Von Eric Reinhard

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Energiekrise dürfte die Vorlage der Neunmonatszahlen von Eon am Mittwoch weiter bestimmen. Der Energieversorger hatte im ersten Halbjahr den Umsatz deutlich gesteigert, jedoch weniger verdient. Während sich der Bereich Energienetze stabil zeigte, wurde das Kundengeschäft von deutlich höheren Beschaffungskosten belastet. Im Nicht-Kerngeschäft, vor allem der Kernkrafttochter Preussenelektra, profitierte Eon indessen von den gestiegenen Energiepreisen.


Darauf sollten Anleger achten: 

PERSPEKTIVEN: Nach Einschätzung der Analysten von Bernstein dürfte das derzeitige Energiepreisumfeld und die höheren Refinanzierungskosten die Performance des Energieversorgers dämpfen. Aufgrund der gestiegenen Energiepreise bestünden Unsicherheiten im Segment Kundenlösungen. Der Konzern dürfte von Forderungsausfällen belastet werden. Das Unternehmen könne gezwungen sein, u.a. Investitionen oder Dividenden zu kürzen, neue Aktien auszugeben oder Anlagenverkäufe durchzuführt.

ÜBERGEWINNSTEUER: Die begonnene Weitergabe von Mehrkosten an die Kunden dürfte im dritten Quartal stabilisierend gewirkt haben, jedoch sehen einige Analysten das Risiko von steigenden Forderungsausfällen. Im Fokus dürften daher Aussagen zu den Plänen der Bundesregierung zur Entlastung der Verbraucher von den hohen Strompreisen stehen. Eon hat sich offen für eine teilweise Abschöpfung von sogenannten Zufallsgewinnen gezeigt. Der Konzern sieht eine möglicherweise rückwirkende Anwendung jedoch problematisch.

AKW-WEITERBETRIEB: Auch Aussagen zum geplanten begrenzten Weiterbetrieb des Atomkraftwerks Isar 2 werden erwartet. Konzernchef Leonhard Birnbaum rechnet hierdurch mit einer Entlastung für den Strommarkt. Die Analysten von Stifel sehen für Eon durch den Weiterbetrieb für 2023 einen zusätzlichen Beitrag zum EBITDA von rund 300 Millionen Euro.

AUSBLICK: Für 2022 erwartet Eon einen bereinigten Konzernüberschuss zwischen 2,3 und 2,5 (2021: 2,503) Milliarden Euro, was einem Gewinn je Aktie von 0,88 bis 0,96 Euro entsprechen würde. Das EBITDA soll zwischen 7,6 bis 7,8 (2021: 7,889) Milliarden Euro liegen. Nicht enthalten in der Prognose sind Maßnahmen zur Portfoliooptimierung. Analysten gehen davon aus, dass das Ergebnis 2022 im mittleren Bereich der ausgegebenen Spanne liegen wird. Beim Konzernüberschuss rechnen sie mit 2,423 Milliarden Euro, beim EBITDA wird mit 7,711 Milliarden Euro gerechnet.

STRATEGIE: Eon will in den kommenden Jahren kräftig ins Kerngeschäft (Energienetze und Kundenlösungen) investieren und seine Gewinne spürbar steigern. Der Vorstand hat ein Gesamtinvestitionsvolumen für die Jahre 2022 bis 2026 von rund 27 Milliarden Euro beschlossen. Das bereinigte EBITDA soll im Kerngeschäft, also ohne die Kernkraft-Tochter Preussenelektra, jährlich um durchschnittlich 4 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro im Jahr 2026 steigen. Das bereinigte Ergebnis je Aktie wird in dem Zieljahr bei 0,90 Euro gesehen, was einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 8 bis 10 Prozent entspräche.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum Neunmonatszeitraum und Gesamtjahr 2022:


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.                              PROG  PROG 
9MON                           9M22  ggVj   9M21 
EBITDA bereinigt              5.908   -6%  6.277 
EBIT bereinigt                3.695   -6%  3.928 
Konzernüberschuss bereinigt   1.982   -9%  2.189 
 
.                              PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR                     Gj22  ggVj  Zahl   Gj21 
Umsatz                       79.343   +3%    10 77.358 
EBITDA bereinigt              7.711   -2%    16  7.889 
EBIT bereinigt                4.751   +1%    13  4.723 
Konzernüberschuss bereinigt   2.423   -3%    16  2.503 
Ergebnis je Aktie bereinigt    0,93   -3%    16   0,96 
Dividende je Aktie             0,51   +4%    15   0,49 
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ERLÄUTERUNGEN:

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von S&P Global Intelligence - 9M-Schätzungen sind kumuliert (1H22 berichtet + 3Q22 Schätzungen)

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: eric.reinhard@wsj.com

DJG/err/smh

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November 07, 2022 09:00 ET (14:00 GMT)