Düsseldorf (Reuters) - Der Logistikkonzern DHL hält nach den Worten von Vorstandschef Tobias Meyer an seiner breiten internationalen Aufstellung fest.

"Wir haben eine relativ breite globale Präsenz und wollen diese auch aufrecht erhalten", sagte der Manager am Dienstagabend vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf (WPV). Sein Konzern setze weiter auf Globalisierung. Das Geschäft außerhalb Deutschlands habe zuletzt mehr als 90 Prozent zum Gewinn beigetragen. Zwar habe sich die Konjunktur im zweiten Halbjahr nicht so gut erholt wie erhofft. "Wir gehen schon davon aus, dass wir vor allem in den Konsumenten-lastigen Geschäften, in den Paketgeschäften, auch ein ordentliches Weihnachtsgeschäft sehen."

Zu den wichtigsten Auslandsmärkten des Konzerns gehört Meyer zufolge weiterhin China. "Wir haben keine Absicht, dort weniger zu machen", betonte der Manager, der im Mai die Nachfolge des langjährigen Vorstandschefs Frank Appel angetreten hatte. In der Volksrepublik gebe es immer mehr private Unternehmen, mit denen DHL ins Geschäft kommen wolle. "Der chinesische Markt ist vor allen Dingen als Export- und Importmarkt für uns weiter sehr attraktiv." Meyer verwies auf die Pläne zum Ausbau der Windenergie. "Auch das ist ein Geschäft, wo logischerweise Dinge transportiert werden müssen." Der US-Markt bleibe wichtig. Hier wolle DHL weiter wachsen und auch investieren.

In Deutschland sehen für DHL die Zeichen anders aus. Der Briefbereich schrumpfe nicht zuletzt durch die zunehmende Digitalisierung. Das sei auch kein Beinbruch. Der Konzern werde aber nicht das hiesige Geschäft mit den Einnahmen aus dem Ausland subventionieren. "Wir haben klar artikuliert, dass wir bereit sind, das was wir in Deutschland verdienen, zu investieren."

Die Bundesnetzagentur hatte einen Antrag des Unternehmens auf eine vorzeitige Portoerhöhung im kommenden Jahr abgelehnt. Der Konzern hatte dies kritisiert. Der Umbau zur Klimaneutralität koste viel Geld. Dies könne nun nicht in dem erforderlichen Maße verdient werden. Das Unternehmen hat eine neue Variante bei der Zustellung ins Spiel gebracht, die für Erleichterung sorgen könnte. Danach soll ein Standard-Brief erst nach drei Tagen zugestellt werden, was Einsparungen beim Transport ermöglichen könnte. Post, die einen Tag nach dem Einwurf zugestellt werden soll, ein sogenannter "Prio-Brief", würde dann teurer sein.

"Die Rahmenbedingungen müssen stimmen", betonte Meyer. Wie die aussehen, hängt auch von der geplanten Novelle des Postgesetzes ab. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte Ende Januar Eckpunkte für die Gesetzesänderung vorgelegt, es setzt auf mehr Wettbewerb und mehr Kompetenzen für die Bundesnetzagentur. Das könnte gravierende Folgen für den Marktführer Post haben. Der Bonner Konzern hatte im ersten Halbjahr im Brief- und Paketgeschäft in Deutschland bei einem leicht gesunkenen Umsatz einen Gewinneinbruch verbucht.

(Bericht von Tom Käckenhoff, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)