Sehr geehrte Damen und Herren,

lassen Sie mich, bevor wir zu den Hauptversammlungsthemen kommen, an dieser Stelle noch ein paar Worte vorweg zu dem Krieg in der Ukraine in meiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft an Sie richten.

Angesichts der Situation in der Ukraine möchte ich betonen, dass Aufsichtsrat zusammen mit dem Vorstand an der Seite all jener stehen, die ein sofortiges Ende des Krieges fordern. Wir hoffen auf einen baldigen Frieden in der Ukraine. Wir beobachten weiterhin die Entwicklung mit großer Sorge und werden alles in unserer Macht Stehende tun, um unsere GEA Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen und zu unterstützen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich komme nun zu meinen Ausführungen zum zurückliegenden Geschäftsjahr. Im Jahr 2021 und auch in den letzten Monaten haben sich der Aufsichtsrat und seine Ausschüsse neben der Strategie und der darauf ausgerichteten variablen Vorstandsvergütung, auf die ich gleich noch näher eingehe, eingehend mit zahlreichen Themen befasst. Der Aufsichtsrat tagte im Jahr 2021 sieben Mal, und es fanden fünf Sitzungen des Präsidiums, je vier Sitzungen des Prüfungsausschusses und des Nominierungsausschusses sowie zwei Sitzungen des Innovationsausschusses statt. Schwerpunkte der Beratung bildeten insbesondere die Berichte des Vorstands zum laufenden Geschäft samt Financial Performance und den Auswirkungen der COVID-19 Pandemie und jetzt des Ukraine-Krieges. Die Mittelfristplanung wurde erörtert und dem Budget für das nächste Jahr zugestimmt. Weitere Fokusthemen bildeten die Aktivitäten zu Innovation, Digitalisierung sowie zur Nachhaltigkeit im Sinne von ESG (Environmental, Social, Governance). Hinzu kamen die Initiativen aus dem Verantwortungsbereich des Chief Operating Officer, vor allem in den Funktionen Einkauf und Global Production, sowie einige wenige Desinvestitionen von Gesellschaften, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehörten. Im Übrigen wurden die Führungskräfteentwicklung und die Nachfolgeplanung mit Vorstellung einzelner Divisionen und Divisionsverantwortlichen sowie regelmäßig die Compliance und Informationssicherheit behandelt.

Zur neuen Strategie "Mission 26", über die Herr Klebert gleich ausführlich berichten wird. möchte ich vorab betonen, dass der Aufsichtsrat diese Strategie und das erklärte Ziel eines beschleunigten, nachhaltigen und profitablen Wachstums innerhalb der kommenden fünf Jahre vollumfänglich unterstützt. Die Strategie setzt auf sieben Hebel: Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung, New Food, drei Exzellenz-Initiativen in den Bereichen Vertrieb, Service und Operations sowie das Thema

Akquisitionen. Dies sind auch aus unserer Sicht die geeigneten Stellschrauben, um unsere Kunden besser zu unterstützen und die angestrebten Ziele, insbesondere das organische Wachstum von 4 bis 6 Prozent pro Jahr sowie eine EBITDA Marge über 15%, zu erreichen. In unserer jährlichen Strategiesitzung im August letzten Jahres wurde die Strategie dem Aufsichtsrat vorgestellt und gemeinsam erörtert. Im Zuge dieser Diskussion war es dem Aufsichtsrat wichtig, dass vor allem für die vorgesehenen Investitionen in Innovation und Digitalisierung genügend Mittel vorgesehen werden, um das überdurchschnittliche zukünftige Wachstum zu ermöglichen. Zudem wurden Detailfragen an den Vorstand gerichtet, die mit der Sitzung im September beantwortet wurden. In dieser Sitzung haben wir uns erneut ausgiebig mit der neuen Strategie befasst und dabei auch Anregungen für den nachfolgenden Kapitalmarkttag gegeben, auf dem die Strategie "Mission 26" sodann vom Vorstand vorgestellt wurde.

Seitdem steht die Berichterstattung des Vorstands zur Strategieumsetzung im Fokus unserer Beratungen. Zentrale Aspekte dieser neuen Strategie "Mission 26" spiegeln sich auch in dem neuen Vergütungssystem für den Vorstand wider, das von der Hauptversammlung im letzten Jahr mit großer Zustimmung von 90% verabschiedet wurde und ab 2022 gilt. Dies möchte ich gerne kurz erläutern:

Die erfolgsabhängigen Komponenten des Vergütungssystems für den Vorstand bestehen aus der einjährigen Tantieme, dem sogenannten Short Term Incentive, und einem vierjährigen variablen Vergütungsbestandteil, dem Performance Share Plan als sogenanntem Long Term Incentive. Mit ihnen werden nicht nur die Erfüllung rein finanzieller Ziele, sondern auch die Erreichung strategische Ziele, insbesondere ESG-Ziele, honoriert. Der Long Term Incentive setzt sich zu 60 Prozent aus dem Relativen Total Shareholder Return und zu 40 Prozent aus zwei strategischen Zielen zusammen.

1. Der Total Shareholder Return bezeichnet die Aktienkursentwicklung zuzüglich fiktiv reinvestierter Brutto-Dividenden während der Performance-Periode. Zur Ermittlung der jeweiligen Zielerreichung wird die Total Shareholder Return-Performance der GEA-Aktie der Total Shareholder Return-Performance der Unternehmen des DAX 50 ESG, zu dessen Gründungsmitgliedern GEA aufgrund seiner exzellenten Nachhaltigkeits-Ratings gehört, gegenübergestellt.

2.

Die strategischen Ziele werden grundsätzlich aus der strategischen Ausrichtung sowie der Nachhaltigkeitssteuerung der Gesellschaft abgeleitet. Für die Long Term Incentive Tranche 2022 bis 2025 hat der Aufsichtsrat zwei Ziele definiert,

die Teil der "Mission 26" sind. Es handelt sich zum einen um die Reduzierung der Treibhausgasemissionen und zum anderen um das organische Umsatzwachstum.

  • Im Rahmen der Klimastrategie hat sich GEA das Ziel gesetzt, bis 2040 die eigenen Treibhausgasemissionen entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette auf Netto-Null zu reduzieren. Zusätzlich hat GEA für alle Emissionsbereiche auch Zwischenziele im Sinne der Science Based Targets Initiative vorgelegt. Diese bis zum Jahr 2030 zu erreichenden Zwischenziele sind die Basis für die Bewertung der Zielerreichung des Long Term Incentive. Aus der kontinuierlichen Reduktion des CO2-Ausstoßes im sogenannten Scope 1 und 2 bis zum Jahr 2030 um 60% wurde für die vier Jahre des Long Term Incentive von 2022 bis 2025 ein entsprechender jährlich gleichbleibender absoluter CO2-Reduktionswert ermittelt, an dem der Vorstand gemessen wird. Scope 1 und 2 bezeichnet dabei im Wesentlichen die Emissionen, die bei unseren eigenen Betriebsaktivitäten entstehen.

  • Das zweite strategische Ziel in der für die Jahre 2022 bis 2025 zugeteilten Tranche des Long Term Incentive betrifft das organische Umsatzwachstum mit einer jährlichen Verbesserung um durchschnittlich 4 bis 6 Prozent. Dies führt im Rahmen der Strategie "Mission 26" bis zum Jahr 2026 zu einem Umsatz von rund 6 Milliarden EUR. Von dieser angestrebten Entwicklung und damit verbundenen Wertsteigerung werden auch Sie, sehr geehrte Damen und Herren, profitieren.

Insofern können Sie ersehen, dass zwei ehrgeizige Ziele, welche die Zukunft der GEA und die Umwelt nachhaltig beeinflussen werden, Teil des vom Aufsichtsrat definierten Long Term Incentive des Vorstands sind. Gleiches gilt auch für die Zieldefinition im Bereich der einjährigen Tantieme, dem Short Term Incentive. Dieser beinhaltet die Finanzkennzahlen EBITDA vor Restrukturierungsaufwand und Return on Capital Employed, kurz ROCE genannt. Die Zielerreichung wird beeinflusst durch sogenannte Modifier-Ziele, deren Resultate das Gesamtergebnis noch nach oben oder unten verändern können. Der Aufsichtsrat hat bei der Definition der Modifier-Ziele für 2022 auf deren Einbettung in die strategische Ausrichtung der Gesellschaft geachtet. Festgelegt wurden zwei auf die Verbesserung der operativen Exzellenz ausgerichtete Ziele: Zum einen die erfolgreiche Umsetzung des neuen Fabrikkonzepts in Koszalin/Polen und zum anderen die planmäßige Fortführung des Projekts globalSAP zur Harmonisierung der ERP-Systeme. Des Weiteren wurden zwei Modifier-Ziele zur Kunden- und Mitarbeiterbefragung festgelegt. Diese dienen als Gradmesser für die Beurteilung des eingeschlagenen strategischen Weges aus Kunden- und Mitarbeitersicht.

Der Aufsichtsrat hat zudem mit dem Vorstand vereinbart, dass dieser uns regelmäßig über den Fortschritt der "Mission 26" berichtet und den erreichten Stand der Meilensteine darlegt. Die Leistungskennzahlen werden jährlich bis 2026 gestaffelt dargestellt. So können wir gemeinsam sicherstellen, dass wir mit unserer Strategie die angestrebten ehrgeizigen Ziele erreichen und GEA damit insgesamt zu einer nachhaltigeren Welt beiträgt.

Schließlich möchte ich noch ein Wort in eigener Sache sagen. Wie Sie der Pressemitteilung letzte Woche entnehmen konnten, habe ich mich aus persönlichen Gründen entschlossen, mein Amt als Aufsichtsratsmitglied und damit auch den Vorsitz im Aufsichtsrat niederzulegen. Diese Entscheidung habe ich nach reiflicher Überlegung vor zwei Wochen getroffen. Laut Satzung wird mein Ausscheiden aus der Gesellschaft mit einer Frist von einem Monat wirksam, das heißt zum Ablauf des 15. Mai 2022. Ich freue mich, dass ich diese Hauptversammlung noch leiten kann und die Möglichkeit habe, mich von Ihnen, sehr verehrte Aktionäre und Aktionärinnen, zu verabschieden. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass mit Herrn Prof. Dieter Kempf, dem langjährigen CEO der Datev eG und ehemaligen Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie ein hervorragender Nachfolgekandidat mit ausgesprochen viel Geschäfts- und Gremienerfahrung gefunden wurde. Der Aufsichtsrat hat letzte Woche beschlossen, Herrn Prof. Kempfs gerichtliche Bestellung beim Amtsgericht Düsseldorf einstimmig zu unterstützen und hat ihn - vorbehaltlich der Bestellung - auch zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. Wir rechnen damit, dass er in der ersten Maihälfte gerichtlich ernannt wird.

Aufgrund meiner erst kürzlich gefassten Entscheidung zur Niederlegung war nicht mehr genügend Zeit, diese Personalie auf die Tagesordnung unserer heutigen Hauptversammlung zu setzen. Ungeachtet dieser Formalien halten wir es für angemessen, dass Herr Prof. Kempf sich Ihnen auf dieser Hauptversammlung mit einer Videobotschaft jetzt auch kurz vorstellt. Seine Wahl durch die Hauptversammlung nach gerichtlicher Bestellung würde dann im nächsten Jahr anstehen.

Ich darf mich schon an dieser Stelle bei Ihnen, verehrte Aktionäre und Aktionärinnen, sehr herzlich für das mir entgegengebrachte Vertrauen bedanken. Ich bin froh, dass ich nach einem ausgezeichneten Geschäftsjahr 2021 die Gesellschaft in einem hervorragenden Zustand in die Hände meines Nachfolgers legen kann.

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GEA Group AG published this content on 21 April 2022 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 22 April 2022 16:17:02 UTC.