--Lufthansa schreibt im Gesamtjahr Rekordverlust

--Lufthansa erwartet 2021 geringeren operativen Verlust

--Lufthansa sieht Angebotskapazität 2021 bei 40 bis 50 Prozent des Vorjahreswertes

--Aktie fällt zu Handelsbeginn um 2,3 Prozent

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Von Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Lufthansa hat wegen der Corona-Krise im vergangenen Jahr einen Rekordverlust geschrieben und ist auch im vierten Quartal tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust war jedoch geringer als am Markt erwartet. Dazu trug auch die Cargo-Sparte bei, die getragen von einem starken Anstieg der Durchschnittserlöse trotz einer rückläufigen Frachtkapazität ein Rekordergebnis erzielte. Für 2021 erwartet der Konzern weiterhin einen positiven operativen Cashflow, der operative Verlust soll - gemessen am bereinigten EBIT - geringer als im Vorjahr sein. Doch das Geschäft erholt sich langsamer als zunächst erhofft.

Der geringer als erwartete Verlust kann den Kurs im frühen Handel nicht stützen. Laut einem Marktteilnehmer belasten angesichts der erwarteten Lockdown-Verlängerung die schwindenden Aussichten auf ein Ostergeschäft den Kurs. Die Lufthansa-Aktie fällt zu Handelsbeginn um 2,3 Prozent.

"Das vergangene Jahr war das herausforderndste in der Geschichte unseres Unternehmens", sagte Konzernchef Carsten Spohr laut der Mitteilung. Wegen des Einbruchs der Nachfrage infolge der Covid-19-Pandemie und weltweiten Reisebeschränkungen boten die Airlines des Konzerns 2020 insgesamt nur 31 Prozent der Vorjahreskapazität an und beförderten insgesamt nur 36,4 Millionen Passagiere, gerade mal ein Viertel so viel wie noch 2019. Der Auslastung der Maschinen sank um 19,3 Prozentpunkte auf 63 Prozent.


   Lufthansa bleibt optimistisch, dämpft Erwartungen 

Dank der Verfügbarkeit von Impfstoffen und der weiteren Verbreitung von Corona-Tests rechnet der MDAX-Konzern ab dem Sommer nun wieder mit einer stärkeren Nachfrage nach Flugreisen, dämpft allerdings die bisherigen Erwartungen: Die Angebotskapazität dürfte im Gesamtjahr 2021 bei 40 bis 50 Prozent im Vergleich zu 2019 liegen. Zuvor hatte die Lufthansa das obere Ende der Spanne bei 60 Prozent gesehen. Die Konzernairlines seien jedoch vorbereitet, um kurzfristig wieder bis zu 70 Prozent der Vorkrisenkapazität anzubieten, sagte Spohr.

Der Umsatz brach von Oktober bis Dezember um 71 Prozent auf 2,59 Milliarden Euro ein. Der bereinigte Verlust vor Zinsen und Steuern (bereinigtes EBIT) lag bei 1,29 Milliarden Euro, der Konzernverlust erreichte 1,14 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 175 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Der Jahresverlust türmte sich auf 6,7 Milliarden Euro, nach einem Gewinn von 1,2 Milliarden im Jahr 2019.

Analysten hatten im Konsens mit einem Quartalsumsatz von 2,46 Milliarden Euro, einem bereinigten EBIT von minus 1,44 Milliarden Euro und einem Konzernverlust nach Dritten von 1,24 Milliarden Euro bzw 2,27 Euro je Aktie gerechnet.

Der operative Mittelabfluss konnte im Schlussquartal dank Fortschritten bei der Restrukturierung auf rund 300 Millionen Euro pro Monat begrenzt und damit stärker als geplant eingedämmt werden. Der Konzern hatte sich zum Ziel gesetzt, den Mittelabfluss ohne Berücksichtigung von Working-Capital-Veränderungen, Investitionen und Einmal- und Restrukturierungsaufwendungen im Schlussquartal auf rund 350 Millionen Euro zu begrenzen, nach 200 Millionen Euro im dritten Quartal. Auch im laufenden ersten Quartal soll der operative Mittelabfluss auf 300 Millionen Euro eingegrenzt werden.


   Bereinigter freier Cashflow profitiert von Rückgang der Investitionen 

Der bereinigte freie Cashflow belief sich im Gesamtjahr auf minus 3,7 Milliarden Euro, wobei allein für Ticketrückerstattungen rund 3,9 Milliarden Euro ausgezahlt wurden. Die Marktbeobachter hatten mit einem bereinigten freien Cashflow von minus 4,238 Milliarden Euro gerechnet. Die Investitionen konnte der Konzern gegenüber dem Vorjahr um rund zwei Drittel auf 1,3 Milliarden Euro verringern, vor allem auf der Grundlage umfangreicher Vereinbarungen mit den Flugzeugherstellern. So sollen Flugzeugauslieferungen in den Jahren 2021 sowie darüber hinaus verschoben werden, so dass der jährliche Investitionsaufwand auch zukünftig niedriger als ursprünglich geplant ausfallen werde, teilte die Lufthansa mit.

Die Nettokreditverschuldung inklusive Leasingverbindlichkeiten stieg zum Jahresende auf rund 9,9 Milliarden Euro, von 6,7 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Die Lufthansa Group verfügte zum 31. Dezember 2020 über liquide Mittel von rund 10,6 Milliarden Euro, davon entfielen 5,7 Milliarden Euro auf nicht in Anspruch genommene staatliche Stabilisierungsmaßnahmen. Bis Jahresende wurden Stabilisierungsgelder in Höhe von rund 3,3 Milliarden Euro abgerufen, von denen zwischenzeitlich bereits eine Milliarde Euro zurückgezahlt wurde.

"Die Lufthansa Group ist über das Jahr 2021 hinaus durchfinanziert", sagte der seit dem 1. Januar amtierende Finanzvorstand Remco Steenbergen laut der Mitteilung. "Dabei helfen uns auch die bisher ungenutzten Elemente des Stabilisierungspakets, die wir bei Bedarf in Anspruch nehmen können, um unsere Bilanz weiter zu stärken."

Neben der Rückzahlung der staatlichen Stabilisierungsmittel habe sich der Konzern zum Ziel gesetzt, dass die Finanzmärkte die Kreditwürdigkeit mittelfristig wieder mit einem Investment Grade bewerten, sagte Steenbergen weiter.

(Mitarbeit: Herbert Rude)

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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March 04, 2021 03:12 ET (08:12 GMT)