HAMBURG/FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Warten auf Airbus' modernisierten Mittelstreckenjet A320neo hat ein Ende. Das erste Exemplar des Flugzeugs wurde am Mittwoch im Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder an die Lufthansa übergeben, wie Hersteller und Fluggesellschaft am Nachmittag mitteilten. Airbus hatte die eigentlich schon für Dezember vorgesehene Auslieferung einen Tag vor Silvester kurzfristig ins neue Jahr verschoben. Insgesamt hat der Lufthansa-Konzern 116 Exemplare der A320neo-Familie bestellt, davon 45 in der längeren Version A321neo.

Die Lufthansa war in die Rolle der Erstabnehmerin geschlüpft, nachdem die eigentlich dafür vorgesehene arabische Fluglinie Qatar Airways die Abnahme ihres ersten Jets abgelehnt hatte. Die Kritik der Araber zielte auf die neuen Triebwerke des US-Herstellers Pratt & Whitney, die zur notwendigen Kühlung einen unerwartet langen Vorlauf gebraucht hätten.

Die Triebwerke, an denen auch der Münchner Triebwerksbauer MTU mitarbeitet, sind die wichtigste Neuerung im Vergleich zum herkömmlichen Modell Airbus A320. Die Neuauflage A320neo soll mindestens 15 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen als ihre Vorgängerin. "Die neue Triebwerkstechnologie macht das Flugzeug zudem erheblich leiser", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

Fluggesellschaften können alternativ einen neuen Antrieb des französisch-amerikanischen Herstellers CFM ordern - das hat auch die Lufthansa für einen Teil der 116 bestellten Maschinen getan. Die Flugtests mit dem Typ sind allerdings noch nicht abgeschlossen.

Seit der Vorstellung der "neo" vor gut fünf Jahren hat Airbus Bestellungen für fast 4500 Maschinen in den unterschiedlich langen Versionen A319neo, A320neo und A321neo eingesammelt. Angesichts des Auftragsbergs versucht Airbus weitere Verzögerungen vermeiden. Airbus-Chef Fabrice Brégier hatte am Dienstag vergangener Woche versichert, dass die erste Maschine für die Lufthansa binnen zwei Wochen ausgeliefert wird.

Zudem fährt der Hersteller die Produktion der Mittelstreckenjets von monatlich derzeit gut 42 Stück deutlich hoch. Ab dem Jahr 2017 sollen insgesamt 50 Maschinen pro Monat die Werke in Hamburg, im französischen Toulouse, Tianjin (China) und Mobile (USA) verlassen. Ab Mitte 2019 sollen monatlich 60 Jets fertig werden. Dazu baut Airbus in Hamburg eine zusätzliche Produktionslinie. Dass es nicht schneller geht, liegt auch an Zulieferern wie den Triebwerksherstellern, die ihre Produktion ebenfalls ausweiten müssen.

Mit der A320neo punktete Airbus kräftig gegen den Rivalen Boeing aus dem USA. Nach Airbus' Verkaufserfolgen im Jahr 2011 gingen die Amerikaner für Konkurrenzmodell 737 ebenfalls eine Modernisierung an. Die 737-MAX genannte Neuauflage soll eine ähnliche Treibstoffersparnis bringen wie die "neo", ihr erster Testflug ist für Anfang dieses Jahres geplant. Als erster Kunde soll der amerikanische Billigflieger Southwest die Maschine erhalten - im dritten Quartal 2017. Mit zuletzt knapp 3100 bestellten Jets liegt die "MAX" dabei immer noch deutlich hinter der "neo" zurück./stw/she/stb