--Prognose Gj sieht EBIT bei 6,0-7,0 Mrd EUR

--Ziele 2022 komfortabel erreicht, Dividende steigt

--Konzern wagt Prognose 2025

--Ausweitung des Tarifstreiks droht

(Durchgehend neu, Analystenstimme, Kursreaktion)

Von Ulrike Dauer

BONN (Dow Jones)--Die Deutsche Post hat im Schlussquartal weniger verdient und das Umsatzwachstum deutlich verlangsamt. Dabei hat der Konzern CEO Frank Appel zufolge die "nachlassende wirtschaftliche Dynamik" sowie die schon früher erwartete "Normalisierung" beim Online-Handel nach dem Corona-Boom gespürt. Die operativen Gewinne waren im vierten Quartal in den meisten Geschäftssegmenten rückläufig, die Umsätze gaben in den Segmenten Post & Paket Deutschland sowie Global Forwarding, Freight (GFF) - also dem Frachtgeschäft - nach.

Für das laufende Jahr rechnet der Bonner Logistikkonzern mit einem Rückgang beim operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf 6,0 bis 7,0 Milliarden Euro, von 8,44 Milliarden Euro im abgelaufenen Jahr. Wie stark der Rückgang ausfällt, hänge davon ab, welches von drei möglichen Szenarien im Zusammenhang mit der Erholung der Weltwirtschaft eintreffe, so der DAX-Konzern. Das pessimistischste Szenario nimmt dabei eine "ausbleibende nennenswerte Erholung der Weltwirtschaft" im laufenden Jahr an, das optimistischste eine Erholung zur Jahresmitte.

"Wir behalten unsere Kosten fest im Blick und achten auf diszipliniertes Ertrags- und Cash-Management", sagte Appel.

DHL insgesamt soll im laufenden Jahr ein EBIT zwischen 5,5 und 6,5 Milliarden Euro erwirtschaften (2022: 6,6 Milliarden Euro), bei Post & Paket Deutschland lautet das Ziel 1,0 (2022: 1,7) Milliarden Euro.

Für 2025 peilt der Konzern ein EBIT von mehr als 8,0 Milliarden Euro an - also unterhalb des Ergebnisses für 2022. Zu den Erwartungen für 2024 äußerte sich der Konzern zunächst nicht. Bisher steht für 2024 ein prognostiziertes EBIT von rund 8,5 Milliarden Euro im Raum, das mit der neuen Prognose für 2025 hinfällig sein dürfte.

Den Citi-Analysten zufolge dürfte das untere Ende der EBIT-Ziel-Spanne für 2023 im Markt für Enttäuschung sorgen, da der Konsens derzeit bei 6,8 Milliarden Euro stehe, die Post hingegen bei 6,0 Milliarden Euro das untere Ende der Fahnenstange sehe.


Stärkster 4Q-Gewinnrückgang bei Post & Paket Deutschland 

Im Schlussquartal sank das EBIT um 13 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Nach Steuern und Dritten war der Gewinn ebenfalls rückläufig, er gab um 10 Prozent nach auf 1,3 Milliarden Euro bzw auf 1,11 Euro je Aktie unverwässert. Der Umsatz stieg um 1,7 Prozent auf 23,8 Milliarden Euro.

Den stärksten Gewinnrückgang verzeichnete das Segment Post & Paket Deutschland mit einem EBIT-Rückgang um gut 33 Prozent auf 384 Millionen Euro, gefolgt von DHL Express, also dem Transport von Termin-Sendungen, dessen Gewinn um 15 Prozent auf 941 Millionen nachgab.

Gebremst wurde das Umsatzwachstum ebenfalls von Post & Paket Deutschland, dessen Umsatz im Quartal um 3 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro sank, sowie dem Frachtgeschäft GFF, dessen Umsatz um knapp 5 Prozent auf 6,8 Milliarden zurückging.

Den stärksten Zuwachs verzeichnete Supply Chain, das Geschäft mit Lager- und Transportleistungen entlang der Lieferketten. Dieses legte beim Umsatz um 19 Prozent auf 4,36 Milliarden Euro zu. Auch war dies das einzige Segment mit einem EBIT-Zuwachs im Quartal. Dieses stieg um knapp 14 Prozent auf 225 Millionen Euro. Lagerkapazität- und Lieferketten-Management ist derzeit in vielen Branchen gesucht.


   Ziele 2022 komfortabel erreicht - Dividende steigt 

Trotz des EBIT-Rückgangs im Schlussquartal hat der Konzern die Prognose für 2022 komfortabel erreicht. Das EBIT stieg im abgelaufenen Jahr um knapp 6 Prozent. Unter dem Strich stieg der den Aktionären zuzurechnende Gewinn um 6 Prozent auf rund 5,4 Milliarden Euro bzw auf 4,41 Euro je Aktie unverwässert. Die Dividende für 2022 soll auf 1,85 Euro steigen von 1,80 Euro. Das Aktienrückkaufprogramm soll zudem um 1 Milliarde Euro ausgeweitet werden.


Streiks drohen in Tarifstreit - Ergebnis der Urabstimmung erwartet 

Ergebnisse, Dividende und Ausblick dürften auf Interesse bei der Gewerkschaft Verdi stoßen, mit dem der Konzern im Tarifstreit liegt. Am Mittwoch endete eine Urabstimmung unter den Mitgliedern zum Angebot der Post, das die Gewerkschaftsspitze ablehnt. Verdi will am Donnerstag das Ergebnis der Urabstimmung veröffentlichen. Sollten mehr als 75 Prozent der Befragten das Angebot ablehnen, will die Gewerkschaft "unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen" einleiten.

Sollte die Gewerkschaft mit ihrer Forderung durchkommen, könnte die Delle im Deutschland-Geschäft bei Post & Paket Deutschland größer werden. Verdi fordert für die 160.000 Tarifbeschäftigten des Logistik-Konzerns unter anderem 15 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrags von 12 Monaten. Verdi argumentiert mit den hohen Gewinnen des Konzerns sowie den Reallohnverlusten der Beschäftigten infolge der hohen Inflation.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/smh

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March 09, 2023 03:16 ET (08:16 GMT)