Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Der designierte Chef der Deutschen Post, Tobias Meyer, will kurzfristig auf Kontinuität setzen, aber zügig zum Jahresende zusammen mit dem übrigen Vorstand die Planung für den nächsten Geschäftszyklus ab 2025 angehen. Das sagte Meyer in Telefonkonferenzen mit Medien und Analysten am Mittwoch nach Veröffentlichung der Ergebnisse für das erste Quartal. Meyer, Jahrgang 1975, übernimmt am Donnerstag nach der Jahreshauptversammlung offiziell den Stab von Frank Appel, der den Konzern die vergangenen 15 Jahre an der Spitze prägte.

"2025 ist ja gar nicht mehr so weit weg, wir haben typischerweise uns immer im Jahr vorher intensiv im Vorstand auseinandergesetzt, was wollen wir uns für den nächsten Horizont vornehmen, und das werden wir diesmal auch so halten", sagte Meyer, der seit 2013 im Unternehmen ist. Diese Diskussionen würden Ende des Jahres im Vorstand beginnen, dann werde man sehen, ob die Strategie wieder für einen Fünfjahreszyklus, also bis 2030, festgelegt würde. "Aus heutiger Sicht spricht erstmal nichts dagegen." Der Konzern werde sich Märkte, Segmente und Regionen ansehen in Bezug auf Opportunitäten und eventuell nötige Veränderungen.

Das Unternehmen sei in den vergangenen Jahren immer gut gefahren mit einem längerfristigen Ausblick, derzeit der Strategie 2025, die als Rahmenwerk fungiere. "Da gibt es keinen Grund, irgendetwas kurzfristig zu ändern", sagte Meyer. Das sei auch im Hinblick auf die Trends so - er nannte als die wichtigsten für den Konzern Globalisierung, Digitalisierung E-Commerce und Nachhaltigkeit. Die Strategie 2025 werde weiter fortgesetzt und deren Prioritäten graduell angepasst, "wie es eben erforderlich ist", wo sich Opportunitäten im Markt sowie Herausforderungen böten, wie zum Beispiel aktuell bei Post & Paket Deutschland.


   Trends Globalisierung, Digitalisierung, E-Commerce und Nachhaltigkeit 

Derzeit sei zu beobachten, dass sich beispielsweise die Globalisierung ändere, aber dadurch werde der Welthandel nicht eingeschränkt, sondern Produktion und Lieferketten geopolitisch verlagert.

"Wir wollen den Kunden helfen, ihre Supply Chain so umzustellen, dass sie auch mit den neuen makroökonomischen Bedingungen möglichst gut klarkommen", sagte Meyer.

Zudem sei E-Commerce der Wachstumstreiber in mehreren Geschäftssegmenten des Konzerns und habe "mindestens noch eine Dekade von überproportionalem Wachstum". Den Punkt Nachhaltigkeit will Meyer in allen Segmenten vorantreiben, um tatsächlich Emissionen zu vermeiden und zu senken, im Konzern sowie im Kundenkontakt.

Einen Rückzug - oder teilweisen Rückzug - aus China im Zuge der aktuellen geopolitischen Spannungen sieht Meyer für den Konzern derzeit nicht. "Wir sind dort, wo unsere Kunden sind. Dementsprechend werden wir nachvollziehen, wenn sich der Footprint unserer Kunden ändert", so Meyer. "Es sieht im Moment nicht danach aus, als würde es zu einer Reduktion unserer Aktivitäten in China führen." Dahingehend gebe es keine Pläne.

Zum Thema Zukäufe sagte Meyer, die derzeitige "Phase makroökonomischer Unsicherheiten" biete auch Wachstumsmöglichkeiten, weil sich Bewertungen ändern. Der Konzern sei sehr solide aufgestellt, "da gibt es auch Opportunitäten, die man sich verstärkt anschaut". Zum Beispiel in den Bereichen E-Commerce und Nachhaltigkeit sehe er noch Wachstums- und Geschäftsopportunitäten. Generell gälten für Zukäufe unverändert drei Kriterien: Sie müssen den Konzern strategisch nach vorne bringen - sei es mit verstärkter "Managementkapazität oder einem physischen Netzwerk". Die Transaktion müsse "zu einem vernünftigen Preis machbar sein", und das Übernahmeziel müsse "einfach integrierbar sein".

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

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May 03, 2023 08:13 ET (12:13 GMT)