NEW YORK (Dow Jones)--Der russische Einmarsch in die Ukraine dürfte am Donnerstag auch an der Wall Street für kräftige Verluste sorgen. Die Regierung in Kiew verhängte in der Folge das Kriegsrecht und schloss zudem den Luftraum für zivile Flugzeuge. Mittlerweile hat die Ukraine außerdem die diplomatischen Beziehungen zu Moskau gekappt. Im Westen wird der Einmarsch als Völkerrechtsbruch scharf verurteilt. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Sanktionen als Reaktion nun verhängt werden. US-Präsident Joe Biden hat den russischen Militärangriff auf die Ukraine scharf verurteilt und der Regierung in Moskau Konsequenzen angedroht.

Der Future auf den S&P-500 knickt aktuell um 2,5 Prozent ein.

"Was den meisten Anlegern unglaublich erschien, ist tatsächlich eingetreten", sagt Slava Smolyaninov, Chefstratege bei BCS Global Markets in Moskau. "Es ist eine völlige Veränderung von allem; wir befinden uns jetzt in einer anderen Welt." Die Anleger würden wahrscheinlich noch eine Weile vorsichtig bleiben, merkt Mari Iwashita, Wirtschaftsexpertin bei Daiwa Securities, an und verweist auf die Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014. "Im Moment sind die Märkte nur besorgt und risikoscheu, aber im März wird dies wahrscheinlich Realität werden, da die Inflationsdaten aus den USA und Europa die Auswirkungen der Ölpreiserhöhungen im Februar zeigen dürften", fügt sie hinzu.

Der russische Einmarsch in der Ukraine könnte sich zudem auf die Geldpolitik der US-Notenbank auswirken. Ein US-Zinsschritt von gleich 50 Basispunkten im März wird laut der Deutschen Bank an den Märkten nur noch mit 16 Prozent eingepreist. Die Prognose an die Anzahl der erwarteten 25-Basispunkte-Zinserhöhungen im laufenden Jahr hat sich auf sechs von 6,48 reduziert.


   Ölpreise legen stark zu - Brent über 100-Dollar-Marke 

Die Rohstoffpreise legen mit den Entwicklungen in der Ukraine kräftig zu. Der Preis für die Erdölsorte Brent klettert erstmals seit sieben Jahren wieder über die Marke von 100 Dollar. Die Opec sieht bislang keine dringende Notwendigkeit, angesichts der stark steigenden Preise die Fördermengen zu erhöhen. "Die Situation ist kompliziert und volatil", so ein Opec-Delegierter eines der führenden Produzenten am Persischen Golf. "Der Markt braucht mehr Zeit, um die Entwicklungen zu verdauen und dann kann entschieden werden".

Gesucht sind auch die "sicheren Häfen" Franken, Yen, Dollar und Gold. Für den Dollar-Index geht es 1,0 Prozent nach oben. Auch für die US-Anleihen geht es steil nach oben. Die Rendite zehnjähriger Papiere bricht um 13,7 Basispunkte auf 1,86 Prozent ein.

Wegen der Unsicherheit sei der aktuelle Zustand schwer zu handeln, so Devisenanalystin Antje Praefcke von der Commerzbank. Klar sei, dass die Volatilität erhöht bleiben dürfte. Die Frage sei indes, ob ähnlich wie im Golfkrieg nach dem "Fait accompli" eines Angriffs eine gewisse Stabilisierung erfolge. Praefcke würde nicht darauf wetten, denn diesmal gehe es um Russland und den Westen, einen Krieg vor der eigenen Haustür und vermutlich auch um eine politische Neuorientierung der Weltordnung. Es sei nicht mit einer schnellen Stabilisierung zu rechnen. Das bedeute für den Devisenmarkt, dass die sicheren Häfen, vor allem Franken und Dollar, weiter gefragt bleiben und kaum an Boden verlieren dürften.


   US-Daten ohne Einfluss - Ebay-Aktie mit schwachem Ausblick unter Druck 

Alle anderen Ereignisse treten in den Hintergrund. Die veröffentlichten US-Konjunkturdaten werden nur am Rande wahrgenommen. So entsprach der Anstieg des US-Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal mit 7,0 Prozent in der zweiten Lesung den Erwartungen. Die wöchentlichen Erstanträge fielen ebenfalls weitgehend wie prognostiziert aus. Die Wirtschaftsaktivität in den USA hat sich im Januar dagegen verstärkt.

Die weiter laufende Berichtssaison sorgt nur bei Einzelwerten für Bewegung. Ebay hat im vierten Quartal mehr umgesetzt und verdient als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Umsatz und Ergebnis lagen im Rahmen der Erwartungen des Marktes. Allerdings gab es einen enttäuschenden Ausblick auf das laufende erste Quartal, was die Aktie vorbörslich um 9,1 Prozent ins Minus drückt.

Für die Aktien der Ölunternehmen geht es mit den steigenden Preisen für Brent und WTI deutlich aufwärts. Die Titel von Marathon Oil, Occidental Petroleum, Chevron und Exxon Mobil erhöhen sich zwischen 2,8 und 5,0 Prozent.


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US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  1,50      -10,3          1,60           77,0 
5 Jahre                  1,77      -14,0          1,91           50,9 
7 Jahre                  1,85      -13,6          1,99           40,9 
10 Jahre                 1,86      -13,7          2,00           34,9 
30 Jahre                 2,16      -13,6          2,30           26,2 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Do, 9:11 Uhr  Mi, 17:06 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1165      -1,2%        1,1258         1,1323   -1,8% 
EUR/JPY                128,32      -1,3%        129,10         130,24   -2,0% 
EUR/CHF                1,0311      -0,6%        1,0354         1,0384   -0,6% 
EUR/GBP                0,8352      +0,1%        0,8343         0,8350   -0,6% 
USD/JPY                114,91      -0,1%        114,68         115,04   -0,2% 
GBP/USD                1,3369      -1,3%        1,3489         1,3558   -1,2% 
USD/CNH (Offshore)     6,3274      +0,2%        6,3202         6,3145   -0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD             35.452,29      -5,9%     35.694,03      38.390,25  -23,3% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               99,84      92,10         +8,4%           7,74  +34,1% 
Brent/ICE              104,96      96,84         +8,4%           8,12  +35,4% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.961,95   1.909,04         +2,8%         +52,91   +7,2% 
Silber (Spot)           25,34      24,55         +3,2%          +0,79   +8,7% 
Platin (Spot)        1.104,89   1.095,00         +0,9%          +9,89  +13,9% 
Kupfer-Future            4,52       4,48         +0,8%          +0,04   +1,3% 
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February 24, 2022 08:52 ET (13:52 GMT)