ian" verheerende Schäden in Florida angerichtet, die die Hannover Rück seinerzeit allerdings wegen eines vorherigen Rückzugs aus der Region kaum trafen.
PREISE: Das Preisumfeld für Rückversicherer ist nach wie vor solide. Auch in der Vertragserneuerungsrunde zum 1. Juli dürfte die Hannover Rück höhere Preise durchgesetzt haben. Traditionell werden zu diesem Zeitpunkt Teile des Nordamerikageschäfts erneuert, insbesondere Naturkatastrophenrisiken, sowie Geschäft aus Australien und Neuseeland.
Die Hannover Rück SE wird am Mittwoch Zahlen vorlegen. Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2023:
=== . PROG PROG PROG 2. QUARTAL 2Q23 ggVj Zahl 2Q22 EBIT 677 +29% 4 523 Ergebnis nach Steuern/Dritten 454 +18% 4 385 Ergebnis je Aktie 3,77 +18% 3 3,19 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj23 ggVj Zahl Gj22 Kapitalanlageergebnis 1.354 -34% 5 2.061 EBIT 2.620 +25% 8 2.087 Ergebnis nach Steuern/Dritten 1.777 +26% 10 1.407 Ergebnis je Aktie 14,79 +27% 12 11,66 Combined Ratio* 91,6 -- 3 99,8 Dividende je Aktie 6,43 +7% 10 6,00 ===
ERLÄUTERUNGEN:
Wegen der ab 2023 verpflichtenden Umstellung der Bilanzierung auf den neuen Standard IFRS 17/9 bei Versicherungsunternehmen sind die Vorjahreszahlen nur sehr eingeschränkt vergleichbar.
- * Schaden-Rückversicherung
- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Combined Ratio in Prozent
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Factset
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: volkan.ictuerk@dowjones.com
DJG/mgo/kla
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August 08, 2023 23:45 ET (03:45 GMT)